Die Nutzung von interaktiven Videos in Bibliotheken

Autorinnen: Tanja Hoogestraat und Heike Goebel

Beim Surfen im Internet sind wir es gewohnt, eigenständig durch Klicken und Scrollen zu navigieren. Wir bestimmen selbst, welche Treffer bei einer Recherche relevant sind und welche Teile von Websites interessant erscheinen. Wenn jedoch ein Video aufgerufen wird, entwickeln wir uns häufig zu passiven Zuschauern.

Bei interaktiven Videos ist das nicht der Fall! So können zum Beispiel verschiedene Teile des Videos in individueller Reihenfolge oder weiterführende Inhalte durch Verlinkungen aufgerufen werden. Auch zusätzliche Elemente, wie Quizfragen sind möglich.1 Doch wie können Bibliotheken dieses Format für ihre Nutzer*innen einsetzen?

Übersicht

    1. Interaktive Videos in wissenschaftlichen Bibliotheken
    2. Interaktive Videos in öffentlichen Bibliotheken
    3. Abschlussquiz
    4. Quellen

Interaktive Videos in wissenschaftlichen Bibliotheken

Wissenschaftliche Bibliotheken richten ihren Bestand vor allem auf das wissenschaftliche Studium und die Forschung aus. Die Benutzer setzen sich vorwiegend aus Studierenden und Wissenschaftlern zusammen.2 Hier besteht ein großes Interesse an digitalen Lehrangeboten in den Bereichen:

    • Bibliotheksführungen
    • Suchstrategien für das Internet
    • fachspezifische Suchstrategien
    • Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten3

Interaktive Videos sind ein wichtiger Bestandteil des E-Learnings für Studierende, aber auch für anderweitig Interessierte. Die interaktiven Elemente helfen dabei, das Wissen zu erproben und Defizite selbstständig festzustellen.4 Ein Beispiel liefert die Bibliothek Wirtschaft & Management der TU Berlin, welche eine interaktive Bibliothekstour (Einloggen als Gast mit dem Passwort: DBWM) zur Verfügung stellt, um den Studierenden die Bibliothek auf elektronische Weise näher zu bringen.

Interaktive Videos in öffentlichen Bibliotheken

In öffentlichen Bibliotheken können interaktive Videos ebenfalls für Rechercheschulungen oder Bibliotheksführungen genutzt werden. Die Zielgruppen sind jedoch andere. So richten sich Angebote einer Stadtbibliothek an verschiedene Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise an Schulkinder. Deshalb sollten auch interaktive Videos der Büchereien auf diese ausgerichtet und verständlich für sie sein. Folgendes Video erklärt den booleschen Operator UND anhand von einfachen Beispielen:

Erklärvideo zum booleschen Operator UND5

Allerdings enthält das Video keine interaktiven Elemente. Möglichkeiten, diese durch h5p oder andere Tools einzubinden, könnten sein:

    • Zuordnung der grünen Häkchen und roten Kreuze zu den Eigenschaften der Autos
    • Ja/Nein-Fragen oder Multiple Choice, welche Autos zur Anfrage passen
    • Weiterführende Kapitel zu OR oder NOT als Pfad mit Auswahlmöglichkeit integrieren

Bibliotheksführungen durch Rallyes

Anstelle von Bibliotheksführungen können Rallyes konzipiert werden, in denen auch Videos integriert sind. Dafür kann die Anwendung Actionbound genutzt werden, mit der eine Art Schnitzeljagd und das Sammeln von Punkten möglich ist.6 Es können beispielsweise Bounds mit Erklärvideos und anschließenden Aufgaben innerhalb der Bücherei eingebunden werden.7

Das entspricht zwar nicht einem interaktiven Video an sich, hat aber den gleichen Effekt: Es wird sich aktiv mit den Inhalten auseinandergesetzt und die Teilnehmenden können gleichzeitig ihr Wissen überprüfen.

Abschlussquiz

Überprüfen Sie hier Ihr Wissen über den Beitrag. Viel Spaß!

Quellen

1 Lehner, Franz (2011): Interaktive Videos als neues Medium für das eLearning. HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik Jg. 48, H. 1, S. 51-62. Online unter https://doi.org/10.1007/BF03340549 [Abruf am 28.01.2022]

2 Gantert, Klaus (2016): Bibliothekarisches Grundwissen. 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin, Boston: De Gruyter Saur. Online unter https://doi.org/10.1515/9783110321500 [E Book]

3 Laczny, Joachim (2018): E-Tutorials zur Nutzerschulung in Bibliotheken: Stand der Technik und Trends. In: Hermann, Martin; Apel, Joachim (Hg.): Perspektive Bibliothek, Jg. 7, Nr. 2, S. 111-143. Online unter https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bibliothek/article/view/57961/pdf [Abruf am 27.01.2022]

4 Schlottke, Natalie (2021): Die Anwendung des Modells „Komplexitätsstufen von aktivierenden Lernressourcen“ auf die Förderung von Informationskompetenz in deutschen Hochschulbibliotheken. Brake (Unterweser). Online unter https://doi.org/10.25968/opus-1856 [Bachelorarbeit]

5 Reckling-Freitag, Kathrin (2014): Erklärvideo zu „Boole’schen Operatoren“ oder „logischen Verknüpfungen“. Video publiziert von ZwischenSeiten-TV am 14.09.2014 auf YouTube. Online unter https://zwischenseiten.com/2014/09/14/erklarvideo-zu-booleschen-operatoren-oder-logischen-verknupfungen/ [Abruf am 28.01.2022]

6 Nachtwey, Frank (2017): Bibliotheken und mobiles Lernen. Neue Services zur Wissensvermittlung. In: Thissen, Frank (Hg.): Lernen in virtuellen Räumen. Perspektiven des mobilen Lernens. Berlin, Boston: De Gruyter Saur, (Lernwelten) S. 110-124. Online unter https://doi.org/10.1515/9783110501131-008 [E-Book]

7 Zwick, Simon; Lengler, Cynthia; Hamer, Ilka; Güzelmeriç, Annette; Schatz, Eugenie; Wiethoff, Dörthe; Küpper, Florian; Deeg, Christoph (2016): Die Bibliothek spielerisch entdecken mit der Lern-App Actionbound. In: Bibliothek Forschung und Praxis, Jg. 40, Nr. 1, S. 50–63. Online unter https://doi.org/10.1515/bfp-2016-0005

Beitragsbild: Photo by cottonbro on Pexels

Bild 1: Photo by John Schnobrich on Unsplash

Bild 2: Photo by Guzel Maksutova on Unsplash

Bild 3: Photo by Redd on Unsplash