Progressive Web Apps und SEO: PWA als Chance zur Verbesserung des Suchmaschinenrankings

Autor: Hannes Dieterich


Progressive Web Apps (PWA) sind Websites, die Eigenschaften nativer Apps mit sich bringen. Richtig eingesetzt bringt die immer noch recht neue Technologie einige Vorteile mit sich wie schnelle Ladezeiten, Offline-Funktionalität und eine bei Bedarf einfache Installation. Außerdem werden PWA wie „normale“ Websites über eine URL aufgerufen. Da Inhalte so für Suchmaschinen zugänglich sind, macht sie diese Eigenschaft auch interessant für den Einsatz von Suchmaschinenoptimierung (SEO). In diesem Artikel geht es deshalb darum, wie Progressive Web Apps zu einem guten Suchmaschinenranking beitragen können.


Progressive Web App – was ist das überhaupt?

Zunächst soll die Frage geklärt werden, um was es sich bei Progressive Web Apps überhaupt genau handelt.

PWA verknüpfen die Eigenschaften von Websites mit den Merkmalen nativer Apps, sie sind quasi Website und App in einem. So wie eine native App können PWA Funktionen des Gerätes wie etwa Kamera, Mikrofon oder GPS-Ortung nutzen.1 Jedoch lassen sie sich über eine URL im Browser aufrufen, womit sie grundsätzlich unabhängig vom Betriebssystem sind und keine Installation über einen App-Store voraussetzen.2 Gleichzeitig lassen sie sich über eine Anzeige bei Bedarf auch wie eine gewöhnliche App auf Handy, Tablet oder Desktop installieren:

Installation der ZDF-Mediathek im Edge-Browser. Mobil ist der Button ebenfalls verfügbar.

Da im Hintergrund aber immer noch der Browser zum Einsatz kommt, müssen sich Benutzer nicht um Installation von Updates kümmern. Insofern unterscheiden sich PWA auch vom bereits existierenden Prinzip der Hybrid-Apps und Web-Apps: Anders als bei Hybrid-Apps ist keine Installation notwendig. Web-Apps laufen hingegen zwar ebenfalls browserbasiert, im Unterschied zu ihnen passen sich PWA aber dem Nutzungsrahmen an. Konkret bedeutet dies, dass Benutzer, deren Geräte und/oder Browser nicht mit allen Funktionen kompatibel sind, die App dennoch nutzen können.2

Technisch gesehen basieren PWA wie auch Websites auf den Sprachen HTML, CSS und JavaScript. Eine Besonderheit ist die Integration sogenannter Service Worker. Diese werden im Hintergrund des Browsers ausgeführt und bei erstmaliger Anwendung mit dem dazugehörigen Cache im Browser gespeichert. Durch das Aufrufen von Inhalten aus Cache ermöglichen die Service Worker schnelle Ladezeiten oder auch die Nutzung ganz ohne Internetverbindung.1

Weitere Informationen zu technischen Einzelheiten und der Erstellung von PWA bietet eine Playlist der Google Chrome Developers. Google fördert die Entwicklung von PWA besonders.2

Playlist Progressive Web App Training der Google Chrome Developers

Progressive Web Apps und SEO: Gibt es da einen Zusammenhang?

Da PWA eine URL besitzen, können sie wie gewöhnliche Websites durch Suchmaschinen indexiert werden. Beachtet werden muss an dieser Stelle nur, dass PWA in der Regel viel JavaScript enthalten, welches die Suchmaschinen-Crawler lange Zeit nur begrenzt richtig lesen konnten. Zwar hat sich die Situation in den letzten Jahren verbessert, will man jedoch sicher gehen, dass alle Suchmaschinen PWA richtig und schnell interpretieren, sollte man sich mit der Fragestellung beschäftigen. Eine mögliche Lösung ist der Einsatz sogenannten dynamischen Renderings, durch das Suchmaschinen Seiten als vorgerenderte HTML ausgegeben bekommen.3

Verbessert nun alleine der Einsatz von PWA das Suchmaschinenranking? Diese Frage lässt sich recht simpel mit einem nein beantworten, zumindest ergeben sich alleine durch die PWA-Eigenschaft keine bekannten oder vermuteten Benefits. Google verneint eine Bevorzugung gegenüber konventionellen Websites sogar explizit.4 Vorteile entstehen vielmehr mittelbar: PWA bieten im Optimalfall eine sehr gute User Experience, welche dann das Ranking in den Suchmaschinen positiv beeinflusst.

Warum User Experience wichtig für SEO ist

Inwiefern ist also User Experience wichtig für ein gutes Suchmaschinenranking? Generell erklärte Marktführer Google bereits 2011:5

„Our advice for publishers continues to be to focus on delivering the best possible user experience on your websites and not to focus too much on what they think are Google’s current ranking algorithms or signals.“

Amit Singhal, Google Fellow

Gleichzeitig beharrte Google aber darauf, dass das Nutzerverhalten keinen Einfluss auf das Ranking nehmen soll. Dies dürfte aber nur die halbe Wahrheit darstellen: Schließlich trainiert Google seine Ranking-Algorithmen mit Sicherheit auch mit Nutzerdaten und nutzt dann das Trainingsergebnis als Rankingfaktor. So fließt Nutzerverhalten schließlich nicht direkt, aber doch mittelbar in das Ranking ein – nämlich indem die Algorithmen nach Merkmalen suchen, die auf ein positives Nutzererlebnis hinweisen.6

Im Jahr 2021 führte Google mit der sogenannten Page Experience schließlich offiziell einen Rankingfaktor ein, der Merkmale, die sich zur User Experience zählen lassen, erfasst. Zu den aufgezählten Signalen, die auf eine gute Page Experience hindeuten, gehören zum einem die Core Web Vitals. Dies sind Kennzahlen, die Ladezeiten, Interaktivität und visuelle Stabilität bewerten. Daneben sind aus Google-Sicht eine Optimierung der Seite für mobile Geräte, die Verwendung von HTTPS und der Verzicht auf störende Popup-Werbungen wichtig.7 Details lassen sich direkt bei den Google Developers nachlesen.

Zusammengefasst ist User Experience also wichtig für ein gutes Suchmaschinenranking, da sie für Zufriedenheit beim Nutzer sorgt und sich dies positiv auf das Ranking auswirkt. Hinweise darauf, was aus Google-Sicht weiterhin auf eine gute User Experience hindeutet, geben im Übrigen eine Reihe von „UX Playbooks“. In den Playbooks finden sich zusammengefasst folgende konkrete Kennzahlen:6

  • Time on Site (Verweildauer): Bleiben Benutzer länger auf der Seite, spricht dies dafür, dass die Erwartungen erfüllt wurden
  • Page Views (Seitenaufrufe): Je mehr Seitenaufrufe Benutzer auf einer Seite machen, desto höher scheint das Interesse zu sein
  • Bounce Rate (Absprungrate): Verlassen Benutzer eine Seite gleich wieder nach Aufruf, ist er vermutlich nicht fündig geworden

Mit Progressive Web Apps eine gute User Experience gewährleisten

Viele Eigenschaften von PWA lassen sich mit den eben genannten Merkmalen, die auf gute User Experience hindeuten, in Verbindung bringen. Beispiele finden sich viele: PWA sorgen für schnelle Ladezeiten, verfolgen für gewöhnlich den Mobile-First-Gedanken und können Benutzer durch Interaktion zu längerer Verweildauer motivieren, etwa durch Push-Benachrichtigungen wie bei gewöhnlichen Apps. Allgemein sorgt das Aussehen und die Handhabung einer nativen App für eine schnelle und flüssige Interaktion mit der Website; durch die Offline-Verfügbarkeit können Nutzer auch ohne oder mit nur schwacher Verbindung auf Websites zugreifen. Weiterhin nutzen sie das HTTPS-Protokoll.8

Aufgepasst werden sollte bei PWA allerdings, wenn sie zusätzlich zu einer klassischen Variante der Website angeboten werden. Wird auf beiden Seiten derselbe Inhalt verwendet, könnten Suchmaschinen dies als Duplicate Content werten und dann eine oder beide Seiten abwerten. Vermieden werden kann dies jedoch durch ein rel=canonical im Header der URL.9

Fazit

Alleine durch den Einsatz von Progressive Web Apps ergeben sich noch keine Vorteile im Suchmaschinenranking. Sie können aber richtig eingesetzt für eine sehr gute User Experience sorgen und sich so auch im Suchmaschinenranking gegenüber anderen Websites absetzen. Dafür müssen die Stärken von PWA ausgespielt werden, ohne aber gleichzeitig die sonst auch üblichen Faktoren der Suchmaschinenoptimierung zu missachten.

Verweise

  1. Ionos (2022): Progressive Web-Apps: Was versprechen die progressiven Apps? Online unter https://www.ionos.de/digitalguide/websites/web-entwicklung/progressive-web-apps-welche-vorteile-bieten-sie/ [Abruf am 31.01.2023]
  2. Upload Magazin (2020): Progressive Web Apps erklärt: Wann und wofür sich eine PWA eignet. Online unter https://upload-magazin.de/44744-progressive-web-apps/ [Abruf am 31.01.2023]
  3. Scandiweb (2022): Progressive Web Apps and SEO. Online unter https://scandiweb.com/blog/progressive-web-apps-and-seo/ [Abruf am 31.01.2023]
  4. Shogun (2022): Are PWAs Good or Bad for SEO? What Your Brand Needs To Know. Online unter https://getshogun.com/enterprise/pwa-seo/ [Abruf am 31.01.2023]
  5. Sistrix (2022): Google Panda Update. Online unter https://www.sistrix.de/frag-sistrix/google-updates/panda-update/ [Abruf am 31.01.2023]
  6. Sistrix (2019): Ist User Experience ein Rankingfaktor? Online unter https://www.sistrix.de/news/google-rankingfaktor-user-experience/ [Abruf am 31.01.2023]
  7. Google Search Central (2021): More time, tools, and details on the page experience update. Online unter https://developers.google.com/search/blog/2021/04/more-details-page-experience?hl=en [Abruf am 31.01.2023]
  8. Gomage (o. J.): How PWA Impacts SEO: Uncovering the Truth. Online unter https://www.gomage.com/blog/pwa-seo/ [Abruf am 31.01.2023]
  9. Content Manager (2019): SEO für Progressive-Web-Apps (PWA). Online unter https://www.contentmanager.de/cms/ryve/seo-fuer-progressive-web-apps-pwa/ [Abruf am 31.01.2023]