Was ist "Bauhaus?"
Als „Bauhaus“ wird eine Architekturströmung bezeichnet, die sich nach dem Ersten Weltkrieg neben anderen avantgardistischen, gegen den Historismus gerichteten Strömungen entwickelte und die architektonische Phase der „Moderne“ („Neues Bauen“, „Klassische Moderne“, ca. 1920–1968) mitprägte.
Die Vertreter dieser heute als „klassische Moderne“ bezeichneten Richtung gingen in ihren neuen Gestaltungsgrundsätzen von Verstand und Logik und der reinen Funktionalität der Bauwerke aus.
Die „Moderne“ betrifft vor allem den „Funktionalismus“, den „Rationalismus“ und seit 1926 die Theorie vom „organischen Bauen“.
Der Begriff „International Style“ kennzeichnet die Allgemeingültigkeit dieser Architekturauffassung: Verzicht auf repräsentative Details, Verwendung von industriell gefertigten Baustoffen, asymmetrische Gruppierung, kubistische Elemente, weißer Verputz, Lichtfülle.
Der Vater des Bauhauses: Walter Gropius
Der gebürtige Berliner stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen. Sein Großonkel war der Architekt Martin Gropius, ein Schüler Karl Friedrich Schinkels. Das bekannteste Werk von Martin Gropius war das Königliche Kunstgewerbemuseum in Berlin, das heute seinen Namen trägt.
Walter Gropius' Herkunft und Werdegang prädestinierten ihn dazu, schon als junger Mann zu den Vordenkern einer neuen Architektengeneration zu gehören.
Nach dem Abbruch seines Architekturstudiums in München und Berlin trat Gropius 1907 in das Büro des angesehenen Architekten und Industriedesigners Peter Behrens ein. Behrens war bis Kriegsausbruch Chefdesigner der AEG-Produkte aus dem Großunternehmen der Familie Rathenau.
Auch andere später ebenfalls berühmt gewordene Architekten begannen in Behrens' Büro ihre Karrieren wie Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier.
Im selben Jahr wurde Gropius Mitglied des Deutschen Werkbundes, in dem Künstler, Industrielle und Kulturpolitiker an der Synthese von Kunst und industriellen Fertigungsmethoden arbeiteten.
Bauhausgebäude Dessau
Entworfen wurde das Gebäude vom Bauhausgründer Walter Gropius im Auftrag der Stadt Dessau. Die Pläne entstanden in seinem privaten Büro, über eine Architekturabteilung verfügte das Bauhaus erst ab 1927.
Die Innenausstattung des Gebäudes entstand in den Werkstätten der Hochschule. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Stadt Dessau, die auch das Grundstück zur Verfügung stellte.
Der Entwurf ist die Weiterentwicklung einer Idee, die Walter Gropius bereits vor dem 1. Weltkrieg beim Bau des Fagus-Werks in Alfeld an der Leine verwirklicht hatte. Bei beiden Bauten gibt eine vor das tragende Skelett gehängte Glasfassade den Blick auf das Innenleben frei.
So sieht man in Dessau im Werkstattflügel offen die konstruktiven Elemente. Weil auf eine optische Verstärkung der Ecken verzichtet wurde, entsteht ein Eindruck von Leichtigkeit.
Gropius gestaltete die Gebäudeteile unterschiedlich, um sie konsequent nach ihren Funktionen zu trennen. Die Flügel wurden von ihm asymmetrisch angeordnet, so erfasst man die Gestalt des Komplexes nur, wenn man um den gesamten Bau herumgeht, eine zentrale Ansicht gibt es nicht.
Fagus Werk Alfeld
Der Unternehmer Carl Benscheidt erteilte Walter Gropius 1911 den Auftrag, für seine neue Schuhleistenfabrik ein Fabrikgebäude zu errichten, das modernen Gesichtspunkten entsprechen und direkt an der Eisenbahnlinie Hannover–Alfeld-Kassel/Bebra liegen sollte. Hierbei konnte Gropius bei der Grundrissgestaltung auf einen bereits fertigen Vorentwurf des Architekten Eduard Werner zurückgreifen, um in der Fassadengestaltung völlig neue Wege zu gehen. Des Weiteren konnten Gropius und sein Mitarbeiter Meyer Erfahrungen verarbeiten, die bereits im 19. Jahrhundert im Gewächshaus-, Bahnhofs- und Weltausstellungsbau gewonnen wurden. Auch hat die Alfelder Fabrik einen unmittelbaren, aber lange Zeit verkannten Vorgänger in der von einem anonymen Urheber entworfenen Steiff-Fabrikhalle in Giengen an der Brenz . Heute befindet sich in den Gebäuden der Fagus-Werke außer der Schuhleistenfertigung auch ein Schuhmuseum. Der Name Fagus ist lateinisch und bedeutet Buche. Buchenholz war der Rohstoff für die seit 1858 in Alfeld ansässige industrielle Schuhleistenherstellung. Die Fabrikanlage ist seit 1946 eingetragenes Baudenkmal und wurde seit 1984 umfangreich restauriert. Seit 2006 befindet sich im ehemaligen Lagerhaus eine Fagus-Gropius-Ausstellung. Am 25. Juni 2011 wurde die Fabrikanlage zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Mies van der Rohe und das Bauhaus im Ausland
1939 gründete Mies van der Rohe sein Architekturbüro in Chicago und bekam nach der Fusion des Armour Institute mit dem Lewis Institute zum Illinois Institute of Technology (IIT) ein Jahr später den Auftrag für die Planung des neuen Campus dieser Hochschule. Er entwarf eine an der Erschließungsstruktur Chicagos orientierte rechtwinklige und durchgrünte Ansammlung niedriggeschossiger Institutsgebäude mit sichtbaren Stahltragwerken und Ausfachungen aus Backstein und Glas. Fünfzehn dieser Gebäude realisierte er im Laufe der Jahre selbst, darunter 1946 die Alumni Memorial Hall, 1952 die St. Savior Chapel und 1956 die Crown Hall, die als eines seiner Meisterwerke in den USA gilt. Außerdem baute er weitere neun Gebäude für Hochschuleinrichtungen außerhalb des Campus. Mit dem Ausscheiden aus dem IIT 1958 wurde schließlich auch die Zusammenarbeit mit seinem Büro beendet.