Becoming a Librarian: Der Studiengang “Informationsmanagement berufsbegleitend” an der Hochschule Hannover

Autorin: Daniela Tavano


© BullRun – stock.adobe.com

Trotz drohendem Fachkräftemangel gibt es nur wenige attraktive und berufsbegleitende Möglichkeiten sich als Fachangestellte(r) für Medien- und Informationsdienste im Bibliothekswesen bzw. Informationsmanagement weiterzubilden. Ein “normales” Studium ist für FaMIs oft nicht umsetzbar, da ein fester Arbeitsplatz, familiäre Bindung oder finanzielle Gründe dem entgegen stehen.2 Zum Glück gibt es seit 2012 an der Hochschule Hannover den Studiengang “Informationsmanagement berufsbegleitend”!

In diesem Beitrag möchte ich interessierten Personen einen kleinen Überblick über die Weiterbildung geben, zeige Vor- und Nachteile auf, gebe Tipps und gute Gründe um durchzuhalten.

In Frankfurt und Köln wird zwar die Fortbildung zur Fachwirt(in) für Informationsdienste angeboten, allerdings recht unregelmäßig und mit mind. einem Präsenztag pro Woche(!). An der Fachhochschule Potsdam gibt es den Fernweiterbildungskurs Bibliothekswissenschaft (B.A.), jedoch startete seit 2021 kein neuer Kurs mehr.

Inhaltsverzeichnis

  1. Eckdaten
  2. Vorteile
  3. Nachteile
  4. Tipps
  5. Warum Du durchhalten solltest
  6. Quellenverzeichnis

1. Eckdaten1

  • Studienbeginn: Wintersemester
  • Studiendauer: 7 Semester
  • fünf bis sechs Präsenzphasen pro Semester (ganztägig, Donnerstag bis Samstag)
  • Semesterbeitrag: zw. 300-450€ (inkl. GVH-Ticket und Landesticket Niedersachsen)
  • Abschluss: Informationsmanagement (B.A.)

Weitere Informationen findest du unter: https://f3.hs-hannover.de/studium/bachelor-studiengaenge/informationsmanagement-berufsbegleitend-bib/

2. Vorteile

Die diverse Altersstruktur im Studiengang sorgt dafür, dass Studierende fachlich und persönlich von- und miteinander lernen können. Vor allem während der Präsenzzeit an der Hochschule, aber auch während den Onlinephasen in Lern- oder Gruppenarbeiten, kommt es zum regen Austausch.2 Die Kommunikation mit Kommilitonen ist auch essentiell fürs Durchhalten und die Motivation.3

Onlineveranstaltungen sind zwar nicht die Regel, dennoch wird z.B. im Krankheitsfall (von Dozenten oder Studierenden) oder bei anderen unvorhergesehenen Fällen (z.B. Heizungsausfall an der Hochschule) darauf zurückgegriffen.

3. Nachteile

Gewiss gibt es nicht nur positive Seiten. Das Studium dauert nicht länger als andere, allerdings ist die Doppelbelastung mit Job und Studium nicht zu unterschätzen.

Dazu kommt noch der ganze Organisationsstress mit Prüfungsterminen, Präsenzzeiten, Fahrkarten- und Hotelbuchung. Hierfür ist eine gute Organisation, Planung und Struktur seitens der Hochschule und der Studierenden nötig.2 Jede Seite gibt ihr bestes, aber es gibt auch immer wieder Unannehmlichkeiten, die man verkraften muss.

Du kannst mit durchschnittlich 20 Wochenstunden Lernzeit rechnen, natürlich hängt das von deiner Lernstrategie und möglichen Vorkenntnissen ab.3 Hinzu kommen deine persönlichen Leistungsziele und Belastbarkeit neben familiären Verpflichtungen.2 Die Prüfungsphasen können besonders anstrengend sein. Und dadurch, dass das Studium sehr IT-lastig sein kann, ist dein Hirnschmalz umso mehr gefragt. Dazu kommt noch der zusätzliche Zeitaufwand für den Weg nach Hannover und zurück.

Der Semesterbeitrag ist im Vergleich zu einem “regulärem” Studium an anderen Universitäten relativ teuer. Fast die Hälfte des Semesterbeitrags besteht aus Kosten für das GVH-Ticket und dem landesweiten Ticket für Niedersachsen. Leider müssen auch berufsbegleitende Studierende diesen Anteil bezahlen. Daneben solltest du Fahrt- und Übernachtungskosten sowie Verpflegung einkalkulieren.

4. Tipps

Welche Punkte Du mit deinem Arbeitgeber klären solltest:

  • (teilweise) Übernahme der Lehrgangsgebühren?
  • Übernahme der Fahrt- und Übernachtungskosten?
  • Freistellung an Unterrichtstagen?
  • Zu welchem Preis? Wie lange müsste man sich “binden”? Rückzahlungsklauseln?
  • Was passiert im Falle einer Schwangerschaft/Krankheit?
  • ggf. weitere Unterstützung?

Bei 113 angesetzten Präsenztagen (einschließlich der Samstage)3, solltest du über eine Arbeitszeitverkürzung nachdenken. Das Studium ist aber auch mit einem Vollzeitjob zu schaffen. Falls dich dein Arbeitgeber an den Unterrichtstagen nicht freistellt, musst du dafür Urlaubs- oder Gleittage nehmen.

Welche Argumente deinen Arbeitgeber überzeugen könnten:

  • Du bringst mit den Kompetenzen der Ausbildung und deiner Berufserfahrung gute Studienvoraussetzungen mit2
  • Maßnahme gegen den Fachkräftemangel und dem demographischen Wandel3
  • Neue Anforderungen im Bibliothekswesen durch Digitalisierung und veränderten Aufgaben3
  • Gesteuerte interne Wiederbesetzung von frei werdenden Arbeitsstellen mit weitergebildeten Angestellten2
  • Fachkräftesicherung durch zeitig kommunizierte Berufsperspektive2
  • Gesteigerte Leistungsfähigkeit und -bereitschaft3
  • bereits im Studienverlauf Übertragung weiterer Aufgaben und Verantwortlichkeiten möglich3

In einigen Bundesländern hat man Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub im Kalenderjahr. Zusätzlich könntest du ein Aufstiegs- oder Begabtenstipendium beantragen.3 Ein Meister-BAföG ist für akademische Ausbildungen nicht vorgesehen.

Eine parallele Berufstätigkeit ist nicht notwendig, sodass auch Arbeitssuchende oder Bewerber mit befristeten Arbeitsverträgen sich für das Studium bewerben können.3

5. Warum Du durchhalten solltest

Dein Interesse sich weiterzuentwickeln lohnt sich, denn die größte Motivation ist die höherwertige und anspruchsvollere Arbeit, die dich erwartet. Daraus resultiert natürlich auch eine bessere tarifliche Einstufung nebst örtlicher und fachlicher Flexibilität.3 Der Abschluss bietet dir gute Aufstiegschancen und fördert dich in beruflicher sowie persönlicher Hinsicht.2

Eine Sache ist jedoch am wichtigsten, nämlich Du.
Nur deine Selbstmotivation, Selbstreflexion und Anstrengungsbereitschaft wird dich letztendlich zum Abschluss führen.
Tschakka, du schaffst das!

6. Quellenverzeichnis

  1. Hochschule Hannover (2022): Informationsmanagement berufsbegleitend (BIB). Online unter: https://f3.hs-hannover.de/studium/bachelor-studiengaenge/informationsmanagement-berufsbegleitend-bib/ [Abruf am: 10.12.2022]
  2. Wittich, Anke (2021): Kein “Bachelor light” im berufsbegleitenden Studium. In: Die Neue Hochschule, H. 5, S. 12-15. Online unter: https://www.yumpu.com/s/mTZA9GnrfUqBFEx6 [Abruf am: 09.12.2022]
  3. Wittich, Anke (2022): 10 Jahre berufsbegleitendes Studium “Informationsmanagement” an der Hochschule Hannover: eine Zwischenbilanz. In: Bibliotheksdienst, Jg. 56, H. 5, S. 285-294. Online unter: http://www.bautz.de/bbkl/l/luther_m.shtml [Abruf am: 09.12.2022]

Beitragsbild: © Salih – stock.adobe.com

Bibliotheksservice der Zukunft – Roboter im Einsatz

Autorinnen: Giulia Salamone und Elisabeth Greil


Künstliche Intelligenz und Roboter sind seit langem schon in der Industrie im Einsatz. In Informationseinrichtungen wie Bibliotheken rückt die Künstliche Intelligenz somit nun immer mehr in den Fokus. Daraus resultierend werden humanoide Roboter in den Servicebereich von Bibliotheken integriert, wohingegen es eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten für humanoide Roboter in Bibliotheken gibt. Dadurch kann die Attraktivität bei Bibliotheksnutzern gesteigert werden.

Übersicht

Einführung in die KI

Wie kann KI in Bibliotheken verwendet werden

Was ist Robotik

Welche Roboter gibt es

Einsatzmöglichkeiten von Robotern in Bibliotheken

Ausblick der zukünftigen Entwicklung von Robotern in Bibliotheken

Einführung in die KI

KI bedeutet Künstliche Intelligenz und kann ausgewählte Aufgaben selbstständig ohne menschliche Unterstützung lösen. Mithilfe von Computersystemen wird KI entwickelt. Um aber in der Lage zu sein, anspruchsvolle Aufgaben zu lösen, benötigt es die menschlichen Fähigkeiten für die Umsetzung. 4

Als Landkarte der KI nach Humm BG 2020 werden die menschlichen Fähigkeiten des Wahrnehmens, Lernens, Wissens, Denkens, Kommunizierens und Handels nachgeahmt. 4

Abb. 1: Landkarte der KI

Wie kann KI in Bibliotheken verwendet werden

Zur Entlastung alltäglicher Arbeitsabläufe in Informationseinrichtungen wie auch in Bibliotheken kann KI gut genutzt werden. KI kann insbesondere für die Routineaufgaben in Bibliotheken, beispielsweise beim Büchertransport, Selbstbedienungsterminals in der Ausleihe und Rückgabe von Medien ein tatsächlicher Zugewinn sein. Die Datenbank des Deutschen Bibliothekswesens (DABI) zeigt Beispiele von Anwendungsfällen auf, in denen der Einsatz von KI gute Lösungsansätze bietet. Somit ist der Einsatz von Robotern in der MPI Luxemburg, in der Stadtbibliothek Köln und der TH Wildau ist folglich beispielgebend. Der Transportroboter Hase und Igel mit ihrem 15-jährigen Jubiläum aus der HU Berlin ist außerdem erwähnenswert. 7

Was ist Robotik?

Die Robotik befasst sich mit dem Entwurf, der Gestaltung, der Produktion und Inbetriebnahme von Robotern. Der Roboter ist zudem längst ein fester Bestandteil im Tagesgeschäft der Industrie. Das Interesse an Servicerobotern nimmt immer mehr zu. In der heutigen Zeit gibt es alle Arten von Robotern die für den Haushalt, die Überwachung, die Gastronomie, der Landwirtschaft und dem medizinischen Bereich genutzt werden. Auch der Einsatz in Bibliotheken steigt stetig an. 1

Welche Roboter gibt es?

Humanoide oder Industrieroboter agieren als Assistenzsysteme. Bei der Thematisierung naheliegender Fokussierungen und gesellschaftskritischer Diskurse, beispielsweise der Transparenz und Ethik von Künstlicher Intelligenz werden Roboter eingesetzt. Sie sollen Hilfestellungen beim Lesen lernen geben oder eigene Ergebnisse in der Programmierarbeit veranschaulichen. Roboter werden seit 2016 immer mehr in Bibliotheken eingesetzt. 8

„Sind Roboter für Bibliotheken adaptiert und vielleicht sogar einmal dafür konfektioniert einsetzbar, können sie ein etabliertes Serviceangebot sein wie heute der Online-Katalog, die Bibliotheks-App oder RFID-Automaten.“ 7

Einsatzmöglichkeiten von Robotern in Bibliotheken

Statistische Ergebnisse von 2022 stellen dar, bei welchen Alltagstätigkeiten sich Menschen von einem humanoiden Roboter wie Pepper helfen lassen würden.

Abb. 2: Peppers Einsatzmöglichkeiten

“Moderne Bibliothekare sind Informations- und Wissensverwalter. Jedoch müssen sie aber auch tägliche Routineaufgaben erfüllen, wie etwa Bücher etikettieren, Bücher in die Regale sortieren oder eine Inventur des Bestands durchführen, um nur wenige zu nennen. Die Abgabe dieser routinemäßigen Verpflichtungen an einen Roboter würde eine Menge Zeit sparen; dann könnte man sich wichtigeren Aufgaben widmen.” 2

Pepper

Der humanoide Roboter Pepper kann als Serviceroboter Bibliotheken bei der Beratung und Orientierung in der Einrichtung unterstützen. Pepper ist in folgenden Bibliotheken bereits im Einsatz:

Fragerunde mit Karlotta aus der Stadtbibliothek Karlsruhe

Praktische Anwendung in der Technischen Hochschule Wildau oder Auf ein Espresso mit Wilma – Interview mit dem humanoiden Roboter Pepper

Campusbibliothek Brugg-Windisch und Muttenz Pilotprojekt Pepper im Einsatz

Projekt “Ein Roboter führt durch die Bibliothek” in der Stadtbibliothek Hannover

Nao

NAO ist ein weiterer humanoider Roboter der in Bibliotheken zum Einsatz kommt. Anhand der Stimmlage erkennt NAO die emotionale Verfassung des Menschen. Durch seine Körpergröße und angenehmen Gesichtszüge erzeugt er Sympathie bei den Nutzern.6

NAO im Bibliothekseinsatz:

Robober Nao im Einsatz in der Humboldt-Bibliothek in Reinickendorf

Robotik in der Stadtbibliothek Köln mit Nao

Roboter Ada aus der Stadtbücherei Frankfurt am Main

Transportautomaten Hase und Igel

Die Transportautomaten Hase und Igel haben in der Naturwissenschaftlichen Bibliothek der Humboldt-Universität (HU) in Berlin die Aufgabe Bücherkisten innerhalb des Gebäudes zu transportieren oder diese von der Theke abzuholen. 3

TORY

TORY fährt selbständig durch die Regalreihen der Bibliothek TU Dortmund. Er findet Bücher die am falschen Platz im Regal stehen. Insgesamt sind es vier Inventurroboter. Mit Hilfe von 16 Antennen erkennt TORY das RFID-Signal im Buch, die auf unterschiedlichen Höhen platziert sind. Der Roboter kann die Position jedes Mediums auf 50 Zentimeter genau ermitteln. Die erfassten Daten werden gesammelt und an einen Server geschickt. Fehlt ein Buch oder liegt es am falschen Platz, können die Mitarbeitenden handeln. In Zukunft könnte TORY Studierenden sogar zu den gesuchten Büchern führen. 10

Mobile Leseantenne

Die Kunstbibliothek der Stiftung Sitterwerk in St. Gallen hat durch ein Pilotprojekt, die Bücher in ihrem Bestand mit RFID-Tags ausgestattet. Mithilfe einer Mobilen Leseantenne, die auf einer Schiene am Bücherregal entlang fährt, werden die Tags in den Büchern über Nacht ausgelesen. Auf diese Weise wird der aktuelle Standort des Buches ermittelt und in digitale Bibliothekskataloge übermittelt. 9

Ausblick der zukünftigen Entwicklung von Robotern in Bibliotheken

Viele technische Herausforderungen kommen auf die Bibliotheken zu, diesen gilt es sich mit Ausdauer zu stellen. KI-Technologien können gleichwohl ein etabliertes Serviceangebot von Bibliotheken sein, wie der heutige Online-Katalog, die Bibliotheks-App oder RFID-Automaten. 7 Besucher von Bibliotheken können durch innovative und moderne KI-Anwendungen in der Bibliothek mit der Thematik in Berührung kommen und diese ausprobieren. Eine Möglichkeit als attraktiver Dienstleister wahrgenommen zu werden, bietet der Einsatz von Robotern und weiteren KI-Anwendungen. Dies kann als Chance genutzt werden das Bibliotheksimage positiv zu beeinflussen. 5

Quellen

1 Bendel, Oliver (2021): Robotik. In: Gablers Wirtschaftslexikon. Online unter: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/robotik-54198/version-384545 [Abruf am 04.01.2023]

2 Chakarova, Juja; Mulondo, Allan (2017): RFID-basierte Bibliothekstechnologie – ein Schritt weiter. In: b.i.t online. (2017), Heft 20 Ausgabe 2, S. 120-123. Online unter: https://www.b-i-t-online.de/heft/2017-02-index.php [Abruf am 04.01.2023]

3 Dambeck, Holger (2011): Spiegel Online. Kollege Roboter. Unheimliche Begegnung am Bücherregal. Zuletzt aktualisiert am 23.05.2011. Online unter: https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/kollege-roboter-unheimliche-begegnung-am-buecherregal-a-761752.html [Abruf am 04.01.2023]

4 Gethmann, Carl Friedrich; Buxmann, Peter; Distelrath, Julia und weiter (2022): Definition von KI. In: Künstliche Intelligenz in der Forschung. Neue Möglichkeiten und Herausforderungen für die Wissenschaft. Berlin: Springer, S. 8 – 17

5 Korthals, Julia ; Seidl, Tobias ; Vonhof, Cornelia (2020): Ein Blick in die Zukunft. In: Forum Bibliothek und Information. 2020, Jahrgang 72, Heft 07, S. 413. Online unter: https://b-u-b.de/fileadmin/archiv/jahrgang_2020/2020-07.pdf [Abruf am 04.01.2023]

6 Kröger, Jonathan (2021): Roboter in der Bibliothek: in der Pandemie so gefragt wie nie: das Remote RoboLab der Bücherhallen Hamburg. In: Forum Bibliothek und Information. 2021, Heft 06, S. 296. Online unter: https://www.b-u-b.de/fileadmin/archiv/imports/pdf_files/2021/bub_2021_06_296.pdf [Abruf am 04.01.2023]

7 Seeliger, Frank (2018): Die Welt spielt Roboter. In: Forum Bibliothek und Information. 2018, Jahrgang 70, Heft 02-03, S. 123. Online unter: https://b-u-b.de/fileadmin/archiv/imports/pdf_files/2018/bub_2018_02_120_123.pdf [Abruf am 04.01.2023]

8 Seeliger, Frank (2022): Roboter in Bibliotheken. In: Bibliotheksportal. Zuletzt aktualisiert am 07.07.2022. Online unter: https://bibliotheksportal.de/ressourcen/digitale-services/roboter/?cn-reloaded=1&cn-reloaded=1 [Abruf am 04.01.2023]

9 Stiftung Sittenwerk (2013): Die Dynamische Ordnung der Kunstbibliothek. Kunstbibliothek, Werkstoffarchiv, Atelierhaus. Online unter: https://www.sitterwerk.ch/De/Dynamische-Ordnung [Abruf am 04.01.2023]

10 Technische Universität Dortmund (2022): In der Universitätsbibliothek suchen vier Service-roboter verschollener Bücher. Zuletzt aktualisiert am 29.04.2022. Online unter: https://www.tu-dortmund.de/nachrichtendetail/detail/in-der-universitaetsbibliothek-suchen-vier-serviceroboter-verschollene-buecher-19973/ [Abruf am 04.01.2023]

Bildverzeichnis

Beitragsbild: Roboter Nao aus pixabay, https://pixabay.com/de/illustrations/nao-roboter-maschine-6654027/ [Abruf am 04.01.2023]

Abbildung 1: Gethmann, Carl Friedrich; Buxmann, Peter; Distelrath, Julia und weiter (2022): Definition von KI. In: Künstliche Intelligenz in der Forschung. Neue Möglichkeiten und Herausforderungen für die Wissenschaft. Berlin: Springer, S. 17

Abbildung 2: Statista (2022): Roboter wie Pepper übernehmen immer mehr Tätigkeiten in unserem Alltag. Würden Sie….Online unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1005815/umfrage/akzeptanz-von-roboter-dienstleistungen-in-der-schweiz/ [Abruf am 04.01.2023]

Finden die Roboter den Weg in die Bibliothek? – Wir treffen unsere zukünftigen Chatbot-Kollegen

Autor*innen: Laura Dembowski und Erit Grünefeld


Wie oft unterhältst du dich im Alltag mit Robotern? Wenn du Siri oder den Assistenten von Google auf dem Handy benutzt, dann könnte es schon mehrmals am Tag sein. Seit ChatGPT im November letzten Jahres der breiten Öffentlichkeit zu Verfügung steht, ist das Thema Künstliche Intelligenz zudem wieder präsenter in den Medien vertreten. Aber hast du schon mal einen Roboter in einer Bibliothek getroffen? Vielleicht sogar auf eine Tasse Kaffee? Das gibt es wirklich, am Ende dieses Blogbeitrags siehst du, wo. Aber zuerst ein paar Grundlegende Informationen über Chatbots.

  1. Was ist ein Chatbot?
  2. Geschichte der Chatbots
  3. Chatbots in Bibliotheken
  4. Drei Chatbot Unterhaltungen
  5. Fazit

Was ist ein Chatbot?

Was ist eigentlich ein Chatbot? Wir könnte jetzt lang und breit erklären, was ein Chatbot ist und wofür so etwas genutzt wird. Einfacher und knapper fassen es jedoch diverse Definitionen aus dem Internet zusammen:


„Ein Chatbot ist eine Anwendung, die Künstliche Intelligenz verwendet, um sich mit Menschen in natürlicher Sprache zu unterhalten. Benutzer können Fragen stellen, auf welche das System in natürlicher Sprache antwortet. Er kann Texteingabe, Audioeingabe oder beides unterstützen.“

IBM

„Chatbots sind Dialogsysteme mit natürlichsprachlichen Fähigkeiten textueller oder auditiver Art. Sie werden, oft in Kombination mit statischen oder animierten Avataren, auf Websites oder in Instant-Messaging-Systemen verwendet, wo sie die Produkte und Dienstleistungen ihrer Betreiber erklären und bewerben respektive sich um Anliegen der Interessenten und Kunden kümmern – oder einfach dem Amüsement und der Reflexion dienen.“

Gabler Wirtschaftslexikon

„Bei einem Chatbot handelt es sich um ein technisches Dialogsystem, mit dem per Texteingabe oder Sprache kommuniziert werden kann. Chatbots werden häufig eingesetzt, um Anfragen automatisiert und ohne direkten menschlichen Eingriff zu beantworten oder zu bearbeiten.“

Big Data Insider

Im Grunde sind diese Definitionen alle gleich. Chatbots imitieren die menschliche Kommunikation, um individuelle Fragen von Personen zu beantworten. Zudem erklärt IBM, dass Chatbots auf Künstlicher Intelligenz (KI), oder im englischen Artificial Intelligence (AI), basieren, also kurz gesagt: auf Anwendungen, die programmiert werden, um menschenähnliche Intelligenz zu erlangen. Zurzeit ist das nur sehr begrenzt, und wenn überhaupt, in gesonderten Teilbereichen möglich.

Das Gleiche gilt auch für Chatbots. Gibt eine Person über Schrift oder Sprache eine Frage in das Chatfenster ein, versucht der Chatbot diese auf Basis von vorhanden Informationen zu beantworten. Mit Hilfe von maschinellem Lernen werden Künstliche Intelligenzen wie Chatbots trainiert, um langfristig aus Erfahrungen und Feedback der Fragenden zu lernen und stetig passendere Antworten zu liefern.

Für Organisationen, wie Bibliotheken, können Chatbots eine hilfreiche Serviceergänzung für die Kundschaft sein, wenn sie in der Lage sind einfache Fragen zu beantworten und Informationsbedarfe der Menschen zu stillen.  

Geschichte der Chatbots

Der erste Chatbot erblickt schon im Jahre 1966 das Licht der Welt. Er heißt ELIZA, und soll oberflächliche Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen darstellen. Doch selbst ELIZAs Empathieansätze – es kann Aussagen wiederholen und Fragen dazu stellen – reichen aus, um ein Gefühl der Verbindung in den Chat-Partner:innen hervorzurufen. Von diesen Anfängen entwickelt sich die Chat Technologie in verschiedene Richtungen: Psychologieforschung, Computerlinguistik, und die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Einige Jahrzehnte lang ist es hauptsächlich ein akademisches Projekt, Menschliche Kommunikation so gut wie möglich abzubilden. Um die Jahrhundertwende werden die ersten Chatbots entwickelt, die sich wie Assistenten oder Customer Support verhalten, so wie SmarterChild, welches die Nutzer:innen von AOL und MSN im Jahr 2001 z.B. nach Informationen über das Wetter und Sportnachrichten fragen können.

Chatbots in Bibliotheken

Mittlerweile sind Chatbots vielen vertraut, sei es der persönliche Assistent auf dem Smartphone oder der Hilfechat auf der Webseite eines Onlinehändlers oder beim Online-Banking. Eine Bibliothekswebseite ist vielleicht weniger vertraut für neue Nutzer:innen. Da bietet ein Chatbot als erste:r Ansprechpartner:in möglicherweise eine niedrigere Hemmschwelle: ein Chatbot wird auf jeden Fall nicht die Augen verdrehen bei einfachen Fragen über die Verwendung des Bibliothekskatalogs oder nach einer Auflistung der verfügbaren Dienstleistungen. Auch aus der Sicht der Bibliotheksangestellten gibt es Vorteile. Sie können sich auf komplexe Recherchefragen konzentrieren, und gleichzeitig sammelt der Chatbot Daten über die Arten von Fragen, die Nutzer:innen der Webseite haben.

Aber im Moment sind wenigstens im deutschsprachigen Raum kaum Chatbots auf Bibliotheksseiten vertreten. In den 2000er Jahren wurden in einigen Bibliotheken Bots entwickelt, so wie zum Beispiel Stella an der SUB Hamburg, aber viele wurden in den 2010er Jahren wieder abgeschafft. Die Kosten sind ein möglicher Grund dafür. Auch wird angemerkt, dass die jüngeren Generationen Textchat als zu aufwendig ansehen. Frank Seeliger und Anna Kasprzik zählen in einem Interview im ZBW Mediatalk die Herausforderungen auf, die Bibliotheks-Chatbots bewältigen müssen. Darunter sind mangelnde Trainingsdaten und Datensicherheitsbedenken, aber auch das Vertrauen der Nutzenden zu dem Chatbot. Und zwar nicht nur, was das Übertragen von Daten angeht, sondern auch das Vertrauen, dass der Chatbot eine Frage verstehen wird und den Aufwand der Unterhaltung im Vergleich dazu, die Informationen eigenhändig auf der Webseite zu suchen, sich lohnt.

Wir wollten selbst einige Bibliotheks-Chatbots ausprobieren, um uns ein Bild von den Vor-und Nachteilen zu machen. Wir haben einige gefunden, und uns ein bisschen mit ihnen unterhalten.

Drei Chatbot Unterhaltungen

ANTswers

ANTswers ist ein „interaktives FAQ“ auf der Bibliothekswebseite der University of California, Irvine. Dieser Chatbot ist seit 2014 online, und soll zum Beantworten von einfachen Fragen verwendet werden. Da wir uns nicht in Irvine auskennen, wollen wir zuerst wissen, wo wir hinmüssten, um die Bibliothek zu besuchen

ANTswers: Hi! I am ANTswers, an experimental computer program here to answer your questions.
Guest Anteater:	hello
ANTswers: Hello! How can I assist you?
Guest Anteater:	what’s your address?
ANTswers: Are you asking about my address?
Guest Anteater: yes
ANTswers: Ugh.
Guest Anteater: :(
ANTswers: Can you rephrase your question please? Tip: try simplifying your question or break it into several questions!
Guest Anteater: what is the library’s address?
ANTswers: That information is confidential.
Guest Anteater: where is the library located?
ANTswers: The UC Irvine Libraries have four different locations: the Langson Library, the Science Library, the Gateway Study Center, and the Grunigen Medical Library. Which location would you like to get to?

Wären wir nicht mit Recherche für diese Blogbeitrag beschäftigt, hätten wir zu diesem Zeitpunkt sicher schon aufgegeben. Auch bei einem weiteren Versuch ist unsere Kommunikation von Missverständnissen geplagt.

Guest Anteater: what is the address of the science library?
ANTswers: Did you want articles or books on the address of the science library? Say: "articles" or "books".

Empfehlungen kann uns ANTswers leider (noch!) nicht geben, aber dafür ein Link zur Katalogsuche.

Guest Anteater: do you know any books about genetics?
ANTswers: No, tell me about him, her or it.
Guest Anteater: can you recommend a book about genetics?
ANTswers: Not at the moment but check back with me in a few months, we have something we are working on!
Guest Anteater:	where do I find books about artificial intelligence
ANTswers: Sorry, but I could not find an exact match for "artificial intelligence". For books, search our ANTPAC catalog.

Diese Chats wurden vor einigen Monaten durchgeführt, und ein weiterer Versuch im Januar 2023 hat zwar immer noch keine Empfehlungen geliefert, aber immerhin reagiert ANTswers jetzt besser auf das Schlagwort Adresse:

Guest Anteater:	what's your address?
ANTswers says: Would you like the mailing address or the carrier address (the carrier address is used for express delivery companies such as UPS, FedEx, etc.)?

Trotzdem sind wir am Ende nicht besonders angetan von ANTswers. Experimentell zu versuchen, die beste Fragestellung zu finden hat zwar etwas Spielerisches, aber hätten wir einen ernsthaften Informationsbedarf gehabt, wäre schnell eine Frustrationsgrenze erreicht.

Kingbot

Kingbot ist der Chatbot an der Dr. Martin Luther King Jr. Library der San Jose State University in Kalifornien, USA. Nach dem Produktionsstart 2020 konzentrieren sich die Entwickler*innen, vor allem durch den Beginn der Pandemie, in den letzten Jahren vermehrt auf den Chatbot. Schließlich ist der Bedarf, auf Informationen von daheim aus zugreifen zu können, nun höher als zuvor. Das Ziel grundlegende Fragen zu der Bibliothek und deren Dienstleistungen zu beantworten, erfüllt Kingbot ganz gut. Hilfreich ist dabei, dass er bereits beim Öffnen des Chatfensters einige Vorschläge zu Suchanliegen bietet, die direkt angeklickt werden können.

Sympathisch wirken dabei auf uns die Emojis, die Kingbot in seine Nachrichten integriert. Auch das typische Design einer Chatoberfläche verleiht der Anwendung ein legeres Gefühl, das vielleicht auch anfängliche Berührungsängste mindern mag. Beim Testen des Kingbots merken wir, dass das Chatten mit ihm intuitiver und natürlicher verläuft, als bei ANTswers.

Der erste Kontakt mit Kingbot

Dennoch versteht auch er nicht auf Anhieb unsere Frage nach der Adresse der Bibliothek. Erst nachdem wir die Frage zweimal umformulieren, erhalten wir die ausführliche Beschreibung der Adresse, die sogar durch Zusatzinformationen, wie Parkmöglichkeiten, ergänzt werden.

Die Frage nach den Öffnungszeiten der King Library beantwortet der Chatbot jedoch souverän. Als wir ihn dann bitten uns ein Buch zum Thema Deutsche Geschichte zu empfehlen, muss er uns leider enttäuschen. Bestimmte Ressourcen und Artikel zu empfehlen, entzieht sich seinem Aufgabenbereich. Dennoch verweist er gekonnt mit Link auf den Bibliothekskatalog und bietet uns noch weitere Links, die zu Hilfeseiten und Tutorials für die Suche im Katalog führen. Kingbot schlägt sich gut und weiß in unseren Versuchen oft, wie er unsere Fragen beantworten kann.

Uns fällt auch positiv auf, dass Kingbot um Feedback bittet, um seinen Service in Zukunft bei Bedarf verbessern zu können. Nachdem wir ihm ein positives Feedback gegeben haben, bedankt Kingbot sich und erfragt, ob er noch etwas für uns tun kann.

Kingbot ist sehr zuvorkommend und höflich

Auch dieser Versuch liegt schon ungefähr zwei Monate zurück. Als wir Kingbot im Januar 2023 erneut mit der ersten Formulierung nach der Adresse fragen, versteht er ebenfalls sofort unser Anliegen.

Wir haben auch einen deutschen Chatbot gefunden und ausprobiert. Die Ergebnisse seht ihr auf der nächsten Seite!

Wilma

Eine deutsche Variante eines FAQ-Bibliothekschatbots ist die in der TH Wildau ansässige Wilma. Leider hat sie uns nicht in voller Gänze überzeugen können.

Beim Aufrufen der Seite, begrüßt auch Wilma uns freundlich und ähnlich wie Kingbot bietet sie uns einige mögliche Themen, die uns interessieren könnten.

Wilma begrüßt uns sehr förmlich.

Da es sich hierbei aber um einen Test handelt, erfragen wir bei Wilma zunächst mit einer Nachricht im Chat die Öffnungszeiten und ignorieren den dazu passenden Themenvorschlag. Mit Wilmas Antwort sind wir sehr zufrieden, zumal sie auch anzeigt, dass die Öffnungszeiten, wegen der aktuellen Prüfungsphase bis Ende Januar, zurzeit länger sind, als während der folgenden Vorlesungsfreien Zeit.

Wilma beantwortet Fragen auch mal mit einer philosophischen Note.

Leider kann auch Wilma nicht alle unserer Fragen zufriedenstellend beantworten. Die Frage nach der Adresse der Bibliothek erweist sich als fast ebenso schwierig, wie bei ANTswers und Kingbot vor einigen Monaten. Es erweckt fast den Anschein, als wäre Wilma nur bei der Erwähnung der Silbe „Wil“ darauf programmiert uns ihren Freund Wilbert vorzustellen, die hauseigene Bibliothekssuchmaschine der TH Wildau. Das ist zwar nett, war für die Beantwortung unserer Frage aber nicht sehr hilfreich.

Kann Wilbert uns die Adresse nennen?

Ein ähnliches Phänomen können wir beobachten, als wir die Silbe „Bib“ in anderer Zusammenstellung erwähnen. Denn bei Wilma entsteht bei der Silbe „Bib“ sofort die Assoziation zu Bibliografie. Wir fragen uns nun, wie sinnvoll diese Assoziation wirklich ist, wenn man nur nach Informationen zur Bibliothek sucht.  

Leider war das auch nicht richtig.

Schlussendlich war es uns dann doch möglich, Informationen zur Adresse mit Hilfe von Wilma zu finden. Sonderlich galant war die Suchanfrage „Adresse“ jedoch nicht.

Trotzdem fällt positiv auf, dass Wilma uns, wie Kingbot um Feedback bittet.

Nun verstehen wir uns.

Nach der ernüchternden Adressenanfrage sind wir jedoch beeindruckt von Wilmas Antwort auf unsere Bitte uns ein Buch zum Thema Künstliche Intelligenz zu empfehlen. Wilma verlinkt, ähnlich wie Kingbot, zum Bibliothekssuchportal. In diesem Fall ist das ihr Freund Wilbert. Zusätzlich gelangen wir über den Link aber direkt zu einer bereits erfolgten Suche zu dem Suchbegriff Künstliche Intelligenz. Wilma und Wilbert arbeiten also Hand in Hand, wobei Wilma in ihrer Antwort zusätzlich noch auf andere Recherche-Tools, die an der TU Wildau nutzbar sind, verweist.

Wilma basiert auf dem Pepper-Modell, einem Roboter, der in in französisch-japanischer Zusammenarbeit entwickelt wurde.

Interessant ist auch, dass Wilma in der Bibliothek der TH Wildau nicht nur als Chatbot vorhanden ist. Vor Ort kann man sie direkt bei der Arbeit sehen, denn dort bewegt sich ein Roboter namens Wilma durch die Regale und betreut die anwesenden Besuchenden der Bibliothek. Ab und zu darf Wilma sogar eine Kaffeepause einlegen.

Fazit

Chatbots haben großes Potenzial, Angestellten in der Bibliothek etwas Alltagsarbeit abzunehmen. Teilweise ähneln sie aber noch Azubis, die eher Arbeit verursachen, oder Nutzende verwirren können. Aber die Technologie entwickelt sich jeden Tag weiter: wir haben schon in den zwei Monaten zwischen unteren Versuchen große Verbesserungen gesehen. Und auch die Entwicklung von Programmen wie ChatGPT treiben Funktionalität und Wissen immer weiter vorwärts. Was sind eure Erfahrungen? Habt ihr schon mal mit einem Bibliothekschatbot gesprochen? Erzählt uns davon in den Kommentaren.

Quellen

Die Nutzung von interaktiven Videos in Bibliotheken

Autorinnen: Tanja Hoogestraat und Heike Goebel

Beim Surfen im Internet sind wir es gewohnt, eigenständig durch Klicken und Scrollen zu navigieren. Wir bestimmen selbst, welche Treffer bei einer Recherche relevant sind und welche Teile von Websites interessant erscheinen. Wenn jedoch ein Video aufgerufen wird, entwickeln wir uns häufig zu passiven Zuschauern.

Bei interaktiven Videos ist das nicht der Fall! So können zum Beispiel verschiedene Teile des Videos in individueller Reihenfolge oder weiterführende Inhalte durch Verlinkungen aufgerufen werden. Auch zusätzliche Elemente, wie Quizfragen sind möglich.1 Doch wie können Bibliotheken dieses Format für ihre Nutzer*innen einsetzen?

Übersicht

    1. Interaktive Videos in wissenschaftlichen Bibliotheken
    2. Interaktive Videos in öffentlichen Bibliotheken
    3. Abschlussquiz
    4. Quellen

Interaktive Videos in wissenschaftlichen Bibliotheken

Wissenschaftliche Bibliotheken richten ihren Bestand vor allem auf das wissenschaftliche Studium und die Forschung aus. Die Benutzer setzen sich vorwiegend aus Studierenden und Wissenschaftlern zusammen.2 Hier besteht ein großes Interesse an digitalen Lehrangeboten in den Bereichen:

    • Bibliotheksführungen
    • Suchstrategien für das Internet
    • fachspezifische Suchstrategien
    • Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten3

Interaktive Videos sind ein wichtiger Bestandteil des E-Learnings für Studierende, aber auch für anderweitig Interessierte. Die interaktiven Elemente helfen dabei, das Wissen zu erproben und Defizite selbstständig festzustellen.4 Ein Beispiel liefert die Bibliothek Wirtschaft & Management der TU Berlin, welche eine interaktive Bibliothekstour (Einloggen als Gast mit dem Passwort: DBWM) zur Verfügung stellt, um den Studierenden die Bibliothek auf elektronische Weise näher zu bringen.

Interaktive Videos in öffentlichen Bibliotheken

In öffentlichen Bibliotheken können interaktive Videos ebenfalls für Rechercheschulungen oder Bibliotheksführungen genutzt werden. Die Zielgruppen sind jedoch andere. So richten sich Angebote einer Stadtbibliothek an verschiedene Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise an Schulkinder. Deshalb sollten auch interaktive Videos der Büchereien auf diese ausgerichtet und verständlich für sie sein. Folgendes Video erklärt den booleschen Operator UND anhand von einfachen Beispielen:

Erklärvideo zum booleschen Operator UND5

Allerdings enthält das Video keine interaktiven Elemente. Möglichkeiten, diese durch h5p oder andere Tools einzubinden, könnten sein:

    • Zuordnung der grünen Häkchen und roten Kreuze zu den Eigenschaften der Autos
    • Ja/Nein-Fragen oder Multiple Choice, welche Autos zur Anfrage passen
    • Weiterführende Kapitel zu OR oder NOT als Pfad mit Auswahlmöglichkeit integrieren

Bibliotheksführungen durch Rallyes

Anstelle von Bibliotheksführungen können Rallyes konzipiert werden, in denen auch Videos integriert sind. Dafür kann die Anwendung Actionbound genutzt werden, mit der eine Art Schnitzeljagd und das Sammeln von Punkten möglich ist.6 Es können beispielsweise Bounds mit Erklärvideos und anschließenden Aufgaben innerhalb der Bücherei eingebunden werden.7

Das entspricht zwar nicht einem interaktiven Video an sich, hat aber den gleichen Effekt: Es wird sich aktiv mit den Inhalten auseinandergesetzt und die Teilnehmenden können gleichzeitig ihr Wissen überprüfen.

Abschlussquiz

Überprüfen Sie hier Ihr Wissen über den Beitrag. Viel Spaß!

Quellen

1 Lehner, Franz (2011): Interaktive Videos als neues Medium für das eLearning. HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik Jg. 48, H. 1, S. 51-62. Online unter https://doi.org/10.1007/BF03340549 [Abruf am 28.01.2022]

2 Gantert, Klaus (2016): Bibliothekarisches Grundwissen. 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin, Boston: De Gruyter Saur. Online unter https://doi.org/10.1515/9783110321500 [E Book]

3 Laczny, Joachim (2018): E-Tutorials zur Nutzerschulung in Bibliotheken: Stand der Technik und Trends. In: Hermann, Martin; Apel, Joachim (Hg.): Perspektive Bibliothek, Jg. 7, Nr. 2, S. 111-143. Online unter https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bibliothek/article/view/57961/pdf [Abruf am 27.01.2022]

4 Schlottke, Natalie (2021): Die Anwendung des Modells „Komplexitätsstufen von aktivierenden Lernressourcen“ auf die Förderung von Informationskompetenz in deutschen Hochschulbibliotheken. Brake (Unterweser). Online unter https://doi.org/10.25968/opus-1856 [Bachelorarbeit]

5 Reckling-Freitag, Kathrin (2014): Erklärvideo zu „Boole’schen Operatoren“ oder „logischen Verknüpfungen“. Video publiziert von ZwischenSeiten-TV am 14.09.2014 auf YouTube. Online unter https://zwischenseiten.com/2014/09/14/erklarvideo-zu-booleschen-operatoren-oder-logischen-verknupfungen/ [Abruf am 28.01.2022]

6 Nachtwey, Frank (2017): Bibliotheken und mobiles Lernen. Neue Services zur Wissensvermittlung. In: Thissen, Frank (Hg.): Lernen in virtuellen Räumen. Perspektiven des mobilen Lernens. Berlin, Boston: De Gruyter Saur, (Lernwelten) S. 110-124. Online unter https://doi.org/10.1515/9783110501131-008 [E-Book]

7 Zwick, Simon; Lengler, Cynthia; Hamer, Ilka; Güzelmeriç, Annette; Schatz, Eugenie; Wiethoff, Dörthe; Küpper, Florian; Deeg, Christoph (2016): Die Bibliothek spielerisch entdecken mit der Lern-App Actionbound. In: Bibliothek Forschung und Praxis, Jg. 40, Nr. 1, S. 50–63. Online unter https://doi.org/10.1515/bfp-2016-0005

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Bild 3: Photo by Redd on Unsplash

Digitale Leseräume als neuer Ort des Zusammenkommens

Autorinnen: Janina Kuhn und Tanja Masche

Inhalt

Vom digitalen Lesesaal zum virtuellen Begegnungsort
Ein digitaler Raum mit Wonder
Was kann Wonder?
Mit WorkAdventure einen Schritt weiter gehen
Was kostet WorkAdventure?
WorkAdventure in der Bibliothek
Fazit
Quellen und Verweise

Die digitale Transformation ist ein stetiger Wandlungsprozess, die in allen Lebensbereichen stattfindet. Im öffentlichen Leben, im Beruf und im privaten Umfeld schreitet die Digitalisierung voran und macht damit auch vor Bibliotheken nicht Halt.

Vom digitalen Lesesaal zum virtuellen Begegnungsort

Bereits seit längerer Zeit haben Bibliotheken sogenannte digitale Lesesäle in ihrem Angebot. Hinter dem Begriff versteckt sich noch häufig ein Konzept, das den Online-Zugang zu digitalen Medien einer Einrichtung ermöglicht. Ein Beispiel dafür ist der digitale Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek.

Bei internetaffinen Bibliotheksnutzer*innen und Digital Natives weckt der Begriff des digitalen Lesesaals allerdings andere Erwartungen.

Durch die Lockdowns im Zuge der Covid-19-Pandemie erkannten viele Bibliotheken die Chance das Konzept des „Dritten Orts” auf eine digitale Ebene zu verpflanzen. Diese Räume sind mehr als ein Zugang zu digitalen Medien. Sie bieten die Möglichkeit zur Begegnung und zum interaktiven Austausch abseits der analogen Welt.

Ein digitaler Raum mit Wonder

Die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn gestaltete mit dem browserbasierten Konferenztool Wonder einen digitalen Raum, um mit ihren Nutzer*innen in Kontakt zu treten. Interessierte konnten sich zwischen thematisch gekennzeichneten „Areas“, wie z.B. einer bibliothekarischen Auskunft oder Gruppenräumen, hin und her bewegen und sich flexibel Gesprächsgruppen anschließen, als wären sie vor Ort.

Was kann Wonder?

Wonder ist nach eigener Aussage eine Plattform zum Hosten von Online-Events. Das kostenlose, browserbasierte Tool ermöglicht Usern neben Videokonferenzen das freie Bewegen im Raum. Wer sein Icon auf das Icon einer anderen Person zubewegt, kann so spontan und flexibel in eine Unterhaltung in Form von Voice- oder Videochats einsteigen. Diese Gruppierungen werden bei Wonder „Circles” genannt.

Als Host des digitalen Raums kann man über eine überschaubare Anzahl von Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten verfügen. Im Spaceeditor können beliebig viele „Areas” erstellt und benannt, das Hintergrundbild des Raums geändert, oder die maximale Teilnehmer*innenzahl eines „Circles” festgelegt werden. Zusätzlich lässt sich eine Ice-Breaker-Frage einrichten, die alle Personen, die den Raum betreten, beantworten müssen. Die Broadcastfunktion ermöglicht es, eine Übertragung von Bild und Ton an alle anwesenden Personen zu senden und es können Co-Hosts ernannt werden.

Durch die browserbasierte Umsetzung und den schnellen Anmeldeprozess ist Wonder für viele Bibliotheksbesucher*innen einfach und niedrigschwellig nutzbar. Die Broadcast-Funktion ermöglicht es außerdem, größere Veranstaltungen wie Lesungen oder Schulungen durchzuführen. Kolleg*innen können ohne Probleme zu Co-Hosts ernannt werden. Darüber hinaus ist ein hervorstechendes Merkmal, dass das Tool kostenlos ist. Eine kleine Einschränkung ist, dass die Anwendung nicht tablet- oder smartphonefähig ist. Auch sind die gestalterischen Möglichkeiten, was die Individualisierbarkeit des Raums angeht, stark begrenzt.

Mit WorkAdventure einen Schritt weiter gehen

Mit Tools wie WorkAdventure kann noch ein Schritt weiter gegangen werden. Hier bietet sich die Möglichkeit, digitale Räume zu erschaffen, die ihr analoges Gegenstück nachahmen und repräsentieren können. Diese Welt lässt sich von Besucher*innen mit Hilfe eines persönlichen Avatars erkunden.

WorkAdventure kann ein virtuelles Büro, ein virtueller Campus, oder eine virtuelle Messehalle sein. Zur Gestaltung des digitalen Raums kann aus einer Vielzahl vorgefertigter Maps mit unterschiedlichen Eigenschaften gewählt werden. Je nach Map ist der Raum für eine Teilnehmer*innenzahl zwischen 10 und 500 Personen ausgelegt. Wer etwas mehr Zeit investieren will und sich mit dem 2D Level-Editor Tiled auseinandersetzt, kann seinen Raum komplett selbst designen. Dabei ist es auch möglich, Schnittstellen zu externen Features im Raum zu verankern. Ein Beispiel: Im virtuellen Raum liegt ein Brettspiel auf einem Tisch. Zwei Avatare treten an den Tisch heran und werden zu einem externen Browsergame weitergeleitet, in dem sie gegeneinander spielen können.

Wer eine vorgefertigte Map nutzt, findet dort unterschiedliche, bereits eingerichtete Zonen vor. Wer mit seinem Avatar, dem sogenannten „WOKA”, einen Gruppenraum betritt, bekommt z.B. das Angebot, durch Drücken der Leertaste einer Videokonferenz beizutreten. Videocalls können jedoch genauso gut eröffnet werden, indem man sich dicht zum „WOKA” einer anderen Person stellt.

Was kostet WorkAdventure?

WorkAdventure unterscheidet zwischen einer kostenlosen und einer Premiumversion. Mit der kostenlosen Version von WorkAdventure ist die zeitgleiche Nutzung einer Map auf
25 Personen begrenzt. Videokonferenzen innerhalb der Map haben eine Obergrenze von 15 Personen. Es können vorgefertigte oder eigene Maps genutzt werden. „WOKAs” können auch in der freien Version zu einem gewissen Grad individualisiert werden.

Die Premiumversion ermöglicht zusätzlich ein Zugriffsmanagement, das Ernennen von Moderator*innen, das Versenden globaler Nachrichten, das Aufzeichnen von Meetings und eine Google-Kalender-Integration. Leider verfügt WorkAdventure über keine Funktion, mit der Videobroadcasts an alle Teilnehmer*innen einer Map ausgestrahlt werden können.

WorkAdventure in der Bibliothek

Für Bibliotheken könnte es von Nachteil sein, dass die für sie besonders relevanten Features, wie z.B. eine kurzfristig sehr hohe Teilnehmer*innenzahl, mit der Preiskalkulation von WorkAdventure nicht vereinbar ist. Für manche Bibliotheksbenutzer*innen könnte auch die Hemmschwelle, einen digitalen Raum mit einem Avatar zu betreten, zu hoch sein. Für manche Nutzer*innen sind es aber vielleicht besonders die speziellen Eigenschaften von WorkAdventure, durch die ihre Erwartungen erfüllt werden.

Fazit

Das Projekt Wonder in der ULB Bonn ist inzwischen aufgrund geringer Nutzungszahlen eingestellt worden. Warum das Interesse trotz guter Features gering war, ist unklar. Möglicherweise kann auch der ideale digitale Raum den ersehnten analogen Raum nicht ersetzen. Vielleicht konnte Wonder auch die Erwartungen einer internetaffinen Generation an eine digitale Umgebung nicht erfüllen.  

Idealer wäre wohl eine digitale Lösung, die besonders in Zeiten der pandemischen Isolation ein Abtauchen in eine alternative Wirklichkeit ermöglicht, die neues aber gleichzeitig reales Zusammenkommen gestattet. Bibliotheken könnten Initiatoren eines solchen neu gedachten „Dritten Raums” sein. WorkAdventure macht einen kleinen Schritt in diese Richtung. 

Quellen und Verweise

  1. Österreichische Nationalbibliothek: Ihr Zugang zu den digitalen Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Online verfügbar unter https://www.onb.ac.at/digitaler-lesesaal, zuletzt geprüft am 29.01.2022.
  2. Thorbjørn Lindeijer: Map Editor Tiled. Online verfügbar unter https://www.mapeditor.org/, zuletzt geprüft am 29.01.2022.
  3. ULB Bonn: Gemeinsam lernen und arbeiten im virtuellen Lesesaal der ULB Bonn. Online verfügbar unter https://www.khi.uni-bonn.de/de/textdokumente/bibliothek/Virtueller%20Lesesaal%20ULB.pdf, zuletzt geprüft am 28.02.2022.
  4. Wonder Technologies GmbH: Wonder. Online verfügbar unter https://wonder.me/, zuletzt geprüft am 29.01.2022.
  5. WorkAdventure: WorkAdventure. Pricing. Online verfügbar unter https://workadventu.re/pricing, zuletzt geprüft am 29.01.2022.
  6. WorkAdventure: WorkAdventure. Online verfügbar unter https://workadventu.re/, zuletzt geprüft am 29.01.2022.
  7. WorkAdventure: WorkAdventure. FAQ. Online verfügbar unter https://workadventu.re/faq, zuletzt geprüft am 29.01.2022.

Die Website ist die Bibliothek

Autorinnen:  Svenja Diste und Julia Rasek


Inhaltsverzeichnis

Retro ist wieder in? Nicht bei Websites.

Welche Bibliothek kennt es nicht? Die Website wurde vor 20 Jahren erstellt und seither nicht mehr überarbeitet – und das sieht man ihr auch an. So ganz stimmt das natürlich nicht, es kommen schließlich regelmäßig neue Unterseiten für jede neue Dienstleistung, jedes neue Projekt und jede neue Datenbank hinzu. Vom Entfernen, wenn es die Datenbank 5 Jahre später gar nicht mehr gibt, war ja nie die Rede…

Es muss also eine neue Website her. Und diesmal richtig! Diesmal achten wir auf eine ordentliche UX! Aber was ist das eigentlich…?

UX steht für „User Experience“. Dabei geht es nicht nur um die Nutzerfreundlichkeit (Usability) während der Nutzung, sondern auch um die Effekte vor und nach dem Besuch der Website. Die Nutzung soll Spaß machen („Joy of Use“), es geht um Ästhetik und Emotionen. [1] Weg vom einfachen Website-Besuch, hin zum Online-Erlebnis! Noch ausführlicher erklärt wird der Begriff UX, und alles, was er beinhaltet, in folgendem Video (Achtung: Appetit auf Pizza vorprogrammiert!):

Wir kennen jetzt also den Unterschied zwischen UX und Usability – oder?

Nun wollen wir unsere neue Website mit unserem dazugewonnenen Wissen neu ausrichten. Bevor wir aber mit dem UX-Design anfangen können, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden.

Schritt 1: Probleme der alten Website analysieren

Seitenbesuche der Enoch Pratt Library. Mehr als 10.000: 2%. Weniger als 5: 55%
Seitenbesuche der Enoch Pratt Library. Grafik nach Zhu (2021).

Um Probleme bei der neuen Website zu vermeiden, müssen erstmal die Probleme der alten Website gefunden werden. Ein gute Methode dafür ist die Nutzung eines Analysetools um ausführliche Statistiken über Page Views, Bounce Rates etc. zu erhalten. Die Enoch Pratt Free Library hat bei dieser Analyse beispielsweise herausgefunden, dass über die Hälfte der Seiten ihrer Internetpräsenz weniger als 5 Besuche pro Jahr erhalten und die am häufigsten besuchten Seiten mit über 10.000 Aufrufen pro Jahr nur 2% der Seiten ausmachen. [2] Keep that in mind – mehr dazu später!

Weitere häufige Probleme sind:

    • mangelnde Aktualität von Inhalten
    • unübersichtliches Design – besonders auf Mobilgeräten
    • schlechte Performance der Website
    • schlechte Benennung von Datenbanken und Angeboten: Weiß jede*r Besucher*in, dass sich hinter dem OPAC der Bibliothekskatalog versteckt?

Schritt 2: Ziele und Zielgruppe

Unsere Zielgruppe ist – besonders im Bereich von öffentlichen Bibliotheken – sehr heterogen. Beispielsweise stellen Jugendliche andere Erwartung an eine Website als Senior*innen und auch die Erfahrungen mit dem Internet sind sehr unterschiedlich.  Daher sollte sich die Seite am schwächsten Glied orientieren und die Bedienung so simpel und eindeutig wie möglich sein. Auch die Digital Natives werden sich hierüber nicht beschweren!

Neben der Zielgruppe ist auch die Zielsetzung der Website wichtig. Was soll überhaupt mit der Bereitstellung erreicht werden? Soll die Seite nur bestehende oder auch potenzielle neue Nutzer*innen ansprechen? Soll die Seite Interaktion ermöglichen? Sollen die Nutzer*innen nur erledigen, wofür sie gekommen sind, oder darüber hinaus positiv überrascht werden und Neues entdecken?

UX Labyrinth mit einem kurzen blauen und einem langen roten Weg
Quelle: https://t2informatik.de

Soll heißen: Wer nur die Öffnungszeiten der Bibliothek herausfinden möchte, nimmt die schnelle blaue Route durch das Labyrinth. Der rote “Umweg” wäre frustrierend. Wer aber gerne Zeit im Labyrinth verbringt, wird auf der roten Route das ein oder andere neue Bibliotheksangebot entdecken. Welcher Weg bietet also die bessere User Experience? Das kann sehr subjektiv sein. Es gilt: Eine gute Usability wird selten explizit wahrgenommen, schlechte Usability hingegen schon. [3]

Schritt 3: Struktur und Design

Jetzt können wir uns endlich der neuen Website widmen. Eine gute Idee ist es, die grundlegende Struktur der Seite durch ein Wireframe darzustellen, bevor im Anschluss das Design – also Logos, Farben, Schriftarten, etc. – implementiert wird.

Unerlässlich für jede Website ist heutzutage ein sogenanntes responsive design, d.h. ein Design, das sich flexibel auf jedes Endgerät einstellt.

„Mobile First“ lautet die Devise! Immerhin ist das Smartphone das meistgenutzte Endgerät zum Surfen, wie Studien zeigen. Daher werden Websites heutzutage für mobile Endgeräte optimiert, Desktop-PCs sind nachrangig. Eine übersichtliche Navigation entsteht hierdurch zwangsläufig.

Quelle: Postbank Digitalstudie 2020

Ebenso selbstverständlich wie ein responsives Design ist die Barrierefreiheit, um beispielsweise Menschen mit Sehbeeinträchtigungen den Besuch der Website zu erleichtern. Inklusion ist eben nicht nur im Bibliotheksgebäude eine Notwendigkeit.

Schritt 4: Inhalt

Mutig sein!

Durch die Analyse zu Beginn haben wir erfahren, welche Inhalte die Nutzer*innen interessieren und vor allem: welche nicht. Und wenn die Seite noch so schön den monatlichen Töpferkreis aus den 90ern beschreibt und damals furchtbar viel Arbeit bei der Erstellung bereitet hat: Wenn es niemanden interessiert, kommt es raus. Die Enoch Pratt Free Library hat z.B. bei ihrem Re-Design mehr als 1000(!) Seiten entfernt (Ihr erinnert euch: Die Seiten, die weniger als 5 Klicks im Jahr hatten). [2]

Die Themen, die die Besucher*innen am meisten interessieren (vermutlich Öffnungszeiten u.ä.) sollten so leicht wie möglich erreichbar sein, gerade auch auf der mobilen Seite. [2]

Ein Weg, um die vielfältigen Informationen für die verschiedenen Zielgruppen gezielt an den Mann (die Frau, das Kind, die Jugendlichen…) zu bringen, können verschiedene Bereiche für die jeweiligen Gruppen sein.

Bereiche für verschiedene Zielgruppen auf der Enoch Pratt Library Website
Bereiche für verschiedene Zielgruppen auf der Enoch Pratt Library Website

In einer Bibliothek geht es nicht nur darum, das zu finden, was man sucht, sondern auch das zu finden, von dem man noch gar nicht wusste, dass man es sucht.

Der Online-Katalog sollte daher auf der Bibliothekswebsite nicht nur in Form eines Links auftauchen, sondern bestenfalls vollständige in die Website integriert sein. In die Bereiche für die einzelnen Zielgruppen können zielgruppengerechte Medienvorschläge direkt eingespeist werden – so wie man in der physischen Bibliothek auch Medien durch Frontalpräsentation besonders bewerben würde.

Apropos bewerben: Jede Bibliothek kennt wahrscheinlich das Problem, dass sie tolle digitale Angebote wie bestimmte Datenbanken vorhält, diese aber kaum genutzt werden. Eventuell kann dies an den nichtssagenden Namen liegen – wer weiß schon, dass sich hinter Overdrive ein ähnlicher Anbieter wie die Onleihe verbirgt? Man kann auch nicht davon ausgehen, dass jeder Nutzer Rosetta Stone gleich mit Sprachen verbindet. Solchen Angeboten klare Namen und Beschreibungen zu geben, kann hier also helfen. 

Schritt 5: Auswertung und Ausblick

Nachdem die Website programmiert, getestet und hoffentlich erfolgreich eingeführt wurde, können die gleichen Statistiken wie vor der Umstellung erhoben werden. Diesmal natürlich mit hoffentlich besseren Zahlen (falls nicht: diesen Beitrag nochmals lesen & umsetzen).

Die Enoch Pratt Free Library konnte z.B. allein seit Einführung der neuen Website im August 2020 bis Ende 2020 die Bounce Rate um 11,25% verringern. Die Besuche auf bestimmten Seiten erhöhten sich um 57% bis 245%. [2]

Und so kann eine erfolgreiche Umarbeitung dann aussehen:

Für die Zukunft ist es wichtig zu beachten: Die Website ist wie der Medienbestand. Auch ihre Inhalte müssen gepflegt, aktuell gehalten und bei Bedarf ausgesondert werden.

Schlusswort:

Die Website der Bibliothek sollte nicht einfach als Website von Bibliothekar*innen für Bibliothekar*innen betrachtet werden, sondern als virtuelle Zweigstelle für die Nutzer*innen der Bibliothek. Wie eingangs bereits getitelt: Die Website soll nicht über die Bibliothek sein, die Website soll die Bibliothek sein.

Mehr zum Thema:

Blenkle, Martin (2014): Amazon & Google als Herausforderung? Nutzerorientierte Gestaltung von Bibliothekswebseiten (PDF)

Quellen:

[1] https://www.usability.de/usability-user-experience.html (aufgerufen am 04.02.2022)

[2] Zhu, Candice (2021): Website Makeover: Transforming the User Experience from Scratch. In: Computer in Libraries Jg. 41, H. 6

[3] https://t2informatik.de/wissen-kompakt/user-experience/ (aufgerufen am 06.02.2022)

Beitragsbild: Image by Gerd Altmann from Pixabay

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Die Zukunft des OPACs

Autorinnen: Anke Engelke und Anna-Lena Lächelt


Inhalt

Entstehung des OPACs

Ein klassischer hölzerner Zettelkatalog mit dutzenden kleinen Schubladen

Ursprünglich wurden Bibliotheksbestände in Zettelkatalogen verzeichnet. Ein Zettelkatalog bestand aus vielen Katalogkarten (oder Zetteln), wobei auf jedem Zettel genau eine der in der jeweiligen Bibliothek vorhandenen Publikationen verzeichnet wurde. Die Zettel wurden üblicherweise in extra dafür angefertigten Katalogkästen nach dem Alphabet geordnet aufbewahrt. Meist wurden mehrere Zettelkataloge geführt, die nach verschiedenen Kriterien (Verfassernamen, Themen, Titel der Publikation) geordnet waren. Diese benötigen aber viel Platz und die Recherchemöglichkeiten sind limitiert – in der Regel sind Zettelkataloge nach dem Nachnamen der Autoren aufgestellt, manchmal auch unter dem Titel des Werks.
Ist beides nicht bekannt, kommen Bibliotheksnutzende schnell an ihre Grenzen und werden im schlechtesten Fall gar nicht fündig.

Deshalb entstanden in den späten 1970ern die ersten digitalen Kataloge in Bibliotheken, vorrangig an solchen mit wissenschaftlichem Schwerpunkt, und legten den Grundstein für den modernen OPAC.1

Was ist eigentlich ein OPAC? 

OPAC steht für "Online Public Access Catalogue". Es ist ein international genutzter Begriff, der Online-Kataloge von Bibliotheken bezeichnet.2

Aber auch die ersten digitalen Kataloge bestachen noch nicht durch eine große Auswahl an Sucheinstiegen oder Komfortfunktionen, über die heutige OPACs verfügen. Im Laufe der Zeit wurden bekannte Funktionen wie Trunkierungen etabliert, die inzwischen als selbstverständlich gelten. An eine erweiterte bzw. Expertensuche, die es ermöglicht, exakt nach dem Erscheinungsjahr, der Sprache oder dem Verlag des gewünschten Titels zu suchen, war beim Gebrauch eines Zettelkatalogs nicht zu denken. Zudem erleichterten diverse Anzeigemöglichkeiten wie eine Sortierung nach Erscheinungsdatum oder Relevanz die Recherche.3

Anfangs gestaltete sich die Etablierung des OPACs als schwierig, da sie eine gravierende Umstellung für Bibliothekspersonal und -nutzende bedeutete. Die gesamte Herangehensweise musste geändert werden, um das Gewünschte erfolgreich recherchieren zu können. Manche Bibliotheken hielten ihren OPAC unter Verschluss, sodass er nur für das Personal nutzbar war.
Das Übertragen der Daten aus dem Zettelkatalog in ein digitales Format war zeitaufwendig. Manche Bibliotheken übertrugen deshalb keine Altbestände, nutzen den OPAC nur für die Suche nach neuen Medien und parallel den Zettelkatalog, um nach älteren Beständen zu recherchieren.4

Vor der Verbreitung des Internets waren OPACs nur vor Ort in den jeweiligen Bibliotheken nutzbar, seit Mitte der 1990er Jahre können die meisten aber bequem von Zuhause eingesehen werden.5

OPAC-Recherchestationen früher und heute

Usability eines modernen OPACs

Unter Usability versteht man die Gebrauchstauglichkeit von Produkten. Dabei geht es um die Betrachtung, wie effektiv, effizient und zufriedenstellend die Nutzung eines Produktes ist.7 Für den Bereich des Onlinekatalogs liegt momentan das Augenmerk auf dem Angebot der Recherchemöglichkeiten, den Onlineservices im Benutzerkonto und der Barrierefreiheit.

Für die Recherche bieten moderne Onlinekataloge meist verschiedene Recherchewege an. Die von Nutzenden am häufigste verwendete ist die Einfache Suche über einen Suchschlitz, wie er insbesondere durch Google bekannt ist. In einem nächsten Schritt können die Ergebnisse über sogenannte Facetten weiter eingegrenzt werden. Über die erweiterte Suche lassen sich je nach OPAC-Anbieter vor dem Beginn der Suche die Ergebnisse, beispielsweise nach einem Medientyp oder einem Autor, eingrenzen. Eine weitere Möglichkeit ist der Gebrauch von Schlagworten bei der Recherche.

Durch den OPAC können die Nutzenden auf das eigene Benutzerkonto zugreifen und dort verschiedene Services nutzen. So können Nutzende einsehen, welche Medien sie entliehen haben, diese verlängern oder sie bei der Nutzung von E-Medien auch online zurückgeben. Einige OPACs bieten ihren Nutzenden den Service, nicht verfügbare Medien vorzumerken oder sich für angebotene Veranstaltungen anzumelden.

Die Umsetzung der Barrierefreiheit bei der Nutzung eines Onlinekatalogs beschäftigt momentan die meisten Bibliotheken.

Was ist Barrierefreiheit? 

Die barrierefreie Gestaltung von digitalen Angeboten, bedeutet diese auch für Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen uneingeschränkt und eigenständig, bzw. mit Hilfe von Assistenzprodukten, nutzbar zu machen.8

Visionen für die Zukunft

Sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche Bibliotheken haben erkannt, dass ein Onlinekatalog ihren Nutzenden einen weitaus größeren Mehrwert bieten kann, als nur eine vielfältigeres Recherchetool zu sein oder den Zugriff auf das eigene Benutzerkonto zu bieten.

Viele Bibliotheken legen den Fokus schon jetzt eher aufs Stöbern als auf das gezielte Suchen. Nutzende sollen nicht zwingend mit einem exakten Titel in die Recherche starten müssen, sondern sich vom Angebot der Bibliothek inspirieren lassen. Dabei helfen z.B. Themen- bzw. Genre-Sucheinstiege, Titel, die dem gerade aufgerufenen ähnlich sind, oder eine Sortierung nach Beliebtheit. Auch Neuerscheinungen oder gerade zurückgegebene Medien können direkt auf der Startseite angepriesen werden.

Bei der Entwicklung von OPACs wird vermehrt Wert darauf gelegt, sie auf Mobilgeräten mindestens genauso funktional und ansprechend benutzbar zu machen wie auf dem klassischen PC oder Laptop. Mobile Endgeräte haben stationäre überholt und sind das beliebtere Mittel der Nutzenden um im Internet zu surfen – und um Recherchen durchzuführen.9

Eine weitere zukunftsweisende Idee ist, Nutzende beim Bestandsaufbau und der Erschaffung inhaltlichem Mehrwerts der Medienbeschreibungen mit einzubeziehen. So können Anschaffungswünsche anonym oder auch personenbezogen über ein Formular geäußert werden. Ein OPAC-Anbieter macht den Nutzenden persönliche Lesevorschläge anhand der Titel die andere Leser auch ausgeliehen haben. Die Nutzenden können Medien mit Sternen bewerten und eigene Rezensionen schreiben.

Youtubevideo zur Gestaltung eines OPACs zur Kundengewinnung

Denkbare Weiterentwicklungen sind Wunschlisten und die Benachrichtigung über neuerworbene Titel aus diesen Listen. Für eine neue Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum in Marbach soll ein digitales Miniaturmodell eines literarischen Gedächtnisspeichers entstehen, der aus verschiedenen Perspektiven erforscht und erfahren werden kann.10

Abschließend lässt sich sagen: Ein OPAC muss einfach und intuitiv zu bedienen sein und eine Suche schnell zum Ziel führen. Gleichzeitig soll er aber auch zum Verweilen und Stöbern einladen und Nutzende auf die vielen verschiedenen Möglichkeiten hinweisen, die die Bibliothek bietet, ohne überladen zu wirken.

Themenverwandte Blogs

Quellen

1Frank, Silke (o.J.): Gestaltung von Benutzeroberflächen und Recherchemöglichkeiten bei OPACs: State of the art und Trends. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Heft 188). S. 9

2vgl. IGI-Global (2022): What is OPAC. Online unter: https://www.igi-global.com/dictionary/social-software-use-public-libraries/21147 [Abruf am 07.03.2022]

3vgl. Störberl, Cornelius (2016): Discovery-System versus OPAC der Herzog August Bibliothek. Eine vergleichende Studie der Recherchefunktionalitäten. Hannover, Hochschule Hannover. S. 4-5

4vgl. Bowman, J. H. (2007): OPACs: the early years, and user reactions. London: University College. Library History, Vol. 23. S. 317-318

5vgl. Klaus Gantert (2016): Bibliothekarisches Grundwissen. 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. München: Saur. S. 228.

6vgl. Tiemann, Sarah (2016): Vom klassischen OPAC zum modernen Rechercheportal : Ansätze zur Einführung eines Discovery Systems an der ZHB Lübeck. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaften der Humboldt-Universität. (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft , Bd. 406). S. 16

7vgl. Grünwied, Gertrud (2017): Usability von Produkten und Anleitungen im digitalen Zeitalter. Handbuch für Entwickler, IT-Spezialisten und Technische Redakteure. Erlangen. Publicis Publishing. S. 11

8vgl. ebenda S. 76

9vgl. Enge, Eric (2021): Mobile vs. Desktop Usage in 2020. Online unter: https://www.perficient.com/insights/research-hub/mobile-vs-desktop-usage [Abruf am 16.03.2022]

10https://blog.dla-marbach.de/2021/02/04/visualisierungen-koennen-eine-neue-sicht-auf-die-katalogdaten-bieten/

Bildquellen

Titelbilder: Zettelkatalog, Bibliothekarin, Computer
Bilder im Text: Hölzerner Zettelkatalog, Früherer OPAC, Moderner OPAC

 

Ins Stammbuch geschrieben: Kodiert mit der Auszeichnungssprache TEI

Autorin: Janica Kuhr


Wie kodiere ich einen Stammbucheintrag mit XML-TEI und welchen Nutzen hat die Anwendung dieser Mark-Up-Language bei der Erschließung des Eintrags für die Forschung? Mit diesen Fragen befasst sich dieser Beitrag.

Inhalt

  1. Was ist ein Stammbuch?
  2. Was ist TEI?
  3. Kodierung des “Werther-Stammbuchs” mit TEI
  4. Ausblick

1. Was ist ein Stammbuch?

Zum Abschied bekam ich ein Album Amicorum – in Holland, Deutschland und in den skandinavischen Ländern ist das eine beliebte Sitte. Man geh mit diesem Buch zu einem Freund, der etwas Selbsterfundenes hereinschreibt oder einen Ausspruch irgendeines Autors, und seinen Namen daruntersetzt; wenn er kann, zeichnet er noch etwas hinzu. So hat man etwas mit dessen Hilfe man sich an seine Freunde erinnern kann. Keine schlechte Idee, aber auch ein bisschen skurril.1

James Boswell

Den meisten von Ihnen dürfte der von James Boswell 1764 in seinem Journal beschriebene Brauch aus Kindheitstagen bekannt sein, denn beim hier erwähnten Album Amicorum – auch Stammbuch genannt -, handelt es sich um ein frühes Poesiealbum. Im Gegensatz zu heute waren jedoch meist Erwachsene, die als Stammbuchhalter bezeichnet werden, die Besitzer dieser Alben, die sie auch auf Reisen mit sich trugen.

Entstanden ist diese Tradition Mitte des 16. Jahrhundert in Wittenberg, als es Mode wurde, die Autographen der Reformatoren um Luther zu sammeln. Anfangs vor allem unter Studenten Anklang findend, waren die Stammbücher später in fast allen Gesellschaftsschichten beliebt und erfreuten sich im Besonderen in Deutschland bis Mitte des 20 Jahrhunderts gesellschaftlicher Wertschätzung. 2

Stammbücher können in verschiedenen Disziplinen als wertvolle Quelle dienen. So geben sie Auskunft über die Studienorte und Reiserouten sowie die sozialen Netzwerke ihrer Eigentümer. 3

Ferner lassen sich Rückschlüsse über die Alltagskultur ziehen und sie fungieren als Zeugnisse der Wissenschaftsgeschichte und Literaturhistorie. Für Sprachwissenschaftler sind die Alben inbesondere wegen der Vielfalt der Sprachen, in denen die Beiträge verfasst sind, von Interesse.4

Viele Bibliotheken und Archive sind heute im Besitz von Stammbüchern. Die weltweit größte Sammlung stellt die der Herzogin Anna Amalia Bibliothek mit über 1900 dieser Freundschaftsbücher dar.

Zentral für die Einrichtungen ist es dabei, die Erforschung ihrer Sammlungen zu ermöglichen. Doch wie soll das realisiert werden? Neben der zunehmenden Digitalisierung rückt auch eine tiefergehende Erschließung der Alben in den Fokus. So kann beispielsweise im Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek seit einiger Zeit nach Einträgen, Einträgern, Erscheinungsorten und Erscheinungsjahren der Stammbücher recherchiert werden. Die UB Tübingen wiederum stellt Transkriptionen ihrer Freundschaftsbücher zur Verfügung, die mit TEI kodiert wurden.

2. Was ist TEI?

TEI, kurz für “Text Encoding Initiative”, ist ein Dokumentenformat, das auf der Markup-Language XML basiert und der Auszeichnung von Texten dient. Beschrieben wird es in den TEI Guidelines. Neben dem Markup von textgestalterischen bzw. strukturellen Elementen, wie beispielsweise Absätzen, Zeilenumbrüchen oder der Position einer Illustration, können auch semantische Auszeichnungen vorgenommen werden. Hierzu zählt etwa die Kennzeichnung von Personennamen oder Orts- und Datumsangaben. TEI stellt heute den De-facto-Standard bei der Textkodierung dar und kommt daher bei der Erstellung von Digitalen Editionen regelmäßig zum Einsatz.5

Während jedoch beispielsweise mit TEI erstellte Briefeditionen häufiger vorkommen, sind – mit Ausnahme des Tübinger Projekts – mittels TEI kodierte Stammbucheinträge bislang sehr rar gesät.

3. Kodierung des “Werther-Stammbuchs” mit TEI

Welche Vorzüge die Kodierung von Stammbucheinträgen  mit TEI für die Forschung mit sich bringt und wie bei der Auszeichnung vorgegangen werden kann, soll daher nachfolgend exemplarisch anhand TEI-kodierter Eintragungen aus dem auch als „Werther-Stammbuch“ bezeichneten Album von Ludwig Schneider (1750-1826), einem Juristen, veranschaulicht werden.

Digitalisat der Titelseite des "Werther-Stammbuchs" mit einer Widmung von Ludwig Schneider an die Einschreiber.Abbildung 1: Titelseite des “Werther-Stammbuchs”
. © Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Hs-31210/Stb. 92

Den inoffiziellen Titel “Werther-Stammbuch” trägt es, da es einen deutlichen Bezug zu Goethes Aufenthalt in Wetzlar im Sommer 1772 aufweist, als dieser die Bekanntschaft mit Charlotte Buff, dem Vorbild für Werthers Lotte sowie deren Verlobten Johann Christian Kestner machte. Von allen drei Personen finden sich Einträge im Stammbuch.6

Kodierung des Stammbucheintrags von Christian Albrecht von Kielmannsegg

Digitalisat des Stammbucheintrags von Christian Albrecht von Kielmannsegg.
Abbildung 2: Stammbucheintrag von Christian Albrecht von Kielmannsegg. © Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Hs-31210/Stb. 92

Wie auch anhand der von Christian Albrecht von Kielmannsegg, ebenfalls Jurist und Jugendfreund Goethes, gestalteten Seite (Abbildung 2) deutlich wird, weisen Stammbucheinträge, die als Inskriptionen bezeichnet werden, typischerweise eine Zweiteilung auf. Auf eine im weiteren Sinn poetische Textpassage folgt in der Regel eine Widmungspassage, die aus immer wiederkehrenden Strukturelementen besteht.

Auszeichnung der Widmungspassage

Unter „Adressierung“ fallen alle Elemente, die Informationen über den Stammbuchhalter enthalten. Je nach Charakter der Beziehung kann hier die namentliche Nennung variieren. Des Weiteren kann sie durch Statusangaben angereichert werden.7

Die Elemente der „Motivierung“ und „Charakterisierung“ sind oftmals nur schwer voneinander abzugrenzen, da sie häufig fließend ineinander übergehen. Während die Komponente der Motivierung den Fokus auf den Schreibanlass legt, definiert sich die Charakterisierung dadurch, dass auf die vorangegangene Textpasssage zurückverwiesen wird. Der Stellenwert des Textteils wird hervorgehoben und Aussagen über seine Funktion getroffen.8

Den Abschluss der Passage bildet in der Regel eine sogenannte Sprachhandlungsformel, die das Verfassen des Stammbucheintrags meist als „schenken“, „widmen“, „sich empfehlen“, näher definiert.9

Dieser charakteristische Aufbau lässt sich durch TEI nachbilden. Wie das Codebeispiel zum Eintrag von Kielmannsegg zeigt, wurde der eigentliche Text als <div> (Textabschnitt) getaggt, während die Widmungspassage mit dem Element <closer> ausgezeichnet wurde, das aus der Briefedierung stammt.

[C]loser> fasst Grußformeln, Datumszeilen und ähnliche Phrasen zusammen, die am Ende eines Abschnitts stehen.10

   </teiHeader>
   <text type="Stammbucheintrag">
      <body>

         <div type="Dramenverse">
            <cit>
               <quote xml:id="Fußnote1">
                  <l>Am be&#383;ten i&#383;t, und wahr&#383;ten der mein Freund,</l>
                  <l>Der warm, nicht heiß das Gute, das ich habe;</l>
                  <l>Der &#383;treng nicht, doch genau den Fehl auch &#383;ieht.</l>
                  <l>Hat die&#383;er Freund ein Herz der Redlichen,</l>
                  <l>So liebt er mich, wie ich geliebt mag &#383;ayn.</l>
               </quote>
               <bibl>
                  <author ref="http://d-nb.info/gnd/118563386" rend="underlined"
                  >Klopstock</author>.</bibl>
            </cit>
         </div>
         <closer>
            <salute rend="right"><seg type="Adressierung">dem Herrn Be&#383;itzer die&#383;es
                  Buchs</seg>
               <seg type="Schreibhandlungsformel">em-<lb/>pfiehlt &#383;ein Andenken be&#383;tens
                  und gehor&#383;am&#383;t.</seg></salute>
            <signed rend="right">
               <persName ref="http://d-nb.info/gnd/116157372"><forename><choice>
                        <abbr>C.</abbr>
                        <expan>Christian</expan>
                     </choice></forename><surname> Kielmannsegg</surname></persName> aus <placeName
                  ref="http://d-nb.info/gnd/4038197-3">Meklenburg</placeName></signed>
            <dateline rend="left"><placeName ref="http://d-nb.info/gnd/4065878-8"
                  >Wetzlar</placeName>, den <date when="1773-05-16">16ten May 1773</date></dateline>
         </closer>

      </body>
      <note type="editorial" target="#Fußnote1">Die Verse wurden dem Trauerspiel <name type="work"
            >David.Ein Trauerspiel</name> von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118563386"
               ><forename>Friedrich Gottlieb</forename><surname> Kloppstock</surname></persName>
         entnommen.</note>
   </text>
</TEI>

Innerhalb dieses Abschnitts wiederum wurden die Adressierung und Sprachhandlungsformel näher spezifiziert. Zunächst wurden sie durch das Element <salute> als Bestandteil der Grußformel ausgewiesen und anschließend anhand des <seg>-Elements (Segment) in Verbindung mit dem type-Attribut eindeutig als Addressierung (<seg type=”Adressierung”) bzw. Schreibhandlungsformel (<seg type=”Schreibhandlungsformel”) gekennzeichnet.

Als problematisch kann sich in diesem Zusammenhang die Tatsache erweisen, dass XML keine Überlappungen zulässt. So ist es grundsätzlich möglich, dass Textteile sowohl Bestandteil der Motivierung als auch der Charakterisierung sind und sich darüber hinaus gleichzeitig der Sprachhandlungsformel zuordnen lassen. Als pragmatische Lösung hierfür bietet sich jedoch an, nur die jeweils charakteristischen Worte den entsprechenden Bestandteilen der Widmung zuzuordnen.

Der Name bzw. die Unterschrift des Einträgers wird als <signed> (Unterschrift) getaggt und als <persName> – unterteilt in <fore- und surname> – erfasst, während Orts- und Datumsangabe zunächst unter <dateline> zusammengefasst und dann durch <placeName> bzw. <date> gekennzeichnet werden. Durch die Verwendung des when-Attributs in Verbindung mit <date> wird das Datum zusätzlich noch in maschinenlesbarer und normierter Form aufgenommen. Das <signed>-Element dient dazu, dass der Name des Einträgers später eindeutig maschinell herausgefiltert werden kann, da an mehreren Stellen im Stammbucheintrag Personennamen in unterschiedlichen Funktionen vorkommen können. Eine Besonderheit stellt hier die Auszeichnung des Namens dar. Kielmannsegg hat seinen Vornamen mit C. abgekürzt, was durch das Element <abbr>, Abbrevation kodiert wird. TEI lässt es jedoch zu, durch das Element <expan> (Expansion) gleichzeitig den ermittelten, vollen Namen anzugeben.

Auch ein weiterer großer Vorteil der Verwendung von TEI wird in diesem Zusammenhang deutlich. So ist es durch das ref-Attribut möglich auf Normdaten zu referenzieren. Konkret wurde hier mittels des Attributs bei <persName> der GND-Eintrag des Verfassers Christian Kielmansegg verlinkt. Auch bei den Entitäten Eintragungsort und Herkunftsort des Verfassers, ebenfalls durch <placeName> ausgezeichnet, wurde ein Link zum GND-Eintrag aufgenommen.

Neben der eindeutigen Identifizierung kann diese Erfassung der Normdaten der Erforschung und Visualisierung von Personennetzwerken oder der Sichtbarmachung der Wege und Aufenthaltsorte des Stammbuchhalters sowie der Einträger dienen.

Dazu ein Beispiel aus der Goethe-Forschung: Lange ging man davon aus, dass Johann Caspar Goethe, der Vater des berühmten Dichters, zu einem bestimmten Zeitpunkt Berufspraxis in Wien sammelte, da er dies in einem Bittgesuch an Kaiser Karl zu Protokoll gegeben hatte. Anhand von zwei Stammbucheinträgen konnte man jedoch nachweisen, dass er tatsächlich aber -mutmaßlich im Rahmen einer Bildungsreise – in Augsburg weilte und auch, dass er nicht alleine reiste, da sich eine weitere Person, Johann Georg Cocceji, jeweils am selben Tag wie Goethe in beide Stammbücher eintrug. 11

Die Position der Grußformel und Datumszeile auf der Seite, die sich in vielen Stammbucheinträgen wiederfindet, lässt sich durch das Attribut rend=”right” oder rend=”left” ausdrücken, z. B. <dateline rend=”left”>.

Auszeichnung der Textpassage

Werfen wir nun einen Blick auf die der Widmung vorangestellte Textpassage. Typischerweise besteht diese aus wenigen Gedichtversen oder knappen Prosatexten, die zum Nachdenken angeregen, Einsichten vermitteln oder an das Befolgen bestimmter Maxime appellieren.12 Im Regelfall handelt es sich dabei um bereits bestehende Texte, die wortgenau oder leicht verändert, mit oder ohne Angabe des Urhebers, zitiert werden.13

Auch Kielmansegg bedient sich eines bereits vorhandenen Textes. So zitiert er ein Werk Friedrich Gottfried Kloppstocks. Der Zitatcharakter des Elements wurde durch das Element <quote> deutlich gemacht.

Da der Einschreiber außerdem Kloppstock als geistigen Schöpfer angegeben hatte, wurden diese Quellenangabe und das Zitat zusätzlich durch das Elternelement <cit> (cited quotation) ausgezeichnet. So heißt es in den TEI:

Dabei wird der gesamte Zitatblock, inklusive Zitat und Quelle, mit dem dafür vorgesehenen <cit>-Element umschlossen. Die Quellenangabe wird mit dem <bibl>-Element kodiert, das […] unstrukturierte bibliografische Angaben repräsentiert.14

Innerhalb der Quellenangabe wurde Kloppstock mit <author> getaggt und der GND-Normdatensatz verknüpft. In einem editorischen Stellenkommentar <note>, der über eine xml:ID und das Attribut target mit der referenzierten Passage verknüpft ist, können zusätzliche Informationen zum Text festgehalten werden. In diesem Fall wurde darauf hingewiesen, dass die Verse dem Trauerspiel “David” von Kloppstock entnommen sind.

Das Zitat wiederum wurde zusätzlich mit dem Element <div> ausgezeichnet , was erst einmal recht allgemein für Textabschnitt steht. Durch die Verwendung des Attributs type, konnte jedoch eine Aussage über die Gattungszurordnung, hier type=”Dramenverse” getroffen werden.

An dieser Stelle wird deutlich, dass die TEI-Kodierung nicht nur in Bezug auf die personengeschichtliche Forschung, sondern auch im Hinblick auf die in den letzten Jahren stärker werdende Beschäftigung mit der literarischen Gestaltung der Stammbucheinträge Potential bietet. So werden intertextuelle Verweise sichtbar und eine Auswertung der Kodierung lässt beispielsweise Aussagen über die Häufigkeit der Zitierung bestimmter Autoren oder die Verwendung von Textgattungen zu. Angesichts der wachsenden Zahl an Werknormdaten in der Gemeinsamen Normdatei wäre es in diesem Zusammenhang zukünftig wünschenswert, auch auf diese zu verweisen. Im Fall des Kloppstockschen Trauerspiels war leider kein Normdatensatz vorhanden.

Auch Besonderheiten bei der textlichen Gestaltung können ausgezeichnet werden. So wird die Unterstreichung des Namen Kloppstock durch das Attribut rend=”underlined” ausgedrückt und die verwandten langen s („ſ“) der Kurrentschrift werden durch Unicode dargestellt.

Kodierung des Stammbucheintrags von Dietz Kays
Digitalisat der Bildbeigabe des Stammbucheintrags von Dietz Kays
Abbildung 3: Bildbeigabe des Stammbucheintrags von Dietz Kays. © Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Hs-31210/Stb. 92

Neben den Texten finden sich auch immer wieder Illlustrationen in den Stammbüchern. Bei der Erstellung bediente sich der Einschreiber den unterschiedlichsten künstlerischen Techniken, die von Bleistift- Buntstift-, Kohle- und Tuschezeichnungen über Aquarellmalereien und Gouache zu Druckgrafiken reichen. Ebenso vielfältig ist auch die Wahl der Motive. So finden sich darunter zum Beispiel Wappenzeichnungen oder Porträts, aber auch Bildgegenstände, die sich auf den Text, den Eigentümer des Stammbuchs oder sein Verhältnis zum Einträger beziehen.15

Auszeichnung der Bildbeigabe

Auch diese bildlichen Elemente können durch TEI ausgezeichnet werden. So wurde die Vogel-Zeichnung (Abbildung 3) in dem hier in Auszügen vorgestellten kodierten Eintrag von Dietz Kayß zunächst mittels <div type=”Bildbeigabe”> getaggt und zusätzlich mit dem Element <figure> als Abbildung ausgezeichnet. Durch das type-Attribut wurde sie näher als Tuschezeichnung klassifiziert. Mittels des Elements <graphic> in Kombination mit dem Attribut url kann die Quelle angegeben werden. <FigDesc> (description of figure) ermöglicht eine detailllierte Beschreibung des Bildinhalts.

Die Kodierung der graphischen Bestandteile des Eintrags erlaubt es auch hier, die Daten später gezielt maschinell auszulesen, um beispielsweise Aussagen über die Verwendungshäufigkeit von Techniken oder Motiven zu treffen.

 </teiHeader>
   <text type="Stammbucheintrag">
      <body>
         <pb n="60"/>
         <div type="Bildbeigabe">
            <figure type="Tuschzeichnung">
               <graphic url="bildconcordia.jpeg"/>
               <figDesc>Bei der Abbildung handelt es sich um die Zeichung eines Vogels im Flug,
                  mutmaßlich einer Taube, der ein Spruchband mit der Aufschrift "Concordia" im
                  Schnabel hält. In der rechten oberen Ecke des Bildes ist eine strahlende Sonne mit
                  grimmigen Gesichtsausdruck zu sehen. Augenscheinlich wurde die Zeichnung mit
                  brauner Tinte angefertigt.</figDesc>
            </figure>
         </div>
 

Auszeichnung der Textkomponente

Digitalisat des Textteils des Stammbucheintrags von Christian Albrecht von Kielmannsegg
Abbildung 4: Textteil des Stammbucheintrags von Dietz Kayß. © Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Hs-31210/Stb. 92

Die Auszeichnung der Textkomponente dieser Inskription (Abbildung 4) wiederum zeigt, dass TEI auch der Erforschung, in welchen Sprachen die Stammbucheinträge verfasst wurden, Rechnung trägt. So wurde das erste Zitat, bei dem es sich um eine Gnome – also einen Sinnspruch – handelt, mit dem Attribut xml:lang und dem Sprachcode “la” ausgezeichnet, um auszudrücken, dass es, abweichend vom restlichen Text, in lateinischer Sprache vorliegt. In diesem Zusammenhang wurde auch durch @rend=”latintyp” die Verwendung der lateinischen Schrift gekennzeichnet.

Bei den darunter befindlichen Versen konnte durch das <rhyme>-Element zunächst deutlich gemacht werden, dass es sich um einen Reim handelt und mittels des Attributs label wurde zusätzlich das hier verwendete Reimschema getaggt.

Als problematisch erwies sich die Kodierung des Studentenordens im Beispiel. Eigentlich eher ein Schriftsymbol – und damit textuelles Element – wurde er dennoch in Ermangelung einer spezifischeren Auszeichnungsmöglichkeit als Abbildung getaggt.

  
         <pb n="61"/>
         <div type="Gnome">
            <p><quote xml:lang="la" rend="latintyp" xml:id="Fußnote1">Amicus certus in re incerta
                  cernitur</quote></p>
         </div>
         <div type="Gnome">
            <quote>
               <lg type="rhyming_couplet">
                  <l>Gute Freunde in der <rhyme label="a">Noth</rhyme></l>
                  <l>gehen tausend auf ein <rhyme label="a">Loth</rhyme></l>
               </lg>
            </quote>
         </div>
         <closer>
            <salute rend="right">
               <seg type="Adressierung">
                  <choice>
                     <abbr>HochEdelgeb&#x2113;</abbr>
                     <expan>Hochedelgeborener</expan>
                  </choice> Herr und <choice>
                     <abbr>Br.</abbr>
                     <expan>Bruder</expan>
                  </choice></seg>
            </salute>
            <salute rend="right">
               <seg type="Motivierung">Habe die Gewogenheit, und erinnere<lb/> Dich öfters Deines<lb/>
                  <choice>
                     <abbr>gehor&#383;&#x2113;</abbr>
                     <expan>gehor&#383;amen</expan>
                  </choice>
                  <choice>
                     <abbr>Dr.</abbr>
                     <expan>Dieners</expan>
                  </choice> und Freunds</seg></salute>
            <signed rend="right">
               <abbr>K.A.F.</abbr>
               <unclear reason="illegible" cert="medium"><persName><forename>Dietz</forename>
                     <surname>Kayß</surname></persName></unclear>. <abbr>Not.</abbr></signed>
            <dateline rend="left"><placeName ref="http://d-nb.info/gnd/4020989-1">Giesen</placeName><lb/>
               <date when="1771-03-28">28.3.1771</date>
            </dateline>
         </closer>
         <figure type="Zeichen_eines_Studentenordens" rend="left">
            <figDesc>Zeichen eines Studentenordens, enthält augenscheinlich die Zahl 1770 und ein
               C</figDesc>
         </figure>
      </body>
      <note type="editorial" target="#Fußnote1">Gnome wird <persName
            ref="http://d-nb.info/gnd/118520814"><forename>Marcus Tullius</forename>
            <surname>Cicero</surname></persName>zugeschrieben.</note>

   </text>
</TEI>

4. Ausblick

Generell stellen neben den Illustrationen auch die vielfältigen anderen Beigaben eine Herausforderung bei der Kodierung von Stammbucheinträgen mit TEI dar. Mitunter findet man Papierschnitte, Stickarbeiten, getrocknete Blumen, Siegelabdrücke, Musiknoten, aber auch Haarlocken sind keine Seltenheit.16

Während für die Kodierung von Siegeln mit <seal> ein spezifisches Element zur Verfügung steht und auch Musiknoten innerhalb eines Textes sich über <notatedMusic> taggen lassen bzw. für Musiknoten mit den MEI sogar eigene Codierungsrichtlinien existieren, sind die TEI für die Auszeichnung der anderen (dinglichen) Objekte (zumindest bislang) nicht ausgelegt.

Auch im Hinblick darauf, dass diese Beigaben sich ebenso bei Briefen finden lassen, wäre eine Weiterentwicklung der TEI in dieser Hinsicht wünschenswert. Festzuhalten bleibt aber auch, dass diese Mark-Up-Language bereits jetzt durch die inhaltlich, formal und strukturell tiefgehende Erschließung der Einträge neue Perspektiven für die Stammbuchforschung eröffnen kann.

Zum Download als PDF-Datei stehen nachfolgend die vollständigen Kodierungen der im Text erwähnten Beispiele sowie weitere exemplarisch kodierte Stammbucheinträge bereit:

Die dazugehörigen Digitalisate sind in der Slideshow (Abbildung 5-8) zu finden.

Falls Sie noch nicht mit TEI vertraut sein sollten, diese Mark-Up-Sprache jedoch Ihr Interesse geweckt hat, finden Sie beispielsweise im Internetauftritt der Universität Bern einen ausführlichen Crashkurs und Workshop.

Quellen


1Boswell, James: Journal, hrsg. von Helmut Winter. Stuttgart 1986. Zitiert nach Linhart, Eva: Vom Stammbuch zum Souvenir d’Amité. Deutscher Schicksalsfaden. In: Schmidt, Volker [Hrsg.]: Der Souvenir : Erinnerung in Dingen von der Reliquie zum Andenken. Köln 2006, S. 202-232

2Vgl. Schlüter, Andras; Gebert, Björn: 30.000 Datensätze und neun Wochen Zeit. 17.05.2018. https://blog.klassik-stiftung.de/coding-da-vinci/, Zugriff 23.01.2022

3Vgl. Schlüter, Andras; Gebert, Björn: 30.000 Datensätze und neun Wochen Zeit. 17.05.2018. https://blog.klassik-stiftung.de/coding-da-vinci/, Zugriff 23.01.2022

4Vgl. Eberhards Karls Universität Tübingen [Hrsg.]: Stammbücher der UB Tübingen. Stand 25.01.2021. http://www.dh-profil.uni-tuebingen.de/tuebinger-stammbuecher/index.html, Zugriff 23.01.2022

5Vgl. Universität Graz. Zentrum für Informationsmodellierung in den Geisteswissenschaften [Hrsg.]: Text Enconding Initiative. 2006-2008. https://www-gewi.uni-graz.at/zim/lehre/tei.html, Zugriff 23.01.2022

6Vgl. Heumann, Konrad: Bedeutendes Stammbuch der Wertherzeit. (Unveröffentlichtes Typoskript)

7Vgl. Bastian, Julia: «Des Menschen Herz faßt so unendlich viel» Das Stammbuch des Volrat Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim. Frankfurt 2013, S. 22

8Vgl. Schnabel, Werner Wilhelm: Das Album Amicorum. Ein gemischtmediales Sammelmedium und einige seiner Variationsformen. In: Kramer, Anke [Hrsg.]: Album : Organisationsform narrativer Kohärenz. Göttingen 2013, S. 213-239, hier S. 215; Bastian, Julia: «Des Menschen Herz faßt so unendlich viel» Das Stammbuch des Volrat Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim. Frankfurt 2013, S. 22

9Vgl. Bastian, Julia: «Des Menschen Herz faßt so unendlich viel» Das Stammbuch des Volrat Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim. Frankfurt 2013, S. 22

10Text Encoding Initiative. P5: Richtlinien für die Auszeichnung und den Austausch elektronischer Texte. Version 4.3.0. Last updated on 31st August 2021. https://tei-c.org/release/doc/tei-p5-doc/de/html/ref-closer.html, Zugriff 23.01.2022

11Vgl. Heumann, Konrad: Unterwegs nach Italien. Johann Caspar Goethes Reise nach Nürnberg und Augsburg im Jahr 1739. In: Hopp, Doris: »Goethe Pater». Johann Caspar Goethe (1710–1782). Frankfurt 2010, S. 52-61

12Vgl. Schnabel, Werner Wilhelm: Das Album Amicorum. Ein gemischtmediales Sammelmedium und einige seiner Variationsformen. In: Kramerm Anke [Hrsg.]: Album : Organisationsform narrativer Kohärenz. Göttingen 2013, S. 213-239, hier S. 215

13Vgl. Bastian, Julia: «Des Menschen Herz faßt so unendlich viel» Das Stammbuch des Volrat Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim. Frankfurt 2013, S. 20

14Karl-Franzens-Universität Graz [Hrsg.]: Elektronische Repräsentation mit dem Standard der TEI

15Vgl. Bastian, Julia: «Des Menschen Herz faßt so unendlich viel» Das Stammbuch des Volrat Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim. Frankfurt 2013, S. 21; Schnabel, Werner Wilhelm: Das Stammbuch : Konstitution und Geschichte einer textsortenbezogenen Sammelform bis ins erste Drittel des 18. Jahrhunderts. Tübingen 2003. S. 104

16Vgl. Bastian, Julia: «Des Menschen Herz faßt so unendlich viel» Das Stammbuch des Volrat Graf zu Solms-Rödelheim und Assenheim. Frankfurt 2013, S. 21; Schnabel, Werner Wilhelm: Das Album Amicorum. Ein gemischtmediales Sammelmedium und einige seiner Variationsformen. In: Kramer, Anke [Hrsg.]: Album : Organisationsform narrativer Kohärenz. Göttingen 2013, S. 213-239, hier S. 218


Dieser Beitrag ist im Studiengang Informationsmanagement an der Hochschule Hannover im Rahmen des Kurses Content Management (Wintersemester 2021/22, Dr. Stefanie Elbeshausen) entstanden.

Die besten Beiträge stellen wir Euch hier in den nächsten Wochen nach und nach vor.

Text und Data Mining in Bibliotheken?

Autorin: Lene-Christine Brammer


Image by mcmurryjulie
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Bibliotheken haben den Auftrag, Medien und Informationen für Nutzerinnen und Nutzer aufzuarbeiten und bereitzustellen. Doch jedes Jahr werden mehrere Millionen Publikationen veröffentlicht. Die DNB allein verzeichnete den Zugang 2.352.693 neuer Einheiten im Jahre 2020[1]. Wer soll da den Überblick behalten? Text und Data Mining kann hier Abhilfe schaffen. 

Was ist Text und Data Mining?

Text Mining, Data Mining, Text Data Mining, Textual Data Mining, Text Knowledge Engineering, Web Mining, Web Content Mining, Web Structure Mining, Web Usage Mining, Content Mining, Literature Mining und sogar Bibliomining[2] – viele Begriffe, die alle das selbe Konzept – teilweise mit unterschiedlichen Schwerpunkten – bezeichnen, welches im Folgenden Text und Data Mining, kurz TDM, genannt werden soll. Grob gesagt ist damit die algorithmusbasierte automatische Analyse digitaler Daten jeglicher Form gemeint.

TDM beinhaltet dabei explizit sowohl die Verarbeitung natürlichsprachiger Texte, sogenannter unstrukturierter Daten, als auch beispielsweise Tabellen und anderer strukturierter Daten, welche unterschiedliche Anwendungsfälle und Herausforderungen mit sich bringen. Dabei gibt es zwei große Aspekte: das Auffinden bereits bekannter Informationen und die Schaffung neuen Wissens durch die Verknüpfung oder Neuinterpretation von Bekanntem.[3]

Ganz allgemein lassen sich Verfahren des TDM in drei große Bereiche aufteilen:

  • Musterextraktion (Programm analysiert, welche Daten oft gemeinsam auftreten)
  • Segmentierung (Programm gruppiert ähnliche Daten zusammen)
  • Klassifikation (Programm teilt Daten vorher bestimmten Klassen zu)

Es lässt sich natürlich noch feiner unterteilen in Regressionsanalysen, Abhängigkeits- oder Abweichungsanalyse, Beschreibung, Zusammenfassung, Prognose, Assoziation etc., was die große Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten des TDM aufzeigt[4], für uns aber gerade zu weit geht, da wir nur den Bereich der Bibliotheken betrachten wollen.

Anwendungsmöglichkeiten für Bibliotheken

Empfehlungssysteme

Eine Möglichkeit der Kataloganreicherung ist die Implementierung eines Empfehlungsdienstes. Dieser analysiert Recherche- und/oder Ausleihdaten, um Nutzenden während ihrer Recherche weitere Medien vorzuschlagen, die relevant für sie sein könnten[5]. Ein solcher Dienst ist BibTip, welcher an der Universität Karlsruhe entwickelt wurde und mittlerweile von vielen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken in Deutschland verwendet wird. 

Maschinelle Indexierung

Die inhaltliche Erschließung bietet einen großen Mehrwert bei der Recherche, ist jedoch ein zeit- und personalaufwendiger Aspekt der bibliothekarischen Arbeit. Schon 2009 begann die Deutsche Nationalbibliothek, diese Arbeit mit maschineller Unterstützung durchzuführen. Dabei wurden die in der GND hinterlegten Schlagwörter als Grundlage für die automatische Verschlagwortung mithilfe des Averbis-Programms verwendet.[6] 

Herausforderungen 

Urheberrecht

TDM war viele Jahre eine rechtliche Grauzone. Unklarheiten bezogen sich unter anderem darauf, ob maschinelle Verarbeitung durch die bestehenden Lizenzverträge abgedeckt war, ob temporäre für die Auswertung erstellte Kopien unerlaubte Vervielfältigung bedeuteten, inwieweit die Ergebnisse Dritten zugänglich gemacht werden durften und vieles mehr.[7] Die Urheberrechtsnovelle 2018 sorgte für mehr Klarheit, indem durch § 60d UrhG explizit die Nutzung von TDM für die wissenschaftliche Forschung erlaubt wurde.

Datenschutz

Datenschutz ist vor allem bei der Verarbeitung personenbezogener Daten wie der Analyse von Ausleih- oder Recherchevorgängen relevant. Im Sinne der Datensparsamkeit dürfen nur so viele Daten erhoben werden, wie erforderlich sind und diese auch nur so lange wie nötig gespeichert werden. Aus Datenschutzgründen werden die Daten deshalb anonymisiert gespeichert und verarbeitet. Dies schränkt beispielsweise die Empfehlungsdienste ein, da so nur die aufgerufenen oder ausgeliehenen Medien während eines einzelnen Vorgangs analysiert werden, diese jedoch nicht mit früheren Vorgängen der selben Person verknüpft werden können.

Formatvielfalt

TDM kann nur funktionieren, wenn die auszuwertenden Daten in geeigneter Form vorliegen. Dabei kann es verschiedene Hürden geben, sowohl rechtlicher Natur, wenn Daten im Besitz von Personen oder Institutionen sind, sowie technischer Natur, wenn Daten nicht in maschinenlesbarer Form vorliegen, oder zu viele verschiedene (inkompatible) Dateiformate genutzt werden.[8]

Ausblick

Schon heute profitieren Bibliotheken von TDM-Anwendungen, besonders Empfehlungsdienste sind verbreitet. Maschinelle Indexierung wird zumindest vereinzelt eingesetzt, bleibt in der Qualität aber noch weit hinter der intellektuellen Erschließung durch Menschen zurück.[9] Aufgrund des technischen Fortschritts und dem immer zuverlässiger werdenden natural language processing darf man hier jedoch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Doch Bibliotheken sind nicht nur Anwenderinnen, sondern können und sollten ebenfalls Sorge dafür tragen, dass ihre eigenen Bestände für TDM nutzbar sind. Dies wird erleichtert durch § 60d UrhG, aber sollte auch bei der Aushandlung von Lizenzverträgen, bei der Auswahl der anzubietenden Formate von elektronischen Medien wie auch bei der Retrodigitalisierung beachtet werden.

Quellen

[1] Deutsche Nationalbibliothek (2021): Jahresbericht 2020. S.45. Online unter urn:nbn:de:101-2021051859

[2] Mehler, Alexander; Wolff, Christian (2005): Einleitung: Perspektiven und Positionen des Text Mining. In: LDV-Forum, Jg. 20, Nr. 1, S. 1–18. Online unter urn:nbn:de:0070-bipr-1688

[3] Saffer, Jeffrey; Burnett, Vicki. (2014). Introduction to Biomedical Literature Text Mining: Context and Objectives. In Kumar, Vinod; & Tipney, Hannah (Hg.): Biomedical Literature Mining. New York: HumanaPress, Springer. S. 1–7. Online unter doi.org/10.1007/978-1-4939-0709-0_1

[4] Drees, Bastian (2016): Text und Data Mining: Herausforderungen und Möglichkeiten für Bibliotheken. In: Perspektive Bibliothek, Jg. 5, Nr. 1, S. 49-73. Online unter doi.org/10.11588/pb.2016.1.33691

[5] Mönnich, Michael; Spiering, Marcus (2008): Erschließung. Einsatz von BibTip als Recommendersystem im Bibliothekskatalog. In: Bibliotheksdienst, Jg. 42, Nr. 1, 54–59. Online unter doi.org/10.1515/bd.2008.42.1.54

[6] Uhlmann, Sandro (2013): Automatische Beschlagwortung von deutschsprachigen Netzpublikationen mit dem Vokabular der Gemeinsamen Normdatei (GND). In: Dialog mit Bibliotheken, Jg. 25, Nr. 2, S.26-36. Online unter urn:nbn:de:101-20161103148

[7] Okerson, Ann (2013): Text & Data Mining – A Librarian Overview [Konferenzbeitrag]. Herausgegeben von IFLA. Online unter http://library.ifla.org/252/1/165-okerson-en.pdf (Abruf am 29.01.2022)

[8] Brettschneider, Peter (2021): Text und Data-Mining – juristische Fallstricke und bibliotheksarische Handlungsfelder. In: Bibliotheksdienst, Jg. 55, Nr. 2, S. 104-126. Online unter doi.org/10.1515/bd-2021-0020

[9] Wiesenmüller, Heidrun (2018): Maschinelle Indexierung am Beispiel der DNB. Analyse und Entwicklungmöglichkeiten. In: O-Bib, Jg. 5, Nr. 4, S. 141-153. Online unter doi.org/10.5282/o-bib/2018H4S141-153


Dieser Beitrag ist im Studiengang Informationsmanagement an der Hochschule Hannover im Rahmen des Kurses Content Management (Wintersemester 2021/22, Dr. Stefanie Elbeshausen) entstanden.

Die besten Beiträge stellen wir Euch hier in den nächsten Wochen nach und nach vor.

Die Bibliothek in der Cloud: Was bieten cloudbasierte Bibliothekssysteme?

Beitragsbild Die Bibliothek in der Cloud

Autorin: Linda Groß


Cloudbasierte Bibliothekssysteme gelten als die neue Generation von Bibliotheksverwaltungssystemen. Sie bieten eine innovative Möglichkeit, wie Bibliotheken ihre zahlreichen Daten verwalten und täglichen Geschäftsgänge möglichst einfach abwickeln können. Mittlerweile werden sie auch in Deutschland immer häufiger eingesetzt. So arbeiten die Berliner Universitätsbibliotheken bereits seit 2015 mit einer solchen Software.1 Auch in Nordrhein-Westfalen läuft aktuell ein Projekt mit dem Ziel, alle Hochschulbibliotheken auf ein cloudbasiertes Bibliothekssystem umzustellen.2
Aber sind sie tatsächlich besser als bereits existierende Bibliotheksverwaltungsprogramme? Dieser Beitrag versucht der Frage nachzugehen, indem einige Vor- und Nachteile cloudbasierter Systeme erläutert und gegenübergestellt werden.


Der Beitrag im Überblick

  1. Alles in der “Cloud”: Was bedeutet das überhaupt?
  2. Worin liegen die Vorteile?
  3. Worin bestehen Nachteile?
  4. Alle Vor- und Nachteile im Überblick
  5. Fazit
  6. Quellen

Alles in der “Cloud”: Was bedeutet das überhaupt?

Traditionell ist die Arbeit mit einem Computer auf Hardware, wie zum Beispiel Monitor und Tastatur, angewiesen. Dazu gehören auch Festplatten und Speicherkarten, auf denen Software gespeichert und ausgeführt wird. Das bedeutet, dass sowohl Hard- als auch Software für den Betrieb der herkömmlichen Bibliothekssysteme vor Ort benötigt werden. Um die Daten für alle zugänglich zu machen, werden außerdem lokale Server als Speicherort benötigt. 3

Eine Cloud ist mehr als nur ein Speicherort für Daten

Bislang ist eine Cloud meist in ihrer Funktion als Speicherort für Medien, wie beispielsweise Fotos, bekannt. Doch eine cloudbasierte Software bietet noch mehr: nicht nur die Speicherung der Daten, sondern alle Arbeiten finden darüber statt. Ein Anbieter stellt einen Server, und die Software zur Verfügung. Der Zugriff erfolgt über einen Webbrowser. Somit reicht im Grunde ein Smartphone mit Internetzugang, um eine ganze Bibliothek zu verwalten. Damit wird viel Hardware überflüssig, vor allem lokale Server können eingespart werden. Dieses Konzept wird auch als „Software-as-a-service“ bezeichnet.4