Methoden zur Verbesserung der User Experience am Beispiel des Kano-Modells

Autorinnen: Jennifer Tews und Katharina Trommer


Die Kundschaft ist König – doch was erwartet sie eigentlich? Was erwarten Kund:innen von einem Produkt oder einer Dienstleistung und womit lassen sie sich begeistern? Für Unternehmen oder Dienstleister ist es wichtig, die Bedürfnisse seiner Kund:innen sowie deren Ansprüche und Wünsche zu kennen und im besten Fall zu erfüllen. Denn nur so können eine erhöhte Nachfrage und ein dementsprechendes Angebot gewährleistet werden. Eine Einführung in diese Thematik sowie das Kano-Modell als Methode, die Zufriedenheit der Kund:innen festzustellen, erhalten Sie in diesem Beitrag.

Inhalt

Wie Zufriedenheit in der Kundschaft entsteht

Ob Parkautomat oder Selbstbedienungskasse im Supermarkt – unser Alltag ist von interaktiven Produkten und Anwendungen geprägt. Dabei kommt es vor, dass wir mit einigen Systemen mühelos zurechtkommen und uns mit anderen schwertun. Dementsprechend hinterlassen Produkte oder Anwendungen einen positiven, geradezu großartigen Eindruck oder einen negativen und unbefriedigenden. Diese Erfahrung lässt sich in einem einfachen Begriff beschreiben: User Experience (kurz UX).[1]

Die User Experience beschreibt die Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person auf die Nutzung eines Systems, Produktes oder einer Dienstleistung.[2] Sie rückt das subjektive Empfinden sowie die Bedürfnisbefriedigung der Nutzenden ins Zentrum, wobei emotionale Faktoren handlungsleitend sind. Ein positiv in Erinnerung gebliebenes Nutzungserlebnis kann dafür sorgen, dass Kund:innen ein Produkt weiterempfehlen oder noch einmal kaufen. Insbesondere die Ästhetik und intuitive Anwendbarkeit wirken dabei überzeugend.[3]

“Wenn sie ein großartiges Erlebnis schaffen, werden sich die Kund:innen gegenseitig davon erzählen. Sie müssen immer fantastisch sein.”

Jeff Bezos, Amazon

Einfach gesagt entscheiden sich Kund:innen beim Kauf für das Angebot, welches ihren Anforderungen und Wünschen am meisten entspricht. Für Unternehmen ist es daher sinnvoll, die Aspekte der User Experience zu berücksichtigen, um die Nutzungszufriedenheit zu steigern und eine positive Wahrnehmung des Produktes zu bewirken. Dies erfordert mitunter, sich von etablierten Praktiken bei der Produktentwicklung zu lösen und neue Wege einzuschlagen, um Produkte und Anwendungen noch besser an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anzupassen.

Damit landen wir wieder bei unserer Einstiegsfrage, was Kund:innen erwarten? Um herauszufinden, womit Produkte und Dienstleistungen positive Eindrücke hinterlassen, ist die Analyse der Zufriedenheit der Kundschaft notwendig.

Das Kano-Modell – Kund:innenzufriedenheit sichtbar machen

Noriaki Kano

Das Kano-Modell ist eine Methode, um die Zusammenhänge zwischen dem Erreichen bestimmter Produkt-oder Dienstleistungseigenschaften und der erwarteten Kund:innenenzufriedenheit darzustellen. Der Schöpfer dieses Modells, Noriaki Kano, bezieht sich bei seinem Modell auf die Theorie von Frederick Herzberg. Diese besagt, dass nicht notwendigerweise ein linearer Zusammenhang zwischen der Erfüllung eines Bedürfnisses und der daraus resultierenden Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit bestehen muss.[4]

Das Kano-Modell und seine Bestandteile

Innerhalb des Kano-Modells wird zwischen verschiedenen Anforderungskategorien, auch Merkmale oder Faktoren genannt, unterschieden. Es gibt Basis-, Leistungs- und Begeisterungsfaktoren. In einigen Darstellungen wird das Modell durch Questionable, Indifferente Merkmale und Reverse Merkmale ergänzt. Alle Kategorien unterscheiden sich in ihrem Einfluss auf die Kund:innenzufriedenheit und werden im Vorfeld häufig mittels Interviewverfahren bestimmt. Um im Anschluss die Produkt- oder Dienstleistungsanforderungen den einzelnen Kategorien zuordnen zu können, werden Kund:innenenreaktionen bewertet. Dabei wird ein Fragetechnik angewendet, welches auf der Beantwortung zweier Fragen beruht – der funktionalen und der dysfunktionalen Frage.[4]

Die funktionale Frage

Die funktionale Frage ist positiv formuliert und bezieht sich auf die Reaktion der Kund:innen, wenn ein Produkt die jeweils abgefragte Eigenschaft besitzt.

Zum Beispiel:
Was würden Sie sagen, wenn das Produkt bzw. die Dienstleistung über das Merkmal XY verfügen würde?

Die dysfunktionale Frage

Die dysfunktionale Frage ist negativ formuliert und bezieht sich auf die Reaktion der Kund:innen, wenn diese Eigenschaft nicht vorhanden ist.

Zum Beispiel:
Was würden Sie sagen, wenn das Produkt bzw. die Dienstleistung NICHT über das Merkmal XY verfügen würde?

 

Basisfaktoren umfassen Eigenschaften, die von der Kundschaft als Muss für das Produkt vorausgesetzt, aber nicht explizit gefordert werden. Aus diesem Grund werden sie als „Basic“ oder „Must-Be“ bezeichnet. Da diese Faktoren als selbstverständlich erachtet werden, wirkt sich ihr Vorhandensein nicht positiv auf die Kund:innenzufriedenheit aus. Umgekehrt führt ihr Fehlen zu starker Unzufriedenheit.

Ein Beispiel dafür wären die Räder eines Fahrzeugs.

Anders verhält es sich mit den Leistungsfaktoren. Die Zufriedenheit der Kundschaft wächst proportional zum Erfüllungsgrad dieser Anforderungen. Je mehr ein Leistungsattribut erfüllt ist, desto positiver wirkt es sich auf die Kund:innenzufriedenheit aus und umgekehrt. Leistungsfaktoren fungieren häufig als Vergleichskriterium unterschiedlicher Produkte, Angebote oder Dienstleistungen und werden explizit von Kund:innen erwartet.

Ein Beispiel wäre ein Automotor mit besonders starker Leistung.

Begeisterungsfaktoren haben den größten Einfluss auf die Zufriedenheit der Kundschaft. Sie übersteigen deren Anforderungen, sorgen für Begeisterung und werden, ebenso wie die Basisfaktoren, nicht explizit von der Kundschaft verlangt. Im Gegensatz zu den Basisfaktoren werden sie aber nicht vorausgesetzt und lösen deswegen keine Unzufriedenheit aus, wenn sie nicht vorhanden sind. Durch Begeisterungsfaktoren können sich Produkte und Dienstleistungen deutlich von der Konkurrenz abheben. Bereits kleine Leistungssteigerungen können zu einer überproportionalen Steigerung der Kund:innenzufriedenheit führen. Allerdings sind Begeisterungsfaktoren nur schwer zu ermitteln.

Ein Begeisterungsfaktor im Auto könnte eine Sitzheizung sein.

Weitere Bestandteile

Als ergänzende Faktoren können auch Questionable, sowie Indifferente und Reverse Merkmale betrachtet werden.

Questionable weisen auf unlogische Antworten hin und treten auf, wenn sowohl die funktionale Frage als auch die dysfunktionale Frage positiv beziehungsweise negativ beantwortet werden.

Ein Beispiel ist die positive Einschätzung eines sowohl hohen als auch geringen Kraftstoffverbrauchs eines Autos.

Indifferente Merkmale spielen für das Kano-Modell lediglich eine untergeordnete Rolle, da das Vorhandensein oder Fehlen dieser Attribute weder positive noch negative Auswirkungen auf die Nutzungszufriedenheit hat.

Es macht beispielsweise keinen Unterschied, ob das Gaspedal eines Fahrzeugs blau oder schwarz ist. 

Bei Reversen Merkmalen sorgt ein hoher Erfüllungsgrad für Unzufriedenheit bei der Kundschaft. Ein nicht Erfüllen der Attribute führt häufig, aber nicht zwangsläufig zu einer Steigerung der Kund:innenzufriedenheit.

Autos mit besonders viel Hightech und Elektronik können auch Unzufriedenheit auslösen, da beispielsweise die Bedienung als zu kompliziert empfunden wird.[5], [6]

 

Das Kano-Modell einfach erklärt

Bessere User Experience dank Kano-Modell

Wer weiß, was die Kund:innen begeistert, kann Features bewusst einsetzen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen oder die Qualität des Produktes zu verbessern. Zudem lassen sich durch die Steigerung der User Experience unternehmerische Ziele als auch die Interessen der Kundschaft kombinieren. Das Kano-Modell ist eine geeignete Methode, um neue Konzepte, Ideen und Features zu testen und zu bewerten. Zusätzlich vermittelt es ein umfassendes Verständnis für die verschiedenen Anforderungen der Kundschaft, indem es das Verhältnis zwischen Produktanforderung und Kund:innenzufriedenheit abbildet. Kurz gesagt: durch das Kano-Modell lernen Sie die Wünsche und Ansprüche Ihrer Kund:innen kennen, welche sie gewinnbringend für die Verbesserung der User Experience Ihrer Produkte und Dienstleistungen einsetzen können.[7], [8]

Überzeugt?

Sie wollen gleich loslegen und die Zufriedenheit Ihrer Kundschaft mittels Kano-Modell herausfinden? Wir haben Ihnen eine kleine Übersicht mit weiterführenden Informationen zusammengestellt.

Aufgepasst? Testen Sie sich selbst!

Quellen

Literatur

  1. Burmeister, Michael: User Experience = Usability plus X? Online unter https://www.uid.com/de/aktuelles/user-experience-usability [Abruf am 15.11.2022]
  2. DIN EN ISO 9241-210, Ergonomie der Mensch-System-Interaktion. Teil 210, Menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme (ISO 9241-210:2019)
  3. Richter, Michael; Flückiger, Markus (2016): Usability und UX kompakt. Produkte für Menschen. 4. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer Vieweg (IT kompakt)
  4. Graser, Laura; Nirschl, Marco (2020): Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Gestaltung von Artikeldetailseiten am Beispiel von WITT WEIDEN. Amberg-Weiden: Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) (Weidener Diskussionspapiere, Nr. 75 (Juni 2020))
  5. t2informatik GmbH (2022): Kano-Modell. Online unter https://t2informatik.de/wissen-kompakt/kano-modell/ [Abruf am 09.12.2022]
  6. Legend (2021): Kano-Modell ganz einfach erklärt. Video publiziert am 14.08.2021 auf YouTube. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=j4aJK5ThyNI [Abruf am 20.12.2022]
  7. Pfeifer, Anne (2018): Vorteile und Nachteile der Kano-Methode. Zuletzt aktualisiert am 02.05.2018. Online unter https://usertimes.io/2018/05/02/kano-vor-und-nachteile/ [Abruf am 09.12.2022]
  8. Rehmann, Nico (2021): Was ist User Experience? Zuletzt aktualisiert am 05.08.2021. Online unter https://www.cio.de/a/was-ist-user-experience,3661318 [Abruf am 15.11.2022]

Abbildungen

Was hat User Experience mit SEO zu tun?

Autor*innen: Robin Alo und Davud Kilic

SEO ist undenkbar ohne User Experience! Warum? Das werden wir Ihnen in diesem Blogbeitrag aufklären. Viele glauben, dass SEO und User Experience zwei getrennte Dinge sind, jedoch haben sie viel mehr miteinander zu tun als man denkt. Vorerst wollen wir auf die Begrifflichkeiten SEO (Search Engine Optimization) und User Experience (Benutzererfahrung) eingehen, um ein klares Verständnis darüber zu haben.

User Experience – Deutsch: “Benutzererfahrung”

Warum SEO nicht ohne User Experience funktioniert

SEO rückt die User und nicht die Suchmaschinen, ins Zentrum. Bedeutet also, die Optimierung der User-Erfahrung wird in den Fokus gestellt und nicht die Suchmaschinenoptimierung.

Um das Nutzungserlebnis so schön wie möglich zu gestalten, muss die Journey ganz betrachtet werden. Dies beginnt schon mit der Google-Suche, indem der Nutzer seine Anfrage beginnt. Das Suchergebnis entscheidet, ob der Nutzer auf der Website landet und ob er sie weiter nutzen möchte. Die Qualität und Darstellung, welche den Nutzer weiter anregt oder abschreckt, sind sehr wichtige Aspekte in der Erstellung.

1. User Experience & SEO

UX – User Experience

Die User Experience beschreibt, wie sich Menschen beim Navigieren auf einer Website, bei der Nutzung einer mobilen App oder bei der Interaktion mit digitalen Produkten oder Diensten eines Unternehmens fühlen. Dazu gehören die Benutzeroberfläche, Benutzerfreundlichkeit und Benutzerforschung.

Was umfasst User Experience alles?

Designs für außergewöhnliche User Experience zielen darauf ab, den Endanwender glücklich zu machen. Daher muss ein Unternehmen ein klares Verständnis über die Bedürfnisse und Prioritäten der Nutzer haben, bevor ein UX realisiert werden kann. Anhand einer detaillierten Benutzerforschung sind UX-Designer in der Lage, die Funktionalität und den Wert jedes Aspekts der UX zu bewerten.

2. SEO – Suchmaschinenoptimierung

Englisch: “Search Engine Optimization”

SEO steht als Abkürzung für Search Engine Optimization und bezeichnet alle Maßnahmen technischer und inhaltlicher Natur, um die Rankings einer Website und deren Sichtbarkeit in den Ergebnislisten von Suchmaschinen zu verbessern.

Die Suchmaschinenoptimierung kann aufgeteilt werden in Onpage SEO und Offpage SEO und ist Teil des Online Marketings. Es dient der Verbesserung der User Experience.
Hier könnt ihr euch die Basics von SEO auch einfach angucken:

SEO Basics

Onpage und Offpage

Diese zwei großen Bereiche definiert die SEO. Maßnahmen, die auf der Website selbst durchgeführt werden, betrifft die Onpage-Optimierung. Bereiche außerhalb der Website werden durch die Offpage-Optimierung gedeckt.

Onpage

Technische Optimierung

  • Verbesserung von Texten mit relevanten Begriffen und Mehrwertbeschaffung für die User
  • Seite wird durch einfügen von Bildern oder Meta-Angaben besonders relevant für ein Thema

Technische Optimierung

  • Optimierungen am Server, Quellcode oder CMS

Mobile Optmierung

  • Optimierung einer Website für mobiles Endgerät
Offpage

Linkaufbau

  • Maßnahmen zur Steigerung der Domain-Popularität, zum Erhalt von mehr Backlinks
  • Trust der Website soll erhöht werden

Steigerung der Sichtbarkeit

  • Content Marketing und Social Media kann Sichtbarkeit im Netz verbessern

3. Ziele von SEO

Das Erreichen von Top-Positionen in den Suchergebnissen ist das Ziel der Search Engine Optimization. Je nach Art der Website können jedoch noch weitere Ziele definiert werden, wie zum Beispiel:

  • höhere Umsätze und mehr Gewinn bei Online Shops und anderen E-Commerce-Websites
  • Steigerung der Markenbekanntheit
  • Erhöhung der Reichweite
  • Verstärkung der Marktdurchdringung
  • Schaffung eines zusätzlichen Absatzkanals

Umgesetzt bedeutet das für einen Online-Shop den Umsatz überwiegend steigern zu wollen, im Gegensatz zu einem Blogbeitrag, indem die Reichweite erhöht werden soll.

4. Google definiert diese 5 Search Intentionen

  • 1. Visit in Person
    Adresse oder Ort wird gesucht
  • 2. Website
    Bereits bekannte Website soll gefunden werden
  • 3. Do
    Aktion wird angestrebt (Kauf, Download, Installation etc.)
  • 4. Know Simple
    Suche nach Information, die in ein bis zwei Sätzen beantwortbar ist
  • 5. Know
    Suche nach Informationen zu komplexeren Themen

5. Die drei Phasen der Google Suche

  1. Crawling: Google lädt Text, Bilder und Videos von im Internet gefundenen Seiten mit automatischen Programmen herunter – diese werden Crawler genannt.
  2. Indexierung: Google analysiert die Text-, Bild- und Videodateien auf der Seite und speichert die Informationen in einer großen Datenbank, dem Google-Index.
  3. Bereitstellung von Suchergebnissen: Wenn ein Nutzer eine Suchanfrage eingibt, gibt Google Informationen zurück, die für die Suchanfrage des Nutzers relevant sind. Quelle: https://developers.google.com/search/docs/fundamentals/how-search-works?hl=de#crawling

“Information is only useful when it can be understood.” – Muriel Cooper

-https://www.media.mit.edu/posts/muriel-cooper-lasting-imprint/

6. Warum User Experience mit SEO zusammenhängt

User Experience und SEO haben dieselben Ziele, die da wären:

  • Dem Nutzer das geben, was er braucht
  • Dem Nutzer die beste Such- oder Benutzererfahrung geben

UX-Designer setzen auf Interaktionen und Storytelling, um ein auf den Nutzer zugeschnittenes Erlebnis zu vermitteln. Auf der anderen Seite verlassen sich SEO-Experten auf Suchdaten direkt von den Nutzern, um das gleiche Erlebnis zu vermitteln. SEO hat die Daten, die UX braucht. UX hat das Webdesign-Gerüst, welches SEO braucht. Das zeigt, dass die Begriffe miteinander korrelieren.

Die Optimierung von Websites für die Suchmaschinen und die Gestaltung des Nutzererlebnisses führen also zu den selben Zielen.

Ähnliche Artikel

Quellen:

Picture by UX Indonesia on Unsplash

Picture by Duncan Meyer on Unsplash

Photo the white label (05. April 2018): SEO Teil 1 – die wichtigsten OnPage Rankingfaktoren für deinen Ticketshop. Online unter https://the-white-label.com/seo-onpage-rankingfaktoren-fuer-deinen-ticketshop/. Abruf am 23.12.2022

Liferay (2022): Was ist User Experience?. Online unter https://www.liferay.com/de/resources/l/user-experience. Abruf am 18.12.2022

Pereira, Joash (23. Juni 2020): Importance of UX in SEO. In: Medium. Online unter https://medium.com/edtech-in-depth-ischoolconnect/importance-of-ux-in-seo-7b0317404655. Abruf am 16.12.2022

LaFleur, Griffin (2022, April): Search engine optimization (SEO). Techtarget network. Online unter https://www.techtarget.com/whatis/definition/search-engine-optimization-SEO. Abruf am 22.12.2022

p2 media (2023): Suchmaschinenmarketing – die SEO Strategie für B2B. Online unter https://www.p2media.de/news/suchmaschinenmarketing-die-seo-strategie-fuer-b2b/. Abruf am 03.01.2023

Consider to contribute: International Conference on Education Technology Management (ICETM 2022)


The 5th International Conference on Education Technology Management (ICETM 2022)
 will be held in Lincoln, United Kingdom, during December 16-18, 2022.

The conference has added online attendance / presentation for participants in case of you cannot attend the conference.

Call For Papers ICETM2022

The submission deadline is still open until Oct. 15, 2022.

Please consider to contribute.

Student contributions are welcome.

Was hat User Experience mit SEO zu tun?

Kombination von User Experience und SEO

Autor*in: Lea Weiß


Beschäftigt man sich mit der Erstellung von Webseiten, begegnen einem früher oder später auch die Begriffe User Experience (UX) und Search Engine Optimization (SEO). Wenn Du diese Begriffe noch für komplettes Neuland hältst, bist Du hier genau richtig. Beleuchten wollen wir dabei die Kombination von User Experience und SEO. Nach einer kurzen Einführung in das Thema werden wir anhand einiger entscheidender Hintergründe nachvollziehen, weshalb User Experience und SEO immer stärker im Zusammenhang betrachtet werden.

Aufgrund der beobachteten Annäherung von SEO und User Experience gewinnt auch Search Experience Optimization (SXO) an Bedeutung. Denn diese Bezeichnung vereint beide Disziplinen. Dabei eröffnet sich ein spannender Themenkomplex, der hoffentlich auch einige Mitstudierende des Informationsmanagements motiviert, sich (noch) näher mit User Experience und SEO zu beschäftigen.

Anschließend an diesen Beitrag kannst Du in einem kleinen Quiz Dein neues Wissen über SEO und UX testen!

Inhaltsverzeichnis

  1. Was sind User Experience und SEO?
    1. User Experience (UX)
    2. SEO
  2. Entwicklung von SEO
    1. SEO – Black Hat-Methoden
    2. Reaktionen von Google auf unerwünschte SEO
  3. Kombination von UX und SEO
    1. Auswirkungen der Google-Updates – Was hat UX mit SEO zu tun?
    2. UX und Nutzersignale
    3. Kombination von User Experience und SEO im UX Design
  4. Fazit
  5. Quiz
  6. Mehr zu UX und SEO
  7. Quellen

Was sind User Experience und SEO?

User Experience und SEO, was ist das überhaupt? Zunächst schauen wir uns die Definition beider Begriffe an. Anschließend wollen wir mit diesem Hintergrundwissen in das zentrale Thema, der Kombination von User Experience und SEO, einsteigen.

User Experience (UX)

User Experience einerseits, abgekürzt auch einfach UX, betrachtet die Nutzererfahrung auf allen Ebenen. Das bedeutet, alle Empfindungen und Reaktionen vor, während und nach der Nutzung eines beliebigen Produkts beeinflussen die User Experience.[1] In Verbindung mit SEO stehen in diesem Beitrag Webseiten und deren Gestaltung im Mittelpunkt. Das Ziel von UX-Expertinnen und UX-Experten ist, die Produktnutzung so angenehm und unterhaltsam wie möglich zu gestalten.

Ein weiterer, häufig gebrauchter Begriff im Zusammenhang mit Web Design ist Usability. Um User Experience zu verstehen ist es hilfreich, Usability erst einmal getrennt davon zu betrachten. Gemeint ist damit die Gebrauchstauglichkeit und somit Nutzerfreundlichkeit einer Webseite aus technischer Sicht. Demnach wird untersucht, ob alle Elemente ohne Komplikationen funktionieren und zu finden sind. Häufig fällt allerdings nur eine negative Usability auf, wie einigen Beiträgen zu diesem Thema zu entnehmen ist. Gute Gebrauchstauglichkeit hingegen bleibt eher unauffällig. Folglich sind keine Beschwerden bezüglich der Nutzbarkeit schon beinahe positiv zu bewerten.[2]

Im Gegensatz dazu ist für die Nutzererfahrung eine ganzheitliche Betrachtung von Bedeutung. Technische Aspekte wie die Gebrauchstauglichkeit spielen zwar auch eine Rolle, jedoch niemals die alleinige. Werden demzufolge ästhetische Gesichtspunkte und Emotionen im Einklang mit der technischen Nutzbarkeit gesehen, geht es um User Experience.[1]

SEO

SEO andererseits steht für Search Engine Optimization, auf Deutsch Suchmaschinenoptimierung. Dabei beschäftigt man sich mit der Verbesserung der Auffindbarkeit von Webseiten in Suchmaschinen. Darüber hinaus steht diese Abkürzung gelegentlich auch als Synonym für die Person eines Suchmaschinenoptimierers (SEO Manager).

Vereinfacht ausgedrückt beschreibt der Begriff User Experience die Menschensicht und SEO die Maschinensicht auf Web-Inhalte. Doch welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen diesen beiden Gestaltungseinflüssen?

Entwicklung von SEO

Das Ziel dieses Beitrags ist, wie zuvor erwähnt, Berührungspunkte von SEO und UX herauszustellen. Dafür schauen wir uns zunächst die Entwicklungsgeschichte von SEO an. Als Beispiel wollen wir uns im Folgenden auf Google beziehen. Wie unten abgebildeter Karte zu entnehmen ist, ist Google unangefochtener weltweiter Marktführer. Eine Ausnahme stellt China dar, mit seiner eigenen Suchmaschine Baidu.

Kombination von User Experience und SEO
Suchmaschinen Marktanteil weltweit, Stand: Januar 2021;
Quelle: StatCounter Global Stats – Search Engine Market Share; Lizenz: CC BY-SA 3.0; Originaldatei .png geändert zu .jpg

Der weltweite Marktanteil von Google betrug im Januar 2021 91.86 % (s. o.). In Deutschland erreichte Google einen Anteil von 91.56 %. Als zweitgrößte Suchmaschine wird in Deutschland Bing genutzt (5.23 %). Weitere Suchmaschinen mit geringeren Anteilen sind Ecosia, DuckDuckGo oder Yahoo.[3]

SEO – Black Hat-Methoden

Die Reihenfolge (Ranking) in den Suchmaschinen-Trefferseiten (SERPs) wird anfangs in erster Linie von technischen und inhaltlichen Merkmalen beeinflusst. Markus Hübener hat diese beispielsweise in einem “9-Punkte-Optimierungsplan” im Jahr 2009 beschrieben.[4] Auffälligerweise sind darin aber noch keine eindeutigen Kriterien für User Experience mit einbezogen.

Ursprünglich wurden also die Technik, der Inhalt (Content) und auch Verlinkungen als Basiskriterien für das Ranking herangezogen. Aus technischer Sicht sind dabei etwa die Ladegeschwindigkeit und Indexierbarkeit durch Webcrawler zu beachten. Als inhaltliche Aspekte sind dafür vor allem die Semantik und Suchwörter (Keywords) heranzuziehen. Bei den Links sind dann Rückverweise auf die eigene Webseite (Backlinks) von besonderem Interesse.[5] Die Kenntnis darüber führt jedoch auch zu bewussten Manipulationen von Webseiten, um ein hohes Ranking in der Ergebnisliste zu erzielen. Unerlaubte Optimierungsarten dabei werden auch Black Hat genannt. Im Gegensatz dazu werden erlaubte Taktiken als White Hat bezeichnet.

Folgende Verfahren können wir zu den Black Hat-Methoden zählen:

Reaktionen von Google auf unerwünschte SEO

Um betrügerisches Verhalten aufzudecken entwickelt Google seine Algorithmen stets weiter. Infolgedessen werden überoptimierte Webseiten durch Verbannung von den hohen Rankingplätzen abgestraft. Zu den dazu gehörigen Meilensteinen zählt das sogenannte “Panda-Update” im Jahr 2011. In Bezug auf die Content Farmen war es anfangs auch als “Farmer Update” bekannt. Darauf folgte ein besonders wichtiges Update aus dem Jahr 2015, genannt “RankBrain”. Seitdem beeinflusst es vor allem die Sprachsuche unter erstmaligem Einsatz von Machine Learning. Nicht zuletzt verbesserte Google mit dem “Fred-Update” im Jahr 2017 den Bewertungsalgorithmus für die Inhaltsqualität von Webseiten erneut.[6], [7]

Smart Libraries: Wie smart müssen Bibliotheken sein?

Beitragsbild Smart Libraries – Wie smart müssen Bibliotheken sein?

 

Bibliotheken sind weit mehr als reine Aufbewahrungsorte für Medien aller Art. In diesem Beitrag zeigen wir, inwieweit sich Bibliotheken im Sinne von Smart Libraries weiterentwickelt haben und welchen Nutzen Kund*innen davon haben.

Struktur des Beitrages:

Was ist Smart?

Der deutsche Duden führt für das Wort „Smart“ die Begriffe gewitzt und clever.[4] So wird das Wort “Smart” derzeit viel im Zusammenhang mit intelligenten und computergesteuerten Systemen benutzt. Es bestehen bereits sowohl Wörter wie Smarte Technologien als auch Smartphones, Smart Homes und Smart Cities. Doch unter Smart Libraries kann sich kaum jemand etwas vorstellen.

Um eine Vorstellung von einer Smart Library zu bekommen, schauen wir uns zuerst ein Modell von einer Smart City an:

Smart City Wheel

Boyd Cohen beschäftigt sich mit den Themen nachhaltige und intelligente Entwicklung von Städten und ist der Begründer des Smart City Wheel. Laut Cohen gliedert sich eine smarte Stadt in sechs Themenfelder: Mobilität, Bevölkerung, Umwelt, Regierung, Wirtschaft und Lebensraum.

Eine intelligente, smarte Mobilität legt den Schwerpunkt darauf, den Verkehr in den Städten billiger, schneller und umweltfreundlicher zu machen. Die Ziele sind zum einen die Steigerung der Effizienz und eine Verbesserung des Verkehres, der durch die Stadt führt und zum anderen wird gezielt in eine innovative Verkehrspolitik investiert. Folglich müssen neue Verkehrsträger gewonnen werden. Desweiteren muss der Personen- und Warentransport gefördert und die Belastung der Umwelt reduziert werden.

Für eine smarte Bevölkerung stehen die Auswahl des Berufes, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die Berufsausbildung und auch lebenslanges Lernen für alle Altersgruppen im Vordergrund. Abgesehen davon sind sind wichtige Punkte die Integration, die persönliche Weiterentwicklung, die Steigerung des Wohlstands und die Stärkung der Gemeinschaft.

Das Thema smarte Umwelt beschäftigt sich mit einer grünen und umweltbewussten Stadt. Wichtige Punkte sind hierbei die Reduzierung der CO2-Emissionen, die Reduzierung von Müll und die Verwendung von erneuerbaren Energien. Die Regierung in einer smarten City setzt sich für die Zusammenarbeit und Interaktionen zwischen den Bürgern, den Unternehmen und der Verwaltung ein.

Das Ziel einer smarten Wirtschaft ist das innovative und nachhaltige Wachstum der Wirtschaft in einer Stadt. Die Attraktivität einer Stadt muss gesteigert werden, um neue Unternehmen, Geschäfte und Investoren dazu zu gewinnen und dadurch wiederum neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ein smarter Lebensraum bietet den Menschen ein gut ausgebautes Gesundheitssystem und die Einbindung von allen Alters- und Bevölkerungsgruppen. Neue Technologien ermöglichen Sicherheit. Ein weiterer Aspekt ist ein breites Freizeit- und Kulturangebot zur Selbstverwirklichung und Stärkung der sozialen Kontakte.[1]

Quelle: Smart City Wheel · Projects · Smart City Hub

Wie finden Bibliotheken nun ihren Platz in einer Smart City und werden Smart Libraries? In ihrem Buch „Smart Libraries. Konzepte, Methoden und Strategien“ stellen die beiden Herausgeberinnen Linda Freyberg und Sabine Wolf eine Smart Map für Bibliotheken vor und geben Bibliotheken, die smarter werden möchten, neue Ideen mit auf den Weg. [8]

Smart Libraries – Wie sieht’s in der Praxis aus?

Die Umsetzungen von neuen, smarten Ideen sind von Bibliothek zu Bibliothek unterschiedlich. Einige Bibliotheken setzen den Fokus auf Nachhaltigkeit, die durch neue Technik erreicht werden kann. Die Universität Hildesheim ist mit ihrer Smart Library bereits 2012 gestartet. Das Energiemanagement der Universitätsbibliothek wird mit einem “Smart-Home-System” gesteuert. Dieses System beinhaltet zum Beispiel Sensoren, die den Lichteinfall in einem Raum registrieren und den Beleuchtungsbedarf selbständig regeln. [7]

Auch die Bibliothek der technischen Universität (DTU) in Dänemark zeigt in dem folgenden Video, wie eine Smart Library aussehen kann:

In dem Video wird gezeigt, wie in der Bibliothek neue Technik eingesetzt wird. Sensoren gestalten die Arbeitsumgebung für die Student*innen, indem die Raumwärme oder die Beleuchtung der Anzahl der Personen im Raum angepasst wird. Eine App hilft den Student*innen das gesuchten Buch in dem Regal zu finden. Zusammen gefasst versteht sich die DTU als eine Umgebung, in der neue Technologien ausprobiert werden können.[3]

Die Teilhabe von Kunden*innen und das selbstständige Arbeiten wollen Makerspaces in Bibliotheken fördern. Ein Beispiel ist die Hoeb4U der Bücherhallen Hamburg oder der Makerspace der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. In der Hoeb4U können nicht nur ein Häkelset oder Bastelmaterialien ausgeliehen werden, sondern es finden auch Veranstaltungen vor Ort statt.[2] In Dresden liegt der Fokus auf Technik, so kann ein 3D- Drucker oder eine Kamera ausgeliehen und vor Ort ausprobiert werden. Zugleich bekommen Nutzer*innen von Fachpersonal oder anderen Nutzer*innen Hilfe bei der Benutzung der Makerspaces.[6]

Fazit

Bibliotheken entwickeln sich ständig weiter und haben dabei die Bedürfnisse der Kund*innen fest im Blick. Der Anspruch an eine Bibliothek hat sich gewandelt. Einerseits möchten Kund*innen das Medienangebot einer Bibliothek nutzen, andererseits auch das Angebot an Veranstaltungen wahrnehmen und sich mit anderen Kund*innen austauschen und treffen. Die Kennzeichen einer Smart City spielen dabei eine wichtige Rolle: gemeinsam genutzte Räume senken die CO2 Emission und es findet ein Austausch zwischen unterschiedlichen Gruppen der Bevölkerung statt. Kund*innen haben die Möglichkeit sich aktiv einzubringen und durch niedrigschwellige Angebote werden Teilhabe und Inklusion gefördert.

Letztendlich stellt sich die Frage: Ist eine Bibliothek nicht von Anfang bereits eine Smart Library? Im Laufe ihrer Geschichte musste sie sich immer wieder an die Bedürfnisse ihrer Kund*innen anpassen und sich verändern – lange bevor das Wort Smart in Mode kam.

Verwendete Quellen

1bee smart city (2020): smart city indicators. Online unter https://hub.beesmart.city/en/smart-city-indicators [Abruf am 18.01.2021]

2Büchrhallen Hamburg (2021): Jugendbibliothek Hoeb4U.Konzept. Online unter: https://www.buecherhallen.de/hoeb4u-konzept.html [Abruf am 15.01.2021]

3DTUdk(2018):DTU Smart Library-What is it? [Video]. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=qEc7_8xpdj4 [Abruf am 15.01.2021]

4Duden (2020): Wörterbuch. Online unter https://www.duden.de/rechtschreibung/smart [Abruf am 15.01.2021]

5Smart City Hub Switzerland (o. J.): Smart City Wheel. Online unter https://www.smartcityhub.ch/smart_city_wheel.120en.html [Abruf am 18.01.2021]

6SLUB Dresden (2021): SLUB Makerspace. Online unter https://www.slub-dresden.de/mitmachen/slub-makerspace/ [Abruf am 18.01.2021]

7Universität Hildesheim (2012): “Smart Library” – Energieverbrauch senken durch intelligente Steuerungssysteme. Ein Vorhaben im Rahmen der “Sustainable University Hildesheim. Zuletzt aktualisiert am 25.08.2020. Online unter https://www.uni-hildesheim.de/bibliothek/smart-library/. [Abruf am 14.01.2021]

8Wolf, Sabine (2019): Definition einer Smart Library und Erläuterung der Smart Map. Ein State -of-the-Art Ansatz. In: Freyberg, Linda; Wolf, Sabine (Hg.): Smart Libraries. Konzepte,Methoden und Strategien. Wiesbaden: b.i.t. Verlag gmbh (b.i.t. online innovativ, Bd. 76), S. 21-26


Dieser Beitrag ist im Studiengang Informationsmanagement an der Hochschule Hannover im Rahmen des Kurses Content Management (Wintersemester 2020/21, Prof. Dr.-Ing. Steinberg) entstanden. Die besten Beiträge stellen wir Euch hier in den nächsten Wochen nach und nach vor.

Makerspaces: Eine Aufgabe für Öffentliche Bibliotheken?

Beitragsbild Makerspaces – Eine Aufgabe für Öffentliche Bibliotheken?

Autorin: Janina Gerten


Ob das Konzept des Makerspace in das Aufgabenportfolio von Öffentlichen Bibliotheken passt, darüber herrschen unterschiedliche Meinungen. Was ein Makerspace überhaupt ist und welchen Mehrwert er Öffentlichen Bibliotheken bieten kann, soll anhand der „MachBar“ der Stadtbibliothek Duisburg in diesem Artikel verdeutlicht werden.

Inhalt

  1. Maker und Makerspaces
  2. Ausstattung und Angebot
  3. Makerspaces als Aufgabe von Öffentlichen Bibliotheken
  4. Anmerkungen und Quellen

“Öffentliche Bibliotheken waren in früheren Zeiten Ausleihstationen für Bücher und audiovisuelle Medien. Dieses Rollenverständnis hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren erheblich verändert. Zum einen haben das Internet und der starke Ausbau der digital verfügbaren Medien das Spektrum der Nutzung, einschließlich der Erschließung von Informationen und Wissen, qualitativ erweitert.”

Dr. Jan-Pieter Barbian, Direktor der Stadtbibliothek Duisburg


Maker und Makerspaces

Die sogenannte Maker-Bewegung, deren Anfänge bereits 25 Jahre zurück liegt, bildet den Ursprung der heutigen Makerspaces. Der Grundgedanke des Teilens stand bereits damals im Vordergrund. Diese Philosophie greifen Makerspaces wieder auf, indem sie einen öffentlich zugänglichen Raum schaffen und entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellen. Hier können Menschen zusammenkommen, um etwas zu „machen“ und ihre Ideen mithilfe von analogen sowie digitalen Werkzeugen umzusetzen.5 Ebenfalls der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle, da oftmals gebrauchte Materialien wiederverwendet und so Ressourcen geschont werden. Dabei geht es jedoch nicht nur um die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen, sondern auch um den Austausch von Wissen, Kompetenzen und Ideen sowie gemeinsam Neues auszuprobieren und zu entwickeln.4 Die Stadtbibliothek Duisburg hat es für sich wie folgt definiert:

“Die MachBar soll dem gemeinsamen Arbeiten in einer kreativen Umgebung dienen und Hemmschwellen gegenüber neuen Technologien abbauen. Dafür stellen wir unseren Nutzerinnen und Nutzern in einem offenen Raum eine moderne technische Ausstattung zur Verfügung. Sie können neue Techniken ausprobieren, eigene Projekte verwirklichen, Erfahrungen austauschen und Gleichgesinnte treffen.”

Didaktische Typographie: Weißraum und seine Wirkung

Beitragsbild Weißraum und seine Wirkung

Autor*in: Leonie Thissen


Ein Beitrag zur didaktischen Typographie

Jede*r, der*die lesen kann, kennt den typographischen Weißraum. Und jede*r hat auch schon mal die Wirkung von zu viel oder zu wenig davon auf einer Seite oder in einem Text an sich erlebt. Was einem dabei wohl eher nicht bewusst wurde: dass diese Wirkung mit dem Weißraum zusammenhing.

Der Riese im Hintergrund

Typographischer Weißraum ist alles das, wo keine Schrift steht.1 Er muss nicht unbedingt weiß sein. Mit Weißraum sind aber nicht nur Seitenränder gemeint. Weißraum ist z.B. auch das, was in den Buchstaben weiß ist. Oder der weiße Raum im Zeilenabstand.

Warum Weißraum wichtig ist

Der Weißraum hat großen Einfluss auf die Lesbarkeit eines Textes. Zunächst einmal über seinen Anteil in der Schrift. Eine Schrift wirkt zusammen mit ihrem Weißraum. Das leuchtet sofort ein. Fehlt der Weißraum in dem Buchstaben wirken können, ist die beste Schrift (es ist dann keine gute Schrift) unlesbar. Aber auch eine ausgewogene Schrift (eine in der das Verhältnis Buchstabe zu Weißraum stimmt) kann nicht wirken, wenn der Zeilenabstand (noch mehr Weißraum) zu eng gewählt oder die Seite (ob im Web oder gedruckt) überladen ist. Das Gegenteil – zu große Zeilenabstände, eine kahle Seite – ist genauso schlecht für die Wirkung einer Schrift.2

Leselust durch Layout

Schrift ist doch egal, es geht doch um den Inhalt werden Sie jetzt vielleicht denken. Es ist ganz und gar nicht egal. Zunächst einmal senkt ein schlechtes Layout massiv die Lust darauf, einen Text zu lesen oder eine Webseite näher zu betrachten. Auch das hat jeder schon einmal an sich selbst beobachten können. Der unbeschriebene (weiße) Raum dient als Ruhepol für das Auge.3 Aus aneinandergereihter Schrift wird Text, den wir zunächst als Ganzes erfassen. Am visuellen Eindruck des Textes hat der Weißraum einen großen Anteil. Der Ersteindruck eines Textes sorgt dafür, ob wir Lust bekommen ihn zu lesen, neugierig werden oder es eher als eine Qual empfinden. Denken Sie an den höchst unterschiedlichen Eindruck einer Seite in einem Roman oder dem Beipackzettel einer Arznei.4 Das ist in Ordnung. Unterschiedliche Texte, die Unterschiedliches wollen, brauchen auch unterschiedlichen Weißraum für eine unterschiedliche Art der Aufmerksamkeit bei der*dem Lesenden.

Auf einer Seite

Weißraum macht also eine Schrift erst lesbar. Genügend Weißraum auf einer Seite macht einen guten Texteindruck und Lust ihn zu lesen. Typographie nach didaktischen Gesichtspunkten erhöht zu dem auch noch das Verständnis eines Textes.5 In der didaktischen Typographie wird viel Wert auf Absätze und Zwischenüberschriften gelegt.6 Das erhöht den Weißraumanteil logischerweise weiter. Interessanterweise wirkt derselbe Text mit Absätzen und Zwischenüberschriften so, als wäre weniger Text zu lesen. Tatsächlich kamen aber Buchstaben hinzu (durch die Überschriften).7

Im Bild ist der bisher im Artikel vorgestellte Text zweimal dargestellt. Links als ein großer Textblock mit ingesamt 3 Zeilenumbrüchen, sonst keinerlei Zwischenabsatz. Rechts ist der Text mit allen Umbrüchen, Absätzen und Zwischenüberschriften dargestellt, wie sie auch bisher im Artikel vorkamen.

Das Beispiel zeigt den Unterschied an Weißraum innerhalb eines Textes. Zur guten Gestaltung einer Seite gehört natürlich auch ausreichend leerer Raum um den Text herum, an den Seitenrändern, zwischen den Elementen und was sonst noch so auf einer Seite passieren kann.8

Typographie in der Didaktik

Sie sehen, Leselust und Leseverständnis werden natürlich auch durch den Inhalt, aber erstmal durch die äußere Form bestimmt. Mediengestaltung und Werbung wissen das schon lange.9

Nach langer Ruhezeit wird sich wieder wissenschaftlich mit didaktischer Typographie beschäftigt.10 Wer einen Einstieg in die Lehrtextgestaltung unter didaktisch-typographischen Gesichtspunkten sucht, findet diesen in leicht verständlicher und nachvollziehbarer Form bei Rosalie Heinen:

Rosalie Heinen im Interview mit Lisa Kosmalla zu didaktischer Typographie

Weißraum im Web

Beschäftigt man sich mit Weißraum in Onlinetexten (Blogs, Online-Zeitschriften, Webseiten, etc.) wird die Sache unendlich komplizierter. Denn ist eine Buchseite einmal typographisch gestaltet, ist sie “fertig” und bleibt in diesem Zustand.

Das Layout einer Webseite muss aber auch noch in vergrößert und verkleinert gut wirken.11 Die Leselust soll gleichermaßen geweckt werden, ob nun auf einem PC-Bildschirm, am Tablet oder auf dem Smartphone gelesen wird. Die Grundbedürfnisse an gute typographische Gestaltung und den richtigen Einsatz von Weißraum bleiben aber dieselben wie bei einer gedruckten Seite.12

Man sollte sich daher erstmal mit den Regeln von guter Typographie für Druckwerke beschäftigen und diese Erkenntnisse dann auf Online-Texte anwenden.13

Ein paar gelungenere Beispiele für den Einsatz von Weißraum im Web:

 

und ein paar nicht so gute:

Ist das wichtig?

Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, warum das alles wichtig sein sollte. Wir lesen doch ständig alles Mögliche und haben uns dabei noch nie Gedanken über das “Nichts” um die Buchstaben Gedanken gemacht. Das liegt daran, dass

„Gestaltung […] unsichtbar bleiben [muss]. Die Kunst besteht darin, die Information so anzubieten, dass die Leser gar nicht erst darüber nachdenken, dass jemand jede Zeile, jeden Absatz und jede Spalte sorgfältig zu Seiten aufbereitet hat.“14

Erik Spiekermann weiß, wovon er spricht. Er hat dutzende Schriften (und damit auch den Weißraum in den Buchstaben und Wörtern) im öffentlichen Raum entworfen, z.B. die Schrift der Deutschen Bahn, eine eigene Schrift für Bosch oder Schrift auf Verkehrsschildern.15 Sein Schaffen als Designer steht unter dem Motto, dass Schrift immer der zu transportierenden Information dienen muss:

Man liest ja keine Schrift. Man liest ja’n Text.” 16

oder drastischer

“Das kann man nicht lesen, also ist es scheiße.”17

Überträgt man seine Forderungen auf die Bemühungen der didaktischen Typographie, könnte man sagen:

Wenn etwas so gelayoutet ist, dass es nicht gut verstanden wird, ist es nicht gut.

Was am Weißraum wichtig ist

Wir müssen aber glücklicherweise nicht warten, bis die ersten Handreichungen zur didaktischen Typographiegestaltung von Lehrtexten einsetzbar sind. Ein breites Feld von Mediengestalter*innen, Typograph*innen, Grafiker*innen, Marketingfachleuten und anderen beschäftigt sich ausgiebig auch mit dem Weißraum. Was die Mediengestaltung bereits weiß, kann man auch in der Didaktik anwenden.

Helene Clara Gamper fasst im folgenden Video kurz und knackig das Wichtigste zum Thema zusammen:

HCG zu Weißraum in der Mediengestaltung

Zitate

1 Wikipedia 2020; HCG 2017 Min. 0:19-0:24; Kosmalla Min. 15:14-15:20

2 Spiekermann 2004, S. 113

3 Kosmalla 2020, Min. 14:42-15:13

4 Kosmalla 2020, Min. 4:47-6:20

5 Kosmalla 2020, Min. 18:13-19:02, Min. 20:02-20:26

6 Kosmalla 2020, Min. 10:00-10:51

7 Kosmalla 2020, Min. 10:51, Min. 19:48-19:55

8 Spiekermann 2004, S. 77-95 verbatim

9 HCG 2017, Min. 1:40-1:45; Spiekermann 2004, S. 103

10 Kosmalla 2020, Min. 9:01-9:19

11 Spiekermann 2004, S. 119-121

12 Spiekermann 2004, S. 93

13 Spiekermann 2004, S. 39, S. 81

14 Spiekermann 2004, S. 15

15 DW Deutsch 2012, Min. 3:31-4:45; Typografie.info 2013

16 DW Deutsch 2012, Min. 1:25-1:27

17 Rat für Formgebung 2020, Min. 4:04-4:06

Quellen

DW Deutsch (2012): Der deutsche Grafiker Erik Spiekermann und seine Schriftkunst. Zuletzt aktualisiert am 29.02.2012. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=q8BIBx5f8lE [Abruf am 30.01.2021]

HCG corporate designs (2017): Weißraum in der Mediengestaltung. Zuletzt aktualisiert am 20.03.2017. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=K9cHnoyND0I [Abruf am 31.01.2021]

Kosmalla, Lisa (2020): Expertinnen Interview “Didaktische Typografie” mit Rosalie Heinen. Zuletzt aktualisiert am 28.07.2020. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=bgv145gB7Jk [Abruf am 31.01.2021]

Rat für Formgebung (2020): Erik Spiekermann: “Wenn man es nicht lesen kann, ist es scheiße.”. ndion Podcast. Zuletzt aktualisiert am 07.01.2020. Online unter https://www.youtube.com/watch?v=xmpr2Vj8rtw [Abruf am 30.01.2021]

Spiekermann, Erik (2004): ÜberSchrift. Mainz: Verlag Hermann Schmidt

Typografie.info (2013): Hausschrift: Bosch. Zuletzt aktualisiert am 19.01.2013. Online unter https://www.typografie.info/3/hausschriften.html/bosch-r41/ [Abruf am 31.01.2021]

Wikipedia (2020): Typografischer Weißraum. Zuletzt aktualisiert am 22.10.2020. Online unter https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Typografischer_Weißraum&oldid=204770024 [Abruf am 31.01.2021]


Dieser Beitrag ist im Studiengang Informationsmanagement an der Hochschule Hannover im Rahmen des Kurses Content Management (Wintersemester 2020/21, Prof. Dr.-Ing. Steinberg) entstanden. Die besten Beiträge stellen wir Euch hier in den nächsten Wochen nach und nach vor.