X-Ploration: Data Mining und Sentimentanalyse mit Hugging Face

Autor: Oguzhan-Burak Bozkurt


Durch den kontinuierlichen und raschen Fortschritt in jüngster Zeit auf den Gebieten von Big Data und KI-Technologien sind heutzutage insbesondere Teilbereiche des Informationsmanagements gefragter als je zuvor. Die Rolle des Informationsmanagers und Data Scientists besteht darin, Methoden zur Erfassung und Verarbeitung von Informationen aus unterschiedlichen Datenquellen anzuwenden. Zudem ist er befähigt, Entscheidungen darüber zu treffen, welche Verarbeitungsprozesse zur gezielten Knowledge Discovery aus umfangreichen Datensätzen geeignet sind. Hierbei kommt Data Mining ins Spiel, eine Methode, die die systematische Extraktion relevanter Informationen und Erkenntnisse aus großen Datenmengen umfasst.

In diesem Blogbeitrag werden wir tiefer in das Thema eintauchen und uns einem von vielen Verfahren des Data Mining, genauer der Sentimentanalyse im Text Mining, praxisnah annähern. Dabei bin ich der Ansicht, dass ein tieferes Verständnis erreicht wird, wenn das theoretisch Gelernte eigenständig umgesetzt werden kann, anstatt lediglich neue Buzzwörter kennenzulernen. Ziel ist eine Sentimentanalyse zu Beiträgen auf der Social Media Plattform X (ehemals Twitter) mit Verfahren aus dem Machine Learning bzw. einem passenden Modell aus Hugging Face umzusetzen.

Ihr könnt euch in die Hintergründe einlesen oder direkt zum Coden überspringen.

  • Einführung: Data Mining ⛏️
  • ML-Based Text Mining 🤖
  • In my feelings mit Hugging Face 🤗
  • Let’s build! Sentimentanalyse mit Python 🐍

  • Einführung: Data Mining ⛏️

    Data Mining umfasst die Extraktion von relevanten Informationen und Erkenntnissen aus umfangreichen Datensammlungen. Ähnlich wird auch der Begriff „Knowledge Discovery in Databases“ (KDD) verwendet. Die Hauptaufgabe besteht darin, Verhaltensmuster und Prognosen aus den Daten zu identifizieren, um darauf basierend Trends zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Dieser analytische Prozess des Data Mining erfolgt mithilfe von computergestützten Methoden, deren Wurzeln in den Bereichen Mathematik, Informatik und insbesondere Statistik liegen. Data Mining kann als Teilprozess innerhalb des umfassenden Datenanalyseprozesses verstanden werden, der folgendermaßen strukturiert ist:

  • Datenbereinigung (Exkludierung von irrelevanten Daten)
  • Datenintegration (Zusammenführen mehrerer Datenquellen)
  • Datenselektion (Auswahl relevanter Daten aus einer Datenbank)
  • Datentransformation (Aufbereitung/Konsolidierung der Daten in eine für das Data Mining passende Form)
  • Data Mining (Prozess gestützt von intelligenten Methoden zum Extrahieren von Daten-/Verhaltensmustern)
  • Pattern Evaluation (Identifikation interessanter Muster und Messwerte)
  • Knowledge Presentation (Präsentieren von mined knowledge durch Visualisierung und andere Repräsenationstechniken)
  • Data Mining als Teilprozess der Knowledge Discovery / Jiawei Han, Data Mining: Concepts and Techniques (2006)

    Die Data Mining Verfahren dienen dazu, den Datenbestand zu beschreiben und zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Hierbei kommen Klassifikations- und Regressionsmethoden aus dem statistischen Bereich zum Einsatz. Zuvor ist es jedoch notwendig, die Zielvariable festzulegen, die Daten aufzubereiten und Modelle zu erstellen. Die gebräuchlichen Methoden ermöglichen die Analyse spezifischer Kriterien wie Ausreißer- und Clusteranalyse, die Verallgemeinerung von Datensätzen, die Klassifizierung von Daten und die Untersuchung von Datenabhängigkeiten.

    Zusätzlich zu den herkömmlichen statistischen Methoden können auch Deep Learning-Algorithmen verwendet werden. Hierbei werden Modelle aus dem Bereich des Machine Learning unter Anwendung von überwachtem (bei gelabelten Daten) oder unüberwachtem (bei nicht gelabelten Daten) Lernen eingesetzt, um die Zielvariablen möglichst präzise vorherzusagen. Eine wesentliche Voraussetzung für das Vorhersagemodell ist ein Trainingsdatensatz mit bereits definierten Zielvariablen, auf den das Modell anschließend trainiert wird.


    ML-Based Text Mining 🤖

    Ein Teilbereich des Data Mining, der auch maßgeblich maschinelles Lernen einbezieht, ist das Text Mining. Hierbei zielt das Text Mining darauf ab, unstrukturierte Daten aus Texten, wie beispielsweise in sozialen Netzwerken veröffentlichte Inhalte, Kundenbewertungen auf Online-Marktplätzen oder lokal gespeicherte Textdateien, in strukturierte Daten umzuwandeln. Für das Text Mining dienen oft Datenquellen, die nicht direkt zugänglich sind, weshalb Daten über APIs oder Web-Scraping beschafft werden. Im darauf folgenden Schritt werden Merkmale (Features) gebildet und die Daten vorverarbeitet. Hierbei erfolgt die Analyse der Texte mithilfe von natürlicher Sprachverarbeitung (Natural Language Processing – NLP) unter Berücksichtigung von Eigenschaften wie Wortfrequenz, Satzlänge und Sprache.

    Maschinelles Lernen für Datenvorverarbeitung

    Die Vorverarbeitung der Daten wird durch Techniken des maschinellen Lernens ermöglicht, zu denen Folgendes gehört:

  • Tokenisierung: Hierbei werden die Texte in kleinere Einheiten wie Wörter oder Satzteile, sogenannte Tokens, aufgespalten. Das erleichtert die spätere Analyse und Verarbeitung.
  • Stoppwortentfernung: Häufige Wörter wie „und“, „oder“ oder „aber“, die wenig spezifische Informationen liefern, werden entfernt, um die Datenmenge zu reduzieren und die Analyse effizienter zu gestalten.
  • Wortstamm- oder Lemmatisierung: Die Formen von Wörtern werden auf ihre Grundformen zurückgeführt, um verschiedene Variationen eines Wortes zu einer einzigen Form zu konsolidieren. Zum Beispiel werden „läuft“, „lief“ und „gelaufen“ auf „laufen“ reduziert.
  • Entfernen von Sonderzeichen und Zahlen: Nicht-textuelle Zeichen wie Satzzeichen, Symbole und Zahlen können entfernt werden, um die Texte auf die reinen sprachlichen Elemente zu fokussieren.
  • Niedrige Frequenzfilterung: Seltene Wörter, die in vielen Texten nur selten vorkommen, können entfernt werden, um Rauschen zu reduzieren und die Analyse zu verbessern.
  • Wortvektorenbildung: Durch Techniken wie Word Embeddings können Wörter in numerische Vektoren umgewandelt werden, wodurch maschinelles Lernen und Analyseverfahren angewendet werden können.
  • Named Entity Recognition (NER): Diese Technik identifiziert in Texten genannte Entitäten wie Personen, Orte und Organisationen, was zur Identifizierung wichtiger Informationen beiträgt.
  • Sentimentanalyse: Diese Methode bewertet den emotionalen Ton eines Textes, indem sie versucht, positive, negative oder neutrale Stimmungen zu erkennen.
  • Textklassifikation: Mithilfe von Trainingsdaten werden Algorithmen trainiert, um Texte automatisch in vordefinierte Kategorien oder Klassen einzuteilen.
  • Topic Modeling: Diese Methode extrahiert automatisch Themen aus Texten, indem sie gemeinsame Wörter und Konzepte gruppiert.
  • Insgesamt kann der Text Mining-Prozess als Teil einer breiteren Datenanalyse oder Wissensentdeckung verstanden werden, bei dem die vorverarbeiteten Textdaten als Ausgangspunkt für weitere Schritte dienen.

    The effort of using machines to mimic the human mind has always struck me as rather silly. I would rather use them to mimic something better.

    Edsger Wybe Dijkstra

    In unserem nächsten Abschnitt werden wir auf die Sentimentanalyse eingehen und schrittweise demonstrieren, wie sie mit Hilfe von Modellen auf Hugging Face für Beiträge auf der Plattform X (ehemalig Twitter) durchgeführt werden kann.


    In my feelings mit Hugging Face 🤗

    Das 2016 gegründete Unternehmen Hugging Face mit Sitz in New York City ist eine Data Science und Machine Learning Plattform. Ähnlich wie GitHub ist Hugging Face gleichzeitig ein Open Source Hub für AI-Experten und -Enthusiasten. Der Einsatz von Huggin Face ist es, KI-Modelle durch Open Source Infrastruktur und Repositories für die breite Maße zugänglicher zu machen. Populär ist die Plattform unter anderem für seine hauseigene Open Source Bibliothek Transformers, die auf ML-Frameworks wie PyTorch, TensorFlow und JAX aufbauend verschiedene vortrainierte Modelle aus den Bereichen NLP, Computer Vision, Audio und Multimodale anhand von APIs zur Verfügung stellt.

    Drake Meme by me

    Für die Sentimentanalyse stehen uns über 200 Modelle auf der Plattform zur Verfügung. Wir werden im folgenden eine einfache Sentimentanalyse unter Verwendung von Transformers und Python durchführen. Unsere KI soll am Ende Ton, Gefühl und Stimmung eines Social Media Posts erkennen können.

    Viel Spaß beim Bauen! 🦾


    Let’s build! Sentimentanalyse mit Python 🐍

    Zunächst brauchen wir Daten aus X/Twitter. Da im Anschluss auf die neuen Richtlinien die Twitter API jedoch extrem eingeschränkt wurde (rate limits, kostenspielige read Berechtigung) und es nun auch viele Scraping-Methoden getroffen hat, werden wir bereits vorhandene Daten aus Kaggle verwenden.

    1. Datenbereitstellung: Kaggle

    Wir entscheiden uns für einen Datensatz, der sich für eine Sentimentanalyse eignet. Da wir mit einem Text-Mining Modell in Transformers arbeiten werden, welches NLP verwendet um das Sentiment eines Textes zuordnen zu können, sollten wir uns für einen Datensatz entscheiden, in dem sich Texte für unsere Zielvariable (das Sentiment) befinden.

    Hier kann ein Datensatz aus Kaggle verwendet werden, in dem über 80 Tausend englische Tweets über das Thema „Crypto“ in dem Zeitraum vom 28.08.2022 – 29.08.2022 gesammelt wurde: 🐦 🪙 💸 Crypto Tweets | 80k in English | Aug 2022 🐦 🪙 💸

    Wir laden das Archiv herunter und entpacken die crypto-query-tweets.csv in unseren Projektordner.

    2. Zielsetzung und Datenvorverarbeitung: Python + Pandas

    Wir wollen in einer überschaubaren Anzahl an Tweets das jeweilige Sentiment zuordnen. Dazu schauen wir uns den Datensatz aus der CSV Datei genauer an. Uns interessieren dabei besonders Tweets von verifizierten Usern. Mit der Pandas Bibliothekt läss sich der Datensatz in Dataframes laden und nach bestimmten kriterien filtern.

    wir installieren zunächst per pip-install die gewünschte Bibliothek und importieren diese in unsere Codebase.

    pip install pandas

    Anschließends lesen wir die CSV-Datei ein und filtern entsprechend unseren Wünschen den Datensatz und geben diesen als Dataframe aus.

    import pandas as pd
    
    # CSV Datei lesen
    csv_file_path = "crypto-query-tweets.csv"
    df = pd.read_csv(csv_file_path, usecols=['date_time', 'username', 'verified', 'tweet_text'])
    
    # Filter anwenden um nur verifizierte User zu erhalten
    filtered_df = df[df['verified'] == True]
    
    # Printe Dataframe
    print(filtered_df)

    Wir erhalten folgende Ausgabe von 695 Zeilen und 4 Spalten:

           date_time                     username        verified    tweet_text
    19     2022-08-29 11:44:47+00:00     RR2Capital      True  #Ethereum (ETH)\n\nEthereum is currently the s...24     2022-08-29 11:44:45+00:00     RR2Capital      True  #Bitcoin (BTC)\n\nThe world’s first and larges...
    25     2022-08-29 11:44:43+00:00     RR2Capital      True  TOP 10 TRENDING CRYPTO COINS FOR 2023\n \nWe h...
    146    2022-08-29 11:42:39+00:00   ELLEmagazine      True  A Weekend in the Woods With Crypto’s Cool Kids...
    155    2022-08-29 11:42:32+00:00     sofizamolo      True          Shill me your favorite #crypto project👇🏻🤩
    ...                          ...            ...       ...                                                ...
    79383  2022-08-28 12:36:34+00:00  hernanlafalce      True  @VerseOort My proposal is as good as your proj...
    79813  2022-08-28 12:30:15+00:00   NEARProtocol      True  💫NEARCON Speaker Announcement💫\n\nWe're bringi...
    79846  2022-08-28 12:30:00+00:00            lcx      True  🚀@LCX enables project teams to focus on produc...
    79919  2022-08-28 12:28:56+00:00    iSocialFanz      True  Friday.. Heading to Columbus Ohio for a Web 3....
    79995  2022-08-28 12:27:46+00:00  BloombergAsia      True  Bitcoin appeared stuck around $20,000 on Sunda...
    
    [695 rows x 4 columns]

    3. Twitter-roBERTa-base for Sentiment Analysis + TweetEval

    Nun können wir mit Hugging Face Transformers eine vortrainiertes Modell verwenden, um allen Tweets entsprechende Sentiment Scores zuzuweisen. Wir nehmen hierfür das Modell Twitter-roBERTa-base for Sentiment Analysis, welches mit über 50 Millionen Tweets trainiert wurde und auf das TweetEval Benchmark für Tweet-Klassifizierung aufbaut. Weitere Infos unter dieser BibTex entry:

    @inproceedings{barbieri-etal-2020-tweeteval,
        title = "{T}weet{E}val: Unified Benchmark and Comparative Evaluation for Tweet Classification",
        author = "Barbieri, Francesco  and
          Camacho-Collados, Jose  and
          Espinosa Anke, Luis  and
          Neves, Leonardo",
        booktitle = "Findings of the Association for Computational Linguistics: EMNLP 2020",
        month = nov,
        year = "2020",
        address = "Online",
        publisher = "Association for Computational Linguistics",
        url = "https://aclanthology.org/2020.findings-emnlp.148",
        doi = "10.18653/v1/2020.findings-emnlp.148",
        pages = "1644--1650"
    }

    Wir installieren alle für den weiteren Verlauf benötigten Bibliotheken.

    pip install transformers numpy scipy

    Die Transformers Bibliothekt erlaubt uns den Zugriff auf das benötigte Modell für die Sentimentanalyse. Mit scipy softmax und numpy werden wir die Sentiment Scores ausgeben mit Werten zwischen 0.0 und 1.0, die folgendermaßen für alle 3 Labels ausgegeben werden:

    Labels: 0 -> Negative; 1 -> Neutral; 2 -> Positive

    Importieren der Bibliotheken:

    from transformers import AutoModelForSequenceClassification
    from transformers import AutoTokenizer
    import numpy as np
    from scipy.special import softmax
    import csv
    import urllib.request

    Wir schreiben eine Methode zum vorverarbeiten des Texts. Hier sollen später Usernamen und Links aussortiert werden. Außerdem vergeben wir das gewünschte Modell mit dem gewünschten Task (’sentiment‘) in eine vorgesehene Variable und laden einen AutoTokenizer ein, um später eine einfach Eingabe-Enkodierung zu generieren.

    # Vorverarbeitung des texts 
    def preprocess(text):
        new_text = []
     
     
        for t in text.split(" "):
            t = '@user' if t.startswith('@') and len(t) > 1 else t
            t = 'http' if t.startswith('http') else t
            new_text.append(t)
        return " ".join(new_text)
    
    
    task='sentiment'
    MODEL = f"cardiffnlp/twitter-roberta-base-{task}"
    
    tokenizer = AutoTokenizer.from_pretrained(MODEL)
    

    Als nächstes laden wir das Label Mapping aus TweetEval für das zugeordnete Task ’sentiment‘ herunter. Das Modell für die Sequenzklassifizierung kann nun gespeichert und in der ‚model‘ Variable hinterlegt werden.

    # download label mapping
    labels=[]
    mapping_link = f"https://raw.githubusercontent.com/cardiffnlp/tweeteval/main/datasets/{task}/mapping.txt"
    with urllib.request.urlopen(mapping_link) as f:
        html = f.read().decode('utf-8').split("\n")
        csvreader = csv.reader(html, delimiter='\t')
    labels = [row[1] for row in csvreader if len(row) > 1]
    
    # Modell laden
    model = AutoModelForSequenceClassification.from_pretrained(MODEL)
    model.save_pretrained(MODEL)
    

    Im nächsten Schritt schreiben wir zwei Methoden, die dabei helfen sollen zeilenweise Tweet-Texte zu enkodieren und ein Sentiment Score zu vergeben. In einem Array sentiment_results legen wir alle Labels und entsprechende Scores ab.

    # Sentiment Scores für alle Tweets erhalten
    def get_sentiment(text):
        text = preprocess(text)
        encoded_input = tokenizer(text, return_tensors='pt')
        output = model(**encoded_input)
        scores = output.logits[0].detach().numpy()
        scores = softmax(scores)
        return scores
    
    # Sentimentanalyse für jede Zeile im Datensatz anwenden
    def analyze_sentiment(row):
        scores = get_sentiment(row['tweet_text'])
        ranking = np.argsort(scores)
        ranking = ranking[::-1]
        sentiment_results = []
        for i in range(scores.shape[0]):
            l = labels[ranking[i]]
            s = scores[ranking[i]]
            sentiment_results.append((l, np.round(float(s), 4)))
        return sentiment_results

    Zum Schluss wir das Dataframe um unser Ergebnis erweitert. Hierzu erstellen wir eine neue Spalte ’sentiment‘ und fügen mit der apply-Funktion die Ergebnisse aus unserer vorherigen Methode analyze_sentiement hinzu. Am Ende geben wir unser neues Dataframe in der Konsole aus.

    # Ergebnisse in neue Spalte "sentiment" speichern
    filtered_df['sentiment'] = filtered_df.apply(analyze_sentiment, axis=1)
    
    # Ausgabe des neuen DataFrames
    print(filtered_df)

    Wir erhalten ein neues Dataframe mit einer weiteren Spalte in der das Label und die Sentiment-Scores festgehalten werden! 🤗🚀

    Den gesamten Code könnt ihr euch auch auf meinem GitHub Profil ansehen oder klonen.


    Referenzen

    Han, Jiawei (2006). Data Mining: Concepts and Techniques, Simon Fraser University.

    Barbieri, F., Camacho-Collados, J., Espinosa Anke, L., & Neves, L. (2020). Tweet Eval: Unified Benchmark and Comparative Evaluation for Tweet Classification. In Findings of the Association for Computational Linguistics: EMNLP 2020, S. 1644-1650. https://aclanthology.org/2020.findings-emnlp.148.

    Hugging Face Transformers: https://huggingface.co/docs/transformers/index. Zuletzt aktualisiert am 27.08.2023.

    Kaggle Dataset: Leonel do Nascimento, Tiago; „Crypto Tweets | 80k in ENG | Aug 2022 „: https://www.kaggle.com/datasets/tleonel/crypto-tweets-80k-in-eng-aug-2022. (CC0 Public Domain Lizens), zuletzt aktualisiert am 27.08.2023.

    Wartena, Christian & Koraljka Golub (2021). Evaluierung von Verschlagwortung im Kontext des Information Retrievals. In Qualität in der Inhaltserschließung, 70:325–48. Bibliotheks- und Informationspraxis. De Gruyter, 2021. https://doi.org/10.1515/9783110691597.


    Ist Python die Programmiersprache der Zukunft?

    Autor*innen: Ömer Topcu und Anela Iljijazi

    Python ist eine Programmiersprache, deren wichtigstes Merkmal die Einfachheit ist. Sie wird von einer aktiven Community auf der ganzen Welt entwickelt. Programmiersprachen sind für sich genommen vielfältig einsetzbar und werden gerade im Bereich der künstlichen Intelligenz häufig eingesetzt. Python hat Zukunft und hat sich dieses Jahr erneut vor Java auf Platz 2 der meistgenutzten Sprachen festgesetzt.

    Python ist eine weit verbreitete Programmiersprache, welche von Guido van Rossum entwickelt und 1991 veröffentlicht wurde. Sie wird für Webentwicklung, Softwareentwicklung, Mathematik und Systemskripting verwendet und wurde mit dem Ziel einer guten Lesbarkeit von Programmen entwickelt . Ursprünglich wurde sie als Unterrichtssprache in der höheren Bildung und Ausbildung verwendet. Zudem ist sie plattformunabhängig und kann auf Mac, Windows und anderen Betriebssystemen ausgeführt werden.

    Was kann man mit Python machen?

    Python kann verwendet werden, um Webanwendungen auf dem Server zu erstellen. Darüber hinaus kann Python mit Software verwendet werden, um Workflows zu erstellen. Python kann Dateien lesen und ändern und sich mit Datenbanksystemen verbinden. Es wird häufig verwendet, um große Datenmengen zu verarbeiten und komplexe mathematische Berechnungen durchzuführen.

    Warum Python verwenden?

    Python ist plattformübergreifend und das bedeutet, dass es auf verschiedenen Plattformen, wie Windows, Mac usw. ausgeführt werden kann. Es hat eine einfache Grammatik, welche der englischen ähnelt. Seine Syntax ermöglicht es Entwicklern, Programme in weniger Zeilen zu schreiben. Python bietet auch Rapid Prototyping an. Python läuft also auf einem Interpretersystem, was bedeutet, dass Code ausgeführt werden kann, sobald er geschrieben ist. Diese Programmiersprache ist sehr flexibel und kann prozedural, objektorientiert oder funktional angegangen werden.

    Historik:

    Die Programmiersprache Python wurde Anfang der 1990er Jahre vom Niederländer Guido van Rossum am Centrum voor Wiskunde en Informatica (CWI) in Amsterdam entwickelt. Guido van Rossum lernte Programmieren während seines Mathematikstudiums an der Universität Amsterdam, denn er arbeitete dort als Wissenschaftler und entwickelte später eine neue Programmiersprache, um Basic zu ersetzen. Dies ist notwendig, da Wissenschaftler in der Lage sein müssen, sich selbst zu programmieren. Python begann als Skriptsprache für das verteilte Betriebssystem Amoeba. Python wurde als Nachfolger der ABC-Lehrsprache entwickelt und sollte auf dem verteilten Betriebssystem Amoeba laufen. Guido van Rossum war auch an der Entwicklung der ABC-Sprache beteiligt und somit fließen seine Erfahrungen mit ABC also auch in Python ein. Er bezeichnet sich selbst als Nerd und Computerfreak. Van Rossum, der 2019 in den Ruhestand ging, aber 2021 zu seinem derzeitigen Arbeitgeber Microsoft zurückkehrte, sagte:

    Ich habe mich entschieden, zu meinen Wurzeln zurückzukehren.“ (Vgl. Guido vaan Rossum)

    Abbildung 3, Python Entwickler, Guido van Rossum

    Vorteile von Python:

    • Python ist kostenlos und kann für viele Betriebssysteme heruntergeladen werden
    • Python ist sehr schnell und einfach zu erlernen
    • Python ist eine sehr vielfältige Programmiersprache 
    • wird ständig weiterentwickelt und aktualisiert
    • Der Python-Code gilt als besonders gut lesbar, was mit dem vorgegebenen strukturierten Programmierstil zusammenhängt 
    • Sie wird von viele große Firmen wie Google, Dropbox, Mozilla genutzt
    • Große Community 
    • Es kommt mit weniger Code als andere Programmiersprachen zu gleichen Ergebnissen

    Nachteile von Python:

    • Python ist im Vergleich  zu anderen Programmiersprachen langsam 
    • Python wird zurzeit in 2 Versionen eingesetzt (Python2 und Python3)
    • Mit Python lassen sich auch Spiele programmieren

    Anwendungsbereiche:

    Python wird in vielen Bereichen in unserem Leben angewendet. Die bekanntesten Bereiche sind Webentwicklung, Spielentwicklung, Data Science und Machine Learning. 

    1. Webentwicklung

    Python unterstützt plattformübergreifende Betriebssysteme, was das Erstellen von Anwendungen erleichtert. Weltbekannte Anwendungen wie Drop oder YouTube verwenden Python, um gut zu funktionieren. Python wird für die Webentwicklung verwendet, dazu wird es vereinfacht und schnell, Webanwendungen zu erstellen. Aber wie ist das möglich? Pythons Framework zum Erstellen von Anwendungen macht dies möglich. Es gibt ein System zum Erstellen dieser Frameworks und eine Reihe von Bibliotheken, die verwendet werden können, um Protokolle wie HTTPS, FTP, SSL zu integrieren, um beispielsweise E-Mails zu verarbeiten. Die beliebtesten Frameworks sind Pyramid und Flask. 

    2. Spielentwicklung

    Python wird für interaktive Spiele verwendet. Es gibt Bibliotheken wie PySoy, eine 3D-Game-Engine, die Python 3 unterstützt, oder PyGame, eine Bibliothek, welche die Funktionalität bereitstellt. Populäre Spiele wie Online, Vega Strike, Civilization-IV wurden mit Python erstellt.

    3. Data Science

    Daten sind Geld, denn sie können Ihre Gewinne steigern, wenn Sie wissen, wie Sie relevante Informationen extrahieren, die Ihnen helfen, Ihr Risiko besser zu kalkulieren. Sie können Daten analysieren, verschiedene Operationen durchführen und notwendige Informationen extrahieren. Pandas oder NumPy (Bibliotheken) helfen dir dabei.

    Mit Datenbanken wie Seaborn und Matplotlib können Sie Daten visualisieren.

    4. Machine Learning

    Wir entwickeln Algorithmen, die Computer selbst lernen lassen. Wir sind diejenigen, die sich darum kümmern. Python unterstützt diese Branche durch viele vorhandene Bibliotheken wie NumPy und Pandas.

    Lernen Sie Algorithmen, verwenden Sie Bibliotheken und Sie haben eine Lösung für KI-Probleme. Ganz einfach. Wenn Sie jedoch den harten Weg gehen möchten, können Sie den Code selbst entwerfen, wenn er eine bessere Lösung bietet.

    Was sind Funktionen in Python?

    Eine Funktion ist ein erstellter Programmcode, der aus dem „top-down“-Ablauf eines Programms entnommen wird und ausschließlich aufgerufen werden muss oder kann, denn dadurch können wir diese Funktionen bei Bedarf öfter aufrufen und so sauberen Code mit weniger Fehlerquellen schreiben.

    Also vergeben wir unserer Funktion einen Namen, den wir an jeder Stelle in unserem Python-Programm aufrufen können.

    Um es am besten zu verstehen schauen sie sich das Video unten an: 

    Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=mgA-Ytr32Ys

    Jetzt habe ich dich genug mit Informationen bombardiert. Die einzige Frage, die beantwortet werden sollte ist doch nur, ist Python unsere Zukunft ?.

    Ist Python die Programmiersprache der Zukunft?

    Der Entwickler Guido van Rossum äußert sich zum Thema, ob Python sich künftig weiterentwickeln wird:

    „Ich glaube, Python wird weiter wachsen“ (vgl. Stolens)

    „Die größten Entwicklungen erwarte ich in den Python Bibliotheken – hier sehen wir sehr viele Ergänzungen. Was den Gebrauch von Python im Unterricht betrifft, hoffe ich, Schüler nehmen die Programmiersprache als einfach und spannend wahr und werden ermutigt, sie auch außerhalb der Schule anzuwenden. Ich
    hoffe, es sind nicht nur irgendwelche einmaligen Projekte, sondern dass sie die Sprache weiter aktiv verwenden. Es wäre toll, wenn sie nach ihrem Abschluss eine Zukunft in einem MINT-Fach starten würden und sie ihr Python-Basiswissen dann für ihre eigene Forschung verwenden könnten!“ (vgl. Stolens)

    Stolens (2020): https://www.t3deutschland.de/de/t3-europe/edublogs/interview-guido-rossum (Abruf: 31.01.2022)

    Die Forschung basiert auf Anfragen nach Tutorials zum Erlernen von Programmiersprachen. Google Trends stellt die Basis der Erkenntnisse dar und dient der Ermittlung der Beliebtheit der entsprechenden Programmiersprache. Laut der Statistik der PYPL befindet sich Python auf Platz 1 der meist gesuchten Programmiersprachen. Der prozentuale Abstand zum zweitplatzierten Java ist hier mit rund 10 % sogar noch größer und somit kam JavaScript auf den dritten Platz.

    Abbildung 4, Statistik aus PYPL

    Das Potential von Python ist da, denn Python hat gute Zukunftsaussichten und könnte daher die Programmiersprache der Zukunft werden.

    Über die Autoren:

    Anela Iljijazi: Anela Iljijazi studiert im 3. Semester Informationsmanagement. Sie absolviert das Studium an der Hochschule Hannover Fakultät III. Die Autorin wurde in Hannover geboren. Sie ist 20 Jahre alt. Neben ihrem Studium ist sie Kellnerin im Cheers Hannover.

    Ömer Topcu: Ömer Topcu studiert im 3. Semester Informationsmanagement. Er absolviert das Studium an der Hochschule Hannover Fakultät III. Der Autor wurde in Hannover geboren und ist 20 Jahre alt. Er arbeitet in seiner Freizeit im Einzelhandel.

    Quellenverzeichnis:

    • lerneprogrammieren (2022): Wofür wird Python verwendet? 10 Aufgaben und Anwendungsbereiche. URL: https://lerneprogrammieren.de/python-anwendungsbereiche/ (Abruf: 30.01.23)
    • PYPL (2023): PYPL PopularitY of Programming Language. URL: https://pypl.github.io/PYPL.html (Abruf: 30.01.23)
    • Stolens (2020): Die Python Power – erklärt von Python-Erfinder Guido van Rossum. URL: https//www.t3deutschland.de/de/t3-europe/edublogs/interview-guido-rossum (Abruf: 31.01.2023)
    • Morpheus (2015): Python Tutorial #12 – Funktionen. URL: https://youtu.be/mgA-Ytr32Ys (Abruf: 30.01.2023)
    • Abbildung 2, Programmieren mit Python (2022). URL https://fobizz.com/programmieren-mit-python-ganz-ohne-vorkenntnisse/
    • Sebastian Grüner (2021), Golem, Python-Gründer will doppelte Geschwindigkeit für die Sprachen, URL: https://www.golem.de/news/guido-van-rossum-python-gruender-will-doppelte-geschwindigkeit-fuer-die-sprache-2105-156491.html (Abruf 30.01.2023)
    • Koen Stulens (2020), t3deutschland, Die Python Power, URL: https://www.t3deutschland.de/de/t3-europe/edublogs/interview-guido-rossum(Abruf 30.01.2023)
    • Steemit (2018) Python für Anfänger #1, URL: https://steemit.com/deutsch/@rilc0n/python-fuer-anfaenger-1-einfuehrung-vor-und-nachteile(Abruf 30.01.2023)
    • Python, URL: https://www.python.org/ (Abruf 30.01.2023)

    Big Data und Datenschutz – Wunschdenken oder bereits Realität?

    Autor: Philippe Paszkier


    Wir alle kennen es, man spricht mit einem Freund oder Partner über irgendein Produkt o.ä. ohne dabei überhaupt das Handy entsperrt zu haben und dann möchte man etwas googeln und die Werbung handelt von dem eben besprochenen Thema. Ich meine klar, hat so seine Vorteile da weiter machen zu können, wo die Unterhaltung aufgehört hat. Aber ist das nicht eigentlich ein bisschen unheimlich, dass dir dein Smartphone immer zuhört und alles mitbekommt, was man in dessen Umgebung sagt? Passieren tut das durch Big Data.

    Was ist denn eigentlich Big Data?

    Der Begriff Big Data beschreibt eine große Masse an personenbezogenen Daten, die Unternehmen wegen ihrer Schnelllebigkeit und Komplexität zu Analysezwecken nutzen. Unter den Begriff fallen unter anderem Daten in Form von Zahlen, Texten, Standortverläufen, Videos, Zahlungsunterlagen, Bilder oder auch das gesprochene Wort.

    3V-Modell

    Der Branchenanalytiker Douglas Laney beschrieb Big Data mit dem 3V-Modell. Das erste V steht für Velocity, also die Geschwindigkeit, mit der neuen Daten ankommen und man diese verarbeiten muss. Dann gibt es noch das Volume, also die gesamte Masse an Daten aus den unterschiedlichsten Quellen. Als drittes V gibt es Variety, welches die Vielfalt der Formen der gesammelten Daten beschreibt. Aber im Laufe der Zeit kamen weitere Vs dazu. So auch das V für Variability, also der Schwankung des Datenflusses und Form der Daten. Des Weiteren gibt es noch Veracity, was die Richtigkeit der Daten beschreibt und diese einordnet und sortiert. Je nachdem wo man schaut, gibt es noch die Kategorie Value. Diese beschreibt den Geschäftswert der Daten.

    Speicherung

    Anfang der 2000er fand der Begriff Big Data das erste Mal Einzug in die Köpfe der Menschen. Da fing nämlich die Speicherung und Interpretation von Daten aus dem Internet an. Damals ging es noch eher um das Klickverhalten auf der eigenen Webseite oder die IP-Adresse des Kunden. Von damals zu heute hat sich aber einiges getan, die Form der Daten hat sich geändert und natürlich auch die Datenmenge. Allein im Jahr 2012 wurden weltweit 6,5 Zettabyte an Daten gesammelt. Was ist ein Zettabyte, fragt ihr euch jetzt? Ein Zettabyte steht für EINE MILLIARDE TERRABYTE. Im Jahr 2020 waren es dann auch schon 64,2 Zettabyte. Das bedeutet, dass jeder Mensch, der irgendwie mit dem Internet verbunden ist, durchschnittlich tagtäglich ca. 150 Gigabyte an persönlichen Daten übermittelt. Um sich das mal auf der Zunge zergehen zu lassen, der Film Titanic aus dem Jahr 1997, der wohlgemerkt über drei Stunden läuft, verbraucht in HD einen Speicherplatz von 8,5 Gigabyte.

    Screenshot der Statista-Statistik zu Speicherplatz von Big Data

    Zweck

    Diese unfassbar riesige Menge an Daten wird für Unternehmen interessant, da diese dadurch Zeit in der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen einsparen. So analysiert man Trends um zu prüfen, wo es noch Marktlücken gibt. Ein offensichtlicher Vorteil der Big Data Analyse ist auch die personalisierte Werbung. Der Algorithmus weiß, wie man einen am besten anspricht und wofür man sich interessiert, vielleicht sogar besser als man selbst. Des Weiteren können klügere geschäftliche Entscheidungen getroffen werden, da man durch die Echtzeitanalyse, Veränderungen und Unsicherheiten bewerten und dementsprechend handeln kann. Zudem kann die Produktion effizienter gestaltet werden, da der Kunde einem sagt, was man braucht, wenn auch unfreiwillig. Das Gesprochene und geschriebene Wort, so wie Chats oder Sprachnachrichten, wird zum Füttern von Deep Learning KIs genutzt, um die maschinelle Art des Schreibens und Sprechens zu optimieren und menschlicher/natürlicher machen zu können.

    Weitere Orte an denen Daten über einen gesammelt werden sind Autos die mit dem Handy und mit dem Internet verbunden sind. Außerdem auch Bankdaten, Smart-Home Gadgets und ihre Assistenten wie bpsw. Alexa oder halt klassische Überwachungsmaßnahmen.

    Aufschrei Big Data

    Facebook Skandal

    Erinnert ihr euch noch ans Jahr 2018? Bevor die Pandemie über uns hereinbrach, brach etwas anderes zusammen. Die Reputation von Facebook. Damals kam nämlich raus, dass Facebook (Meta) Daten von mindestens 87 Millionen Nutzern durch Camebridge Analytica (C.A.) auswerten ließ, um so illegal Werbung für den Trump-Wahlkampf zu machen. Die Muttergesellschaft von C.A., die SCL-Group hat es sich zum Geschäftsmodell gemacht, politische Wahlen und Stimmungen durch Big Data Auswertung zu beeinflussen.

    Auswertung

    Big Data ist aber nicht nur für Meta ein Geschäftsmodell. Google und TikTok machen nichts anders. Es wird alles gespeichert, von der Sucheingabe (was suchst du, wie suchst du es, was schreibst du, welche Wörter nutzt du) bis zurzeit, die du brauchst um dich für ein Ergebnis zu entscheiden. Was klickst du auf der Seite an? Wie lange bist du auf der Seite unterwegs? Wo geht es nach dem Besuch der Webseite hin? Wie schnellt scrollst du weiter? Welche Webseiten besuchen deine Freunde und Familie? All das wissen die Unternehmen wie C.A. schon bevor du selbst irgendwas gemacht hast. Jeder Schritt wird verfolgt, jede neue Suche, jede Meinungsänderung wird wahrgenommen. Man wird komplett durchleuchtet.

    Social-Credit-Score

    Kleiner Funfact am Rande, wusstest du, dass Big Data der Grundbaustein für den Social-Credit-Score in China ist? So wird genau erkannt, wo du wie viel reininvestiert, was du mit deinem Alipay Account bezahlt und ob du dein Leihfahrrad auch wieder am richtigen Ort abgestellt hast. Das in Verbindung mit ausgereifter Gesichtserkennungssoftware an öffentlichen Plätzen und du bist durchsichtig. Dadurch, dass heutzutage alles miteinander verbunden ist und alles einfacher werden soll, wird auch vieles noch komplizierter. So auch das Profil was Meta über Nicht-Nutzer anlegen kann, welches auf Daten basiert, die von Bekannten irgendwie irgendwo gespeichert worden sind und die Organisation Zugriff drauf hat.

    kurzer Einblick in das System Social-Credit-Score

    Wert

    Es gibt noch ewig viele Beispiele, was mit Big Data überall auf der Welt gemacht wird und wie man mehr und mehr die Entscheidungsgewalt über sich selbst abgibt. Aber eine Frage ist noch interessant, auf die ich noch nicht eingegangen bin. Wie viel sind diese Daten eigentlich Wert? Auch wenn man Big Data als das Erdöl der digitalen Wirtschaft bezeichnet, kann ich hier leider keine sichere Zahl nennen. Aber ich möchte nur so viel sagen, dass die E-Scooter, die man überall in der Stadt sieht, mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von wenigen Monaten, so viele Daten über uns sammeln, dass die Unternehmen locker an die Börse gehen können. Und das nur durch den Verkauf der gesammelten Daten.

    Emissionen

    Ach so, ganz vergessen. Diese Zettabyte an Daten, die anfallen, müssen irgendwo gespeichert werden. Und wo macht man das? Genau. In riesigen Rechenzentren, die weltweit im Jahr 2020 zwischen 100 und 500 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen haben. Und das Problem hierbei ist, dass es nur noch mehr wird. Es werden mehr Menschen -> mehr Menschen, die einen Internetzugang haben -> mehr Daten -> mehr Server -> mehr Rechenzentren -> mehr CO2. Aus einer ARTE Dokumentation habe ich entnommen, dass im Jahr 2025 geschätzt wird, dass 25 % des gesamten Energieverbrauches nur auf Rechenzentren zurückzuführen sind.

    Rechenzentrum von Meta in Odense

    Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)

    Doch wie sieht das Ganze in der Europäischen Union aus? Was für Vorgaben gibt es hier?

    In der EU wurde im Jahr 2016 die DSGVO eingeführt. Die erste Datenschutzbestimmung kam aus dem Jahr 1995, als das Internet noch lange nicht den Umfang angenommen hat wie heute. Die DSGVO soll somit alle datenschutzrechtlichen Themen und Rechte aus den unterschiedlichen Mitgliedsstaaten für die gesamte EU festhalten. Der Grund für die Einführung der neuen Verordnung ist, dass Unternehmen einen festen Fahrplan brauchen, wie sie mit den personalisierten Daten umzugehen haben, um nicht das Persönlichkeitsrecht der Nutzer und Besucher zu verletzen. Folgende Grundlagen werden deshalb in der DSGVO festgehalten:

    1. Rechtmäßigkeit (Ob die Daten verarbeitet werden dürfen/ wenn ja wie)
    2. Transparenz (welche Daten werden verarbeitet)
    3. Zweckbindung (nur für bestimmten Zweck)
    4. Speicherbegrenzung (Daten müssen gelöscht werden, wenn irrelevant oder gewollt)
    5. Richtigkeit (keine falschen Daten verwenden)
    6. Datenminimierung (Menge für Zweck angemessen)
    7. Integrität und Vertraulichkeit (Schutz vor unfreiwilliger Weitergabe)
    8. Rechenschaftspflicht (Dokumentation des Verarbeitungsprozesses)
    Neue Datenschutzregeln

    direkter Widerspruch

    Das Problem hierbei ist jedoch, dass Big Data ein Sammelbegriff für solche Daten ist. Somit ist festzuhalten, dass Big Data an sich gar nicht den Prinzip der Datenminimierung einhalten kann. Big Data sammelt nicht nach einem Zweck, sondern die Daten an sich bestimmen zu welchem Zweck sie dienen. Vergleichbar ist das mit der Vorratsdatenspeicherung, die hierzulande für Aufsehen gesorgt hatte, da diese ab 2015 gegen das EU-Recht verstoßen hat. Big Data ist das, nur in noch größer… Die einzige Ausnahme sind Kinder, denn ihre Daten dürfen nicht analysiert werden. Da frage ich mich nur, woher wissen die denn, ob es sich um ein Kind handelt?

    Witzige finde ich persönlich ja auch, dass in der DSGVO der Begriff Big Data unter dem Punkt Profiling fällt. Allein dieses Wort beschreibt die Existenzgrundlage der Big Data. Man versucht damit ein Bild oder Profil des Nutzers zu schaffen, mit all seinen guten und schlechten Seiten, Kreditwürdigkeit, Essgewohnheiten und alles was zum Leben dazugehört. Sozusagen ein Freundebuch, nur dass wir keine Freunde sind, sondern ein Stalkingopfer, ohne uns darüber bewusst zu sein.

    Positive Entwicklung

    Aber es muss trotzdem festgehalten werden, dass die restlichen Maßnahmen einen ernsthaften Unterschied im Umgang mit unseren Daten ausmachen. So wird beispielsweise die Dokumentation des Verarbeitungsprozesses eine besonders wichtige Aufgabe, denn dadurch kann nachvollzogen werden, was ausgewertet worden ist und ob das Unternehmen die Analyse solcher Daten valide begründen kann. Außerdem muss eine Risikoanalyse der Datenverarbeitung entwickelt werden und aufgefallene Risiken an die dafür zuständige Aufsichtsbehörde weitergeleitet werden. Einen weiteren positiven Faktor bringt die DSGVO noch mit sich. Dadurch, dass die Datenschutzproblematik mitten in der Öffentlichkeit steht, werden die unterschiedlichen Umgänge mit personenbezogenen Daten ein durchaus wichtiger Wettbewerbsfaktor für viele Unternehmen. Aber nur für die Unternehmen innerhalb der EU. Im EU-Ausland sieht das ganze anders aus.

    Eine Expertenmeinung

    Die Expertin ist Prof. Yvonne Hofstetter. Sie ist Autorin, Juristin und Essayistin, welche in Softwareunternehmen tätig ist und sich um die „Positionierung von Multi-Agentensystemen bei der Rüstungsindustrie und für den algorithmischen Börsenhandel“ kümmert, schilderte in einem Vortrag vom YouTube-Kanal BildungsTV aus dem Jahr 2014, wie das Geschäft mit Big Data funktioniert. So beschreibt sie unter anderem, dass der Finanzmarkt durch die Auswertung jeglicher verfügbaren Informationen, dem Militärsektor sehr ähnelt. So funktioniert der teilweise illegale Hochfrequenzhandel, bei dem Händler und Banken zusammenarbeiten, um dem Investor die Aktien möglichst teuer, weiterzuverkaufen. Auch Aktienpreise werden durch Algorithmen, die durch Unmengen an Finanzdaten gefüttert werden, gedrückt bzw. manipuliert. Außerdem zeigt sie das Ziel der Big Data Analyse im Wirtschaftssektor auf, welches ist, den Menschen zu manipulieren.

    Das Beispiel

    Der Wirtschaftlicher Erfolg ist nicht der einzige Zweck der durch Verarbeitung großer Datenmengen verfolgt wird. So habe sie einst an einem Projekt dem LKA Bayern mitgeholfen, bei dem man überprüfen wollte, ob sich der Drogenhandel von der einen Stadt in die andere verlegt hat. Dafür wurde ausgewertet, welche Delikte begangen worden sind, wer mit wem im Gefängnis saß, wer mit wem verwandt ist oder wer mit wem schonmal etwas zu tun hatte. Durch diese Analyse wurde dann klar, dass sich sowohl die Gruppierung, verantwortlich für den Drogenhandel geändert hatte, als auch Informationen über den Hintermann. Problematisch ist es nur dann geworden, als die Vorstrafen des Mannes gelöscht worden sind, jedoch das Wissen der Hintermann-Tätigkeit noch immer bestand. Das LKA entschied sich dann für den Datenschutz und das Löschen dieser Informationen, nachdem das Löschdatum von einem Rohdatensatz überschritten worden war.

    Das Problem

    Frau Professor Yvonne Hofstetter sieht das große Problem darin, dass die Technik, die zur Überwachung von Personen einst nur dem Militär zur Verfügung stand, jetzt auch im Privatsektor zu finden ist. Aber der Zweck ist kein anderer. So sagt sie unter anderem: „Wir, wir sind die Ursache für riesige Milliardengewinne bei Google oder Facebook, aber wir kriegen nichts dafür. Wir werden wie ich gerade gesagt habe, ausgebeutet.“

    Forderungen

    So fordert sie zu einem das Recht auf Gegenleistung für die eigenen Daten. Zudem ein Recht der Kontrolle und die damit verbundene Löschung der Daten. Zuletzt das Recht auf negative Freiheit, was so viel heißt wie, dass man keinen Nachteil durch die Nicht-Nutzung von digitalen Technologien erleidet. Diese Punkte wurden zum Teil in der DSGVO von 2018 umgesetzt und zu EU-Recht gemacht. So beispielsweise das Fenster, in dem man seine Cookies bestimmen kann.

    Fazit

    Nun denn, was halten wir nun von Big Data? Big Data hat sowohl Vorteile als auch massive Nachteile. Die Analyse der Daten hat zur Folge, dass zukünftige Ereignisse vorhergesagt werden oder bessere Entscheidungen getroffen werden können. Prozesse und Lieferketten können optimiert werden. Werbung wird immer besser die Zielgruppe ansprechen und Dinge über die man gerade gesprochen hat, schon als Werbung angezeigt bekommen. Irgendwie entsteht das digitale Abbild eines Selbst. Nur kommt man hier wieder zu dem unausweichlichen Kritikpunkt, dass der Mensch zum Produkt gemacht wird und eigentlich nichts von der Analyse der eigenen Daten hat. Der Mensch wird manipuliert und unterbewusst zu Entscheidungen gezwungen. Klar sollte sein, dass das eine kritische Entwicklung des Kapitalismus ist. Nur nicht von staatlicher Seite, sondern von Milliardenunternehmen, die nichts mehr interessiert, als uns zu Geld zu machen. Daher, passt, auf was ihr macht. Alleine seid ihr nie.

    Die Datenschutzgrundverordnung, versucht hier die Sicherheit für die Nutzer zu wahren, bzw. wiederzuerlangen. Problematisch hierbei ist jedoch, dass nur 20 % der bei einer Bitkom-Umfrage befragten Unternehmen die DSGVO komplett umsetzt. 60 % der Unternehmen sagen, dass man in Deutschland mit dem Datenschutz übertreibe. Gut 80 % der Unternehmen haben fünf Jahre nach DSGVO Verabschiedung noch immer Probleme die Vorgaben durchzusetzen. Aber zumindest haben 60 % der Befragten angeben können, zumindest den Großteil der DSGVO umsetzten zu können. Ein Schritt in die richtige Richtung. Aber fertig sind wir noch lange nicht.

    Quellen

    Der Einsatz von Spracherkennungssoftware und ihre Grenzen in der Forensischen Linguistik

    Autorin: Kimberley Stips

    Alexa, wer hat versucht, uns zu erpressen?
    Ganz so leicht ist es dann doch nicht. Die Forensische Linguistik ist eine kriminalistische Hilfswissenschaft, die sich mit Sprache im gerichtlichen Kontext beschäftigt. Dazu zählen sowohl die vor Gericht verwendete Sprache wie auch beispielsweise die Autoren- und Sprechererkennung (Fobbe, S. 15 f.). Oder, um es mit den Worten von Patrick Rotter, selbst in der Forensischen Linguistik tätig, zu sagen: „Für uns Sprachprofiler ist Sprache in erster Linie Identität. Egal ob gesprochen oder geschrieben. Sie ist ein Teil von uns.“ (Rotter, S. 15)
    Um Identität(-sfindung) soll es in diesem Beitrag gehen – und um die Frage, wie sehr die Künstliche Intelligenz (KI) in diesem Bereich Ermittler*innen entlasten oder vielleicht sogar ersetzen kann.

    Entwicklung der Spracherkennung

    Der Versuch, Sprache mittels Computern zu analysieren und zu erkennen, ist nicht neu:

    Zeitleiste: Meilensteine der computergestützten Spracherkennung

    Was aber, wenn es nicht nur darum geht, kurze Nachrichten in Text zu verwandeln, sondern etwa herauszufinden, wer eine anonyme Drohbotschaft versendet hat? In den letzten Jahren gab es mehrere Studien dazu, von denen ich hier zwei vorstellen möchte.

    Software & Audioerkennung

    Mit Spracherkennung von komplexeren Audiodateien hat sich unter anderem Franz Bellmann in seiner Bachelorarbeit beschäftigt: er testete sechs frei verfügbare Softwares auf die Eignung zur Transkription von Audiodateien (mit verschiedenen Längen, in verschiedenen Sprechgeschwindigkeiten und mit und ohne Dialekt) in einem polizeilichen Kontext (Bellmann, S. 23). Wie seinen Schlussfolgerungen zu entnehmen ist, haben alle benutzten Programme Schwierigkeiten bei der Worterkennung, Google Web Speech API hat sich am besten geschlagen (Bellmann, S. 47). Doch selbst diese beste Alternative hat immer noch eine Fehlerrate von ca. 30%(!) bei der Transkription (Bellmann, S. 44).

    Software & Textzuordnung

    Manuel Dorobek untersuchte in seiner Masterarbeit 2021 ein ähnliches Projekt, aber auf geschriebene Texte bezogen: kann die KI im Internet veröffentliche Rezensionen zuverlässig den jeweiligen Autor*innen zuordnen? Er wählte 25 Autor*innen mit jeweils 100 verfassten Texten aus (Dorobek, S. 25), die vom besten Modell mit einer Genauigkeit von 96,4% erkannt wurden (Dorobek, S. 149). Zum Trainieren der KI wurden 60 Vorlagetexte genutzt (Dorobek, ebd.). Zwei Autor*innen voneinander zu unterscheiden, gelang schon mit drei Vorlagen (Dorobek, ebd.). Das sind sehr gute Werte, doch in der echten Welt ist der Kreis der Verdächtigen nicht immer so leicht eingrenzbar. Außerdem kann es sein, dass nicht genug Vergleichstexte vorliegen oder keine Texte in ausreichender Länge – weshalb auch Dorobek selbst zu dem Ergebnis kommt: „Für einen Anwendungsfall in der Praxis sind diese Ergebnisse deshalb mit Vorsicht zu betrachten.“ (Dorobek, ebd.)

    Fazit

    KI kann also bisher beim geschriebenen Wort besser unterstützen als beim gesprochenen. Bis die Technik weit genug entwickelt ist, um gerichtsfeste Ergebnisse zu liefern – denn immerhin geht es hier auch um Straftaten und die Frage, ob Menschen ins Gefängnis kommen! – wird also noch einige Zeit vergehen. Bis dahin gilt die Einschätzung von Patrick Rotter:

    „Unsere Lebensleistung an Wort und Text ist schlicht nicht zu erfassen. Und dank der zwangsläufigen Veränderungen auch nicht in starre Muster zu packen. […] Keine künstliche Intelligenz dieser Welt ist in der Lage, sämtliche Dialekte, feinste Nuancen und die ständigen Veränderungen in der Sprache zu begreifen.“ (Rotter, S. 40)

    Quellen

    Fobbe, Eilika (2011): Forensische Linguistik. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag
    Rotter, Patrick (2021): Die geheimen Muster der Sprache. 3. Auflage, München: Redline-Verlag
    Bellmann, Franz (2020): Prototypische Systemintegration und Evaluation von Open Source Sprachmodellen zur automatischen Spracherkennung gesprochener deutscher Texte. Online-Ressource, abrufbar unter BA Bellmann
    Dorobek, Manuel (2021): Automatisierte Autorschaftsanalyse in der deutschen Sprache mittels forensischer Linguistik. Online-Ressource, abrufbar unter MA Dorobek
    Bildquelle: Wedekind, Kai: HTML 5 Speech Recognition API. Online abrufbar unter https://miro.medium.com/v2/resize:fit:1100/format:webp/1*iYxrR4zaECeQ5AgSq3jy_A.png
    Beitragsbild: mohammed_hassan auf Pixabay. Online abrufbar unter https://pixabay.com/images/id-7620463/

    Wie werde ich ein Citizen Scientist? – Der Leitfaden für Einsteiger

    Autor*innen: Mandy Tanneberger und Andreas Schlüter

    Lesezeit: 6 Minuten


    Sie interessieren sich für Citizen Science,
    wissen aber nicht wie Sie anfangen können? Keine Angst!
    Dieser Leitfaden soll Ihnen den Einstieg erleichtern.

    Was ist Citizen Science überhaupt?

    Eine einheitliche Definition des Begriffes gibt es nicht, die deutschsprachige Wikipedia liefert einen guten und verständlichen Überblick.

    „Mit Citizen Science (auch Bürgerwissenschaft oder Bürgerforschung) werden Methoden und Fachgebiete der Wissenschaft bezeichnet, bei denen Forschungsprojekte unter Mithilfe von oder komplett durch interessierte Laien durchgeführt werden. Sie formulieren Forschungsfragen, recherchieren, melden Beobachtungen, führen Messungen durch, publizieren oder werten Daten aus.“ [1]

    Video: Peter Barczewski©, 3D-Artstudio Leipzig und Anett Richter

    Wer kann ein Citizen Scientist werden?

    Kurz und knapp: Jede*r von uns kann ein Citizen Scientist werden. In der Regel startet alles mit einer Frage, die Sie nicht mehr loslässt oder dem Wunsch selbst wissenschaftlich aktiv zu werden. Dabei ist es vollkommen egal, um welche Thematik es sich handelt. Sie können sich beispielsweise mit dem Schutz der Meere[2], dem Bienensterben[3] oder den Auswirkungen der Corona-Pandemie[4] beschäftigen. Haben Sie sich für eine Thematik entschieden, gilt es einen möglichen Erkenntnisgewinn für die Forschung zu definieren und anschließend mit Ausdauer und persönlichem Engagement seine Ziele zu verfolgen. Sie können in einem bestehenden Projekt mitwirken oder eigene Wissenschaft betreiben. Es kann sich lohnen Mitstreiter für ihr Projekt zu begeistern und anzuwerben. Hierfür spielt es keine Rolle, ob sie bereits über Erfahrung in der wissenschaftlichen Arbeit verfügen oder sich einfach gesellschaftlich engagieren wollen.[5]

    Alle Kinder sind geborene Wissenschaftler, bis wir es ihnen austreiben. Nur ein paar wenige sickern mit intakter Neugier und Begeisterung für die Wissenschaft durch das System.

    Carl Sagan

    Wie kann ich als Citizen Scientist aktiv werden?

    1. Schritt – Ein Projekt finden

    Die Wege um als Citizen Scientist aktiv zu werden sind vielfältig. International gibt es zahlreiche Forschungsprojekte die nach freiwilligen Mitwirkenden suchen. Eine aktuelle Übersicht der in Deutschland stattfindenden Bürgerwissenschaft finden Sie auf den folgenden Seiten:

    Projekte entdecken | Bürger schaffen Wissen (buergerschaffenwissen.de)

    citizen_science_germany_projekte (citizen-science-germany.de)

    Dort können Sie ein zu ihren Interessen passendes Projekt finden oder nach Inspiration für eigene Ideen suchen.

    2. Schritt – Vorbereitung

    Haben Sie erstmal ein spannendes Vorhaben gefunden, gilt es nicht vorschnell zu Handeln und in Ruhe zu konzipieren, was für die Umsetzung benötigt wird. Dazu zählt beispielsweise:[6]

    • Erstellung eines Protokolls für die anfallenden Daten
    • Wichtige Fragen des Projekts klären (Zielstellung, Verfahren, Art der Beteiligung)
    • Rechtliche Handhabe im Bezug auf Datenerfassung-/Speicherung
    • die eigene Rolle definieren  

    3. Schritt – Starten

    Aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich! Denken Sie immer daran: Citizen Science ist keine Raketentechnik! In erster Linie soll es Ihnen Freude bereiten. Seien Sie offen für diese neue Erfahrung. Trauen Sie sich, Fragen zu stellen. Es gibt in jedem Projekt Personen, die Einsteigern helfen können und wollen! Suchen Sie sich einen Mentor oder eine Mentorin, knüpfen Sie Kontakte. Und wer weiß, vielleicht werden Sie auch selbst bald zur gefragten Personen. Teilen Sie Ihr Wissen.

    Zum Schluss noch ein kleiner Anreiz: Ihre Arbeit kann sogar finanziell honoriert werden. Im Rahmen des Citizen-Science-Wettbewerbes werden in Deutschland besonders gelungene Projekte ausgezeichnet und erhalten ein Preisgeld von 50.000€. Jeder kann sich und sein Projekt bewerben[7] . Also los geht’s!

    Wieso brauchen wir Citizen Science?

    Citizen Science… das klingt so großstädtisch, so modern. So gar nicht nach der dörflichen Abgeschiedenheit mit ihrem quälend langsamen Internet oder den in Ballungsräumen kaum bekannten Funklöchern.

    Brauchen wir wirklich Bürgerwissenschaften? Für die Forschung sind doch Universitäten und diverse Forschungsgesellschaften zuständig? Mehrere Gründe sprechen für die Wichtigkeit von Citizen Science und die Beteilung von Bürgerwissenschaftler:innen.

    Zum einen profitiert die Wissenschaft selbst von den Bürgerwissenschaften. Wissenschaftler und Forscher können gar nicht alle benötigten Daten selbst erfassen und auswerten. Denken Sie an die unglaubliche Menge beobachteter und gezählter Vögel beim „bird count“! [8]

    Menschengruppe beim Christmas Bird Count im Lee Metcalf National Wildlife Refuge.

    Ausserdem entsteht ein gesamtgesellschaftlicher Nutzen. Die Wissenschaft wird ermutigt, den sprichwörtlichen Elfenbeinturm zu verlassen. Die Bevölkerung kann ihrerseits einen Beitrag zur Wissenschaft leisten. Dabei kommt es geradezu zwangsläufig zum Austausch zwischen allen Beteiligten.

    Und natürlich haben auch Sie als Bürgerwissenschaftler selbst etwas von der Teilnahme. Sie leisten einen aktiven Beitrag zu wissenschaftlicher Forschung. Sie selbst können Forschungsfragen definieren und wissenschaftliche Ergebnisse auch kritisch hinterfragen.

    Wo findet Citizen Science statt?

    Aber muss Citizen Science überhaupt zwingend im digitalen Raum stattfinden? Schaut man sich die Liste der Projekte auf der Internetseite „Bürger schaffen Wissen“ an, kann schon der Eindruck entstehen, dass hier ohne Smartphone und internetfähigem PC nur wenig geht.

    Aber der Eindruck täuscht. Denn oft müssen nur die finalen Ergebnisse elektronisch per App übermittelt werden. Ein Großteil der eigentlichen Arbeit kann gänzlich analog stattfinden. Oft verlangen Citizen Science Projekte nämlich vor allem eines: Geduld. Das folgende Bild zeigt sehr eindrucksvoll, dass Bürgerwissenschaften auch eine sehr praktische Komponente beinhalten kann. Es werden zum Beispiel Rezepte nachgekocht, die vorher aus einem handgeschriebenen Kochbuch mühsam transkribiert worden sind.[9] Neben einer Transkription finden Sie auf den Internetseiten des Volkskundemuseums Wien auch ein Glossar für die heute nicht mehr gebräuchlichen Begriffe. Und beim Kochen spielen weder Internet noch Smartphone eine Rolle. Hier geht es um praktische Fähigkeiten.

    Handschriftlich verfasstes Kochbuch aus dem 18. Jahrhundert, Volkskundemuseum Wien.

    Quiz Citizen Science

    Sie haben den Artikel gelesen und das Video gesehen? Testen Sie jetzt Ihr Wissen zu den Bürgerwissenschaften.

    Sie sind mit dem Ergebnis noch nicht ganz zufrieden? Lesen Sie doch noch einmal den Abschnitt zur Definition von Citizen Science.

    Informationen über die Autor*innen

    Mandy Tanneberger
    Universitätsbibliothek Leipzig (@ubleipzig) / Twitter

    E-Mail: tanneberger@ub.uni-leipzig.de

    Andreas Schlüter
    Herzogin Anna Amalia Bibliothek (@DirektorHAAB) / Twitter

    E-Mail: andreas.schlueter@klassik-stiftung.de


    Quellenverzeichnis

    Fußnoten

    1 Wikipedia 2022

    2 Vgl. Pham 2018

    3 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2019

    4 Vgl. Forschung und Lehre 2020

    5 Vgl. Bürger schaffen wissen (o.J.)

    6 Vgl. Wissenschaftskommunikation (o.J.)

    7 Vgl. Jördens 2022

    8 Vgl. Audubon 2022

    9 Vgl. Paukner 2019

    Literaturverzeichnis

    Audubon (2022): Join the Christmas Bird Count. You can add to a century of community science by joining a count near you. Online unter Join the Christmas Bird Count | Audubon [Abruf am 29.12.2022]

    Bundesministerium für Bildung und Forschung (2019): Dem Bienensterben auf der Spur. Zuletzt aktualisiert am 12.07.2019. Online unter Dem Bienensterben auf der Spur – BMBF [Abruf am 15.12.2022]

    Bürger schaffen wissen (o.J.): Ein Citizen-Science-Projekt starten. Auswahl der Partnerinnen und Partner, Methoden und Beteiligten. Online unter Ein Citizen-Science-Projekt starten: Auswahl der Partnerinnen und Partner, Methoden und Beteiligten | Bürger schaffen Wissen (buergerschaffenwissen.de) [Abruf am 24.12.2022]

    Forschung und Lehre (2020): Tausende Bürger teilen Pandemie-Erfahrungen im „Coronarchiv“. Zuletzt aktualisiert am 17.09.2020. Online unter Citizen Science: Tausende Bürger teilen Pandemie-Erfahrungen im „Coronarchiv“ – Forschung & Lehre (forschung-und-lehre.de) [Abruf am 18.12.2022]

    Jördens, Linn Merle (2022): Auf die Plätze. Citizen Science in deiner Stadt. Zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2022. Online unter Herzlichen Glückwunsch! Drei ausgezeichnete Projekte gehen an den Start | Auf die Plätze! (citizenscience-wettbewerb.de) [Abruf am 27.12.2022]

    Paukner, Sabine (2018): „Kaiser Gerstel, Kapauner Würstel und Schnee Baalen“. Citizen Scientists transkribieren historische Kochrezepte. Online unter Volkskundemuseum – Citizen Scientists-Projekt 2017/18 im Volkskundemuseum Wien [Abruf am 03.01.2023]

    Pham, Thuy (2018): Im Namen der Wissenschaft. Sieben Citizien Science-Projekte, bei denen auch du mitmachen kannst. Zuletzt aktualisiert am 24.09.2018. Online unter Im Namen der Wissenschaft: 7 Citizen Science-Projekte, bei denen auch du mitmachen kannst (zeitjung.de) [Abruf am 31.12.2022]

    Wikipedia (2022): Citizen Science. Online unter Citizen Science – Wikipedia [Abruf am 29.12.2022]

    Wissenschaftskommunikation (o.J.): Citizen Science (Bürger*innen­wissenschaft). Online unter Citizen Science (Bürger*innen­wissenschaft) – Wissenschaftskommunikation.de [Abruf am 01.01.2023]

    Bildquellen

    Beitragsbild: Testing out their binoculars and looking for birds. Photo Credit: Jennifer Jewett / USFWS;
    Lizenz: Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0), Änderungen von A. Schlüter

    Video: Was ist Bürgerwissenschaft? Youtube-Kanal der Helmholtz Gemeinschaft;
    Lizenz: ©Peter Barczewski, 3D-Artstudio Leipzig und Anett Richter

    Abbildung 1: Kinder und Citizen Science: Shutterstock / Photodiem;
    Lizenz: Lizenzfrei

    Abbildung 2: Logo Bürger schaffen wissen: Bürger schaffen Wissen | Wissenschaft im Dialog (wissenschaft-im-dialog.de);
    Lizenz: Genehmigt durch Inhaber / Digitale Pressemappe

    Abbildung 3: Christmas Bird Count at Lee Metcalf National Wildlife Refuge. Photo Credit: Bob Danley / USFWS/ 21.01.2011;
    Lizenz: Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0)

    Abbildung 4: Handschriftlich verfasstes Kochbuch. Foto: Birgit&Peter Kainz, faksimile digital;
    Lizenz: Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)

    Der Mobility Compass: Auf dieses Tool haben wir gewartet!

    Mobility Compass FID move

    Autorin: Lena-Marie Hoppe


    Man plauscht auf dem Flur, beredet in der Teeküche Neuigkeiten aus dem Fachbereich und arbeitet natürlich gemeinsam an Projekten: Der (zum Glück nicht mehr nur virtuelle) Kontakt mit Kolleg:innen aus dem eigenen Institut oder der Fakultät ist eine Selbstverständlichkeit für Forschende. Doch wie wäre es, sich mit nur wenigen Klicks mit mehr als 300 000 Expert:innen aus der eigenen Disziplin vernetzen zu können? Wie wäre es, blitzschnell Spezialist:innen für isländische Verkehrsdaten finden zu können? Oder solche für Straßenschild-Design in Deutschland? (Das wären übrigens 18 Personen.) Wenn es doch nur ein praktisches Tool dafür geben würde …

    Auftritt: Der Mobility Compass!

    Wir – das sind die Teilnehmenden der Veranstaltung Recherche wissenschaftlicher Informationen – durften bei einer Exkursion zur Technischen Informationsbibliothek (TIB) einen umfangreichen Einblick in den FID move erhaschen. Mathias Begoin, der zur Leitung des FID an der TIB gehört, hat uns dabei auch eben jenes Vernetzungswerkzeug vorgestellt, das die Auffindbarkeit von Forschenden des Verkehrswesens drastisch erhöht. 

    Wie funktioniert der Mobility Compass?

    Um es gleich vorweg zu nehmen: super unkompliziert – zumindest für uns Nutzende. Der Mobility Compass wurde von der SLUB Dresden (der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek) im Rahmen des FID move entwickelt. Er beruht auf der Open Source Software VIVO, die Informationen über Forschende und ihre Arbeiten verwaltet und darstellt. Das wiederum  funktioniert über standardisierte Datenformate und verschiedene Ontologien. Das sind, ganz grob gesagt, geordnete Sammlungen von Begriffen eines Themenbereiches und den Beziehungen zwischen ihnen. Mit Hilfe von Ontologien lassen sich also Zusammenhänge und Verknüpfungen darstellen – und das in maschinenlesbarer Form. Doch wie kommen die Daten in den Mobility Compass?

    Datengrundlage

    Wer forscht und publiziert und sich auch noch um solche lästigen Dinge wie Projektfinanzierung kümmern muss, hat nicht unbedingt Zeit und Lust, jede einzelne Veröffentlichung händisch in zehn verschiedene Datenbanken einzupflegen. Wie gut, dass sich dieser Aufwand drastisch reduziert, wenn die Forschenden eine ORCID iD aufweisen. Mit ihr lassen sich Personen eindeutig identifizieren sowie Arbeiten und Forschungsdaten zuweisen. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die ORCID iD auch mit anderen Systemen verknüpft werden kann. Wäre es nicht fabelhaft, wenn der Mobility Compass einfach auf diese bereits zusammengestellten Informationen in professionell erschlossenen Datenbanken zugreifen könnte?

    Natürlich ist das fabelhaft und natürlich tut der Mobility Compass genau das! Neben ORCID gibt es noch elf weitere Datenquellen, aus denen die Daten aktuell bezogen werden. Dazu gehören beispielsweise auch die wissenschaftliche Suchmaschine BASE, die Deutsche Nationalbibliothek aber auch der Verlag Springer Nature. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Transportation Research Thesaurus (TRT). Er beinhaltet das standardisierte Normvokabular, auf dessen Grundlage die Inhaltserschließung der Ressourcen erfolgt.

    Benutzung des Mobility Compass

    „Die frühen 2000er haben angerufen – sie wollen ihr Webseiten-Design zurück.“ Das ist nicht nur der Versuch eines humoristischen Absatzbeginns. Nein, dieser Gedanke kam uns im Seminar Recherche wissenschaftlicher Information öfter, als wir die Benutzeroberflächen so einiger wissenschaftlicher Suchportale sahen. Der Mobility Compass ist mit seinem modernen Design und seiner leichten Bedienbarkeit ein echtes Juwel unter den Webanwendungen.

    Screenshot Mobility Compass, FID move: topic graph
    Der topic graph zeigt eine Auswahl von Themen und verknüpft solche miteinander, die häufig zusammen erforscht werden. Alternativ kann auch nach Thema, Ort oder Person über die Suchzeile gesucht werden.

    Visualisierung wird beim Mobility Compass großgeschrieben! Auf der Startseite werden bereits einige Themen und ihre Verknüpfung untereinander angezeigt. Mit Klick auf das jeweilige Thema wird die Liste relevanter Personen eingeschränkt. Statt nach einem Thema kann die Suche auch geographisch (innerhalb Europas) eingeschränkt werden. Dafür kann die Auswahl über die Karte oder über die Suchzeile erfolgen. Einfach, unkompliziert und schnell: So mögen wir unsere wissenschaftliche Recherche!

    Fazit

    Der Mobility Compass ist ein geniales Vernetzungstool, dass das Auffinden von Forschenden aus dem Bereich des Verkehrswesens enorm erleichtert. Der uneingeschränkte Zugang, die einfache Bedienung und aufgeräumte Oberfläche sorgen für schnelle Ergebnisse bei der Suche. Wir können nur hoffen, dass sich andere Fachbereiche in dieser Hinsicht eine Scheibe vom FID move abschneiden. 

    Quellen

    Mobility Compass (2023): About. Online unter https://www.mobility-compass.eu/?view=about [Abruf am 23.01.2023]

    Webis (2021): Mobilitäts- und Verkehrsforschung. Online unter https://wikis.sub.uni-hamburg.de/webis/index.php/Mobilit%C3%A4ts-_und_Verkehrsforschung [Abruf am 23.01.2023]