Die Zukunft des OPACs

Autorinnen: Anke Engelke und Anna-Lena Lächelt


Inhalt

Entstehung des OPACs

Ein klassischer hölzerner Zettelkatalog mit dutzenden kleinen Schubladen

Ursprünglich wurden Bibliotheksbestände in Zettelkatalogen verzeichnet. Ein Zettelkatalog bestand aus vielen Katalogkarten (oder Zetteln), wobei auf jedem Zettel genau eine der in der jeweiligen Bibliothek vorhandenen Publikationen verzeichnet wurde. Die Zettel wurden üblicherweise in extra dafür angefertigten Katalogkästen nach dem Alphabet geordnet aufbewahrt. Meist wurden mehrere Zettelkataloge geführt, die nach verschiedenen Kriterien (Verfassernamen, Themen, Titel der Publikation) geordnet waren. Diese benötigen aber viel Platz und die Recherchemöglichkeiten sind limitiert – in der Regel sind Zettelkataloge nach dem Nachnamen der Autoren aufgestellt, manchmal auch unter dem Titel des Werks.
Ist beides nicht bekannt, kommen Bibliotheksnutzende schnell an ihre Grenzen und werden im schlechtesten Fall gar nicht fündig.

Deshalb entstanden in den späten 1970ern die ersten digitalen Kataloge in Bibliotheken, vorrangig an solchen mit wissenschaftlichem Schwerpunkt, und legten den Grundstein für den modernen OPAC.1

Was ist eigentlich ein OPAC? 

OPAC steht für "Online Public Access Catalogue". Es ist ein international genutzter Begriff, der Online-Kataloge von Bibliotheken bezeichnet.2

Aber auch die ersten digitalen Kataloge bestachen noch nicht durch eine große Auswahl an Sucheinstiegen oder Komfortfunktionen, über die heutige OPACs verfügen. Im Laufe der Zeit wurden bekannte Funktionen wie Trunkierungen etabliert, die inzwischen als selbstverständlich gelten. An eine erweiterte bzw. Expertensuche, die es ermöglicht, exakt nach dem Erscheinungsjahr, der Sprache oder dem Verlag des gewünschten Titels zu suchen, war beim Gebrauch eines Zettelkatalogs nicht zu denken. Zudem erleichterten diverse Anzeigemöglichkeiten wie eine Sortierung nach Erscheinungsdatum oder Relevanz die Recherche.3

Anfangs gestaltete sich die Etablierung des OPACs als schwierig, da sie eine gravierende Umstellung für Bibliothekspersonal und -nutzende bedeutete. Die gesamte Herangehensweise musste geändert werden, um das Gewünschte erfolgreich recherchieren zu können. Manche Bibliotheken hielten ihren OPAC unter Verschluss, sodass er nur für das Personal nutzbar war.
Das Übertragen der Daten aus dem Zettelkatalog in ein digitales Format war zeitaufwendig. Manche Bibliotheken übertrugen deshalb keine Altbestände, nutzen den OPAC nur für die Suche nach neuen Medien und parallel den Zettelkatalog, um nach älteren Beständen zu recherchieren.4

Vor der Verbreitung des Internets waren OPACs nur vor Ort in den jeweiligen Bibliotheken nutzbar, seit Mitte der 1990er Jahre können die meisten aber bequem von Zuhause eingesehen werden.5

OPAC-Recherchestationen früher und heute

Usability eines modernen OPACs

Unter Usability versteht man die Gebrauchstauglichkeit von Produkten. Dabei geht es um die Betrachtung, wie effektiv, effizient und zufriedenstellend die Nutzung eines Produktes ist.7 Für den Bereich des Onlinekatalogs liegt momentan das Augenmerk auf dem Angebot der Recherchemöglichkeiten, den Onlineservices im Benutzerkonto und der Barrierefreiheit.

Für die Recherche bieten moderne Onlinekataloge meist verschiedene Recherchewege an. Die von Nutzenden am häufigste verwendete ist die Einfache Suche über einen Suchschlitz, wie er insbesondere durch Google bekannt ist. In einem nächsten Schritt können die Ergebnisse über sogenannte Facetten weiter eingegrenzt werden. Über die erweiterte Suche lassen sich je nach OPAC-Anbieter vor dem Beginn der Suche die Ergebnisse, beispielsweise nach einem Medientyp oder einem Autor, eingrenzen. Eine weitere Möglichkeit ist der Gebrauch von Schlagworten bei der Recherche.

Durch den OPAC können die Nutzenden auf das eigene Benutzerkonto zugreifen und dort verschiedene Services nutzen. So können Nutzende einsehen, welche Medien sie entliehen haben, diese verlängern oder sie bei der Nutzung von E-Medien auch online zurückgeben. Einige OPACs bieten ihren Nutzenden den Service, nicht verfügbare Medien vorzumerken oder sich für angebotene Veranstaltungen anzumelden.

Die Umsetzung der Barrierefreiheit bei der Nutzung eines Onlinekatalogs beschäftigt momentan die meisten Bibliotheken.

Was ist Barrierefreiheit? 

Die barrierefreie Gestaltung von digitalen Angeboten, bedeutet diese auch für Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen uneingeschränkt und eigenständig, bzw. mit Hilfe von Assistenzprodukten, nutzbar zu machen.8

Visionen für die Zukunft

Sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche Bibliotheken haben erkannt, dass ein Onlinekatalog ihren Nutzenden einen weitaus größeren Mehrwert bieten kann, als nur eine vielfältigeres Recherchetool zu sein oder den Zugriff auf das eigene Benutzerkonto zu bieten.

Viele Bibliotheken legen den Fokus schon jetzt eher aufs Stöbern als auf das gezielte Suchen. Nutzende sollen nicht zwingend mit einem exakten Titel in die Recherche starten müssen, sondern sich vom Angebot der Bibliothek inspirieren lassen. Dabei helfen z.B. Themen- bzw. Genre-Sucheinstiege, Titel, die dem gerade aufgerufenen ähnlich sind, oder eine Sortierung nach Beliebtheit. Auch Neuerscheinungen oder gerade zurückgegebene Medien können direkt auf der Startseite angepriesen werden.

Bei der Entwicklung von OPACs wird vermehrt Wert darauf gelegt, sie auf Mobilgeräten mindestens genauso funktional und ansprechend benutzbar zu machen wie auf dem klassischen PC oder Laptop. Mobile Endgeräte haben stationäre überholt und sind das beliebtere Mittel der Nutzenden um im Internet zu surfen – und um Recherchen durchzuführen.9

Eine weitere zukunftsweisende Idee ist, Nutzende beim Bestandsaufbau und der Erschaffung inhaltlichem Mehrwerts der Medienbeschreibungen mit einzubeziehen. So können Anschaffungswünsche anonym oder auch personenbezogen über ein Formular geäußert werden. Ein OPAC-Anbieter macht den Nutzenden persönliche Lesevorschläge anhand der Titel die andere Leser auch ausgeliehen haben. Die Nutzenden können Medien mit Sternen bewerten und eigene Rezensionen schreiben.

Youtubevideo zur Gestaltung eines OPACs zur Kundengewinnung

Denkbare Weiterentwicklungen sind Wunschlisten und die Benachrichtigung über neuerworbene Titel aus diesen Listen. Für eine neue Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum in Marbach soll ein digitales Miniaturmodell eines literarischen Gedächtnisspeichers entstehen, der aus verschiedenen Perspektiven erforscht und erfahren werden kann.10

Abschließend lässt sich sagen: Ein OPAC muss einfach und intuitiv zu bedienen sein und eine Suche schnell zum Ziel führen. Gleichzeitig soll er aber auch zum Verweilen und Stöbern einladen und Nutzende auf die vielen verschiedenen Möglichkeiten hinweisen, die die Bibliothek bietet, ohne überladen zu wirken.

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Quellen

1Frank, Silke (o.J.): Gestaltung von Benutzeroberflächen und Recherchemöglichkeiten bei OPACs: State of the art und Trends. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Heft 188). S. 9

2vgl. IGI-Global (2022): What is OPAC. Online unter: https://www.igi-global.com/dictionary/social-software-use-public-libraries/21147 [Abruf am 07.03.2022]

3vgl. Störberl, Cornelius (2016): Discovery-System versus OPAC der Herzog August Bibliothek. Eine vergleichende Studie der Recherchefunktionalitäten. Hannover, Hochschule Hannover. S. 4-5

4vgl. Bowman, J. H. (2007): OPACs: the early years, and user reactions. London: University College. Library History, Vol. 23. S. 317-318

5vgl. Klaus Gantert (2016): Bibliothekarisches Grundwissen. 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. München: Saur. S. 228.

6vgl. Tiemann, Sarah (2016): Vom klassischen OPAC zum modernen Rechercheportal : Ansätze zur Einführung eines Discovery Systems an der ZHB Lübeck. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften der Humboldt-Universität. (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft , Bd. 406). S. 16

7vgl. Grünwied, Gertrud (2017): Usability von Produkten und Anleitungen im digitalen Zeitalter. Handbuch für Entwickler, IT-Spezialisten und Technische Redakteure. Erlangen. Publicis Publishing. S. 11

8vgl. ebenda S. 76

9vgl. Enge, Eric (2021): Mobile vs. Desktop Usage in 2020. Online unter: https://www.perficient.com/insights/research-hub/mobile-vs-desktop-usage [Abruf am 16.03.2022]

10https://blog.dla-marbach.de/2021/02/04/visualisierungen-koennen-eine-neue-sicht-auf-die-katalogdaten-bieten/

Bildquellen

Titelbilder: Zettelkatalog, Bibliothekarin, Computer
Bilder im Text: Hölzerner Zettelkatalog, Früherer OPAC, Moderner OPAC